Drei Säulen prägen nach wie vor unser Leben hier: unser Zusammenleben als Gemeinschaft von vier Augustinern (P. Pius, P. Matthias, P. Jakob und Br. Jeremias), unsere Seelsorge in all ihren Facetten und die täglich gelebte Ökumene an der Reglerkirche. Wir hoffen, dass diese Säulen uns sicher stehen lassen und dass wir sie immer wieder gut miteinander verbinden können.
2018 konnten wir erstmals ein gemeinsames Jahresprogramm mit „Regler“ erstellen. Wir möchten suchenden Menschen Angebote machen, wo sie mit ihren Fragen und Interessen anknüpfen können, mit uns zusammen Gottes Weite spüren und Freude am Glauben und an der Gemeinschaft finden. Das Programm und andere Infos stehen auch auf unserer Homepage www.augustiner-in-erfurt.de.
Im zurückliegenden Jahr haben wieder viele Menschen in der Seelsorge zu uns gefunden. Davon kann und will ich nichts weiter erzählen. Zu berichten ist von den schönen Gottesdiensten, die wir mal ganz katholisch, mal in ökumenischer Eintracht feiern konnten. Ich denke etwa an den Lichtmesstag. Unter dem Motto „Mein Leben in Gottes Licht halten – gesegnet meinen Weg gehen“ hat P. Jakob mit Pfarrerin Lipski den Abendgottesdienst in der Reglerkirche gestaltet.
P. Matthias hatte in der Fastenzeit eingeladen zu „40 Tage im Gespräch mit Gott und mir“. - Das österliche Triduum begann mit der Messe vom Letzten Abendmahl (inkl. Händewaschung und Agape) und der Ölbergstunde im Hohen Chor der Reglerkirche. Am Karfreitag waren wir unterwegs zu einer Anhöhe am Stadtrand. Die Passion Christi begleitete uns auf dem Weg, der in der kleinen Cyriakus-Kapelle endete. Dort meditierte P. Jakob mit uns den Gekreuzigten des Isenheimer Altars. Wer wollte, war rechtzeitig zurück zur Passionsmusik in Regler. Die Auferstehungsfeier am frühen Ostermorgen hat durch die Taufe zweier Babys und eines Dreijährigen einen besonderen Akzent erhalten. Es war höchstwahrscheinlich die erste katholische Taufe in der Reglerkirche überhaupt!
Leider lag ein Schatten über dem Osterfest. P. Pius musste in der Karwoche mit hohem Fieber ins Krankenhaus. Der Infekt war Ostern, worauf dieses Jahr zusätzlich sein Geburtstag fiel, noch nicht überwunden. Inzwischen ist er aber Gott sei Dank längst wieder genesen.
Eine besondere Freude war im August die Feier des Augustinus-Festes. Unser Ordensvater ist ja auch der Patron der Reglerkirche. Der Gemeindekirchenrat hat beschlossen, künftig immer mit uns zusammen das Augustinusfest zu feiern. An diesem Tag wird auf den Evangelischen Gemeindegottesdienst verzichtet. Br. Jeremias stand der Festmesse vor, der katholische Pfarrer und Dekan Marcellus Klaus hielt die Predigt, Glieder beider Gemeinden trugen die Texte vor. Begrüßung und Segen teilte Br. Jeremias sich mit Pfarrerin Gabriele Lipski. Das „Ökumenische Holzgebläse“ umrahmte die Messe feierlich.
Nach der Kaffeepause gaben Siegfried und Oliver Fietz ein Konzert. Sie stellten dabei vor allem die neuen Augustinus-Lieder vor, die Marco Kunz gedichtet hatte und im Rahmen des Konzerts selbst performte. Etliche Fotos unserer neuen Homepage entstanden an diesem Tag. Sie haben die gute und vor allem im Gottesdienst sehr berührende Stimmung prima eingefangen. Die Kollekte war für die Renovierung des Gemeindehauses bestimmt. Inzwischen wurde ja damit begonnen, um die Wohn- und Arbeitsbedingungen für uns und unsere beiden Gemeinden zu verbessern. - Das „Mürschter Klosterbier“ ließen sich viele beim Fest gerne schmecken!
Nur wenige Tage nach dem Augustinus-Fest feierte Bischof Ulrich Neymeyr mit uns die Abendmesse. Anschließend traf er sich im Gemeindehaus mit uns und Vertretern des ev. Gemeindekirchenrates zum Abendbrot im kleinen Kreis. Der Bischofsbesuch war im Rahmen der Visitation der Innenstadtgemeinde St. Laurentius und würdigte unser seelsorgliches und ökumenisches Engagement.
Unsere tägliche Abendmesse ist – wie es jemand ins Bild gefasst hat – der Punkt, an dem der Zirkel fest eingestochen ist, von dem aus wir unsere Kreise ziehen. Am Freitag verbinden wir die Messe mit einem kleinen Schriftgespräch. Danach treffen sich die Gottesdienstbesucher mit uns Augustinern zu einem Mitbring-Abendessen im Augustinus-Raum.
Etliche Workshops und Vorträge konnten wir Augustiner und die Reglergemeinde wieder mit dem Katholischen Forum und anderen Partnern organisieren. Schon im Januar war der Nestor der deutschen Gravitationsforscher, der inzwischen leider verstorbene Prof. Dr. Manfred Bonatz (Bonn), zum Vortrag bei uns. Sein Plädoyer, dass Naturwissenschaft und Glaube zusammengehören, hat das große Auditorium überzeugt. Der Zugewinn an wissenschaftlicher Erkenntnis macht den Glauben eben doch noch längst nicht überflüssig.
Pfarrer & Elvis-Imitator Norbert Fink aus Wuppertal besuchte uns zu einer Lesung aus seinem Buch „Hallo Welt, hier Kirche“. Der Traupriester von Daniela Katzenberger und Lucas Cordalis überraschte viele durch seine eher zurückhaltende Art.
Zum Fest der Bekehrung des hl. Augustinus feierten wir wieder einen festlichen Gottesdienst. Anschließend hielt Dr. Andreas E.J. Grote (Zentrum für Augustinus-Forschung Würzburg) uns den Vortrag „Kloster und Klerus. Das neue Konzept von Askese und Pastoral bei Augustinus“. In einem Abschnitt ging er dabei besonders auf P. Adolar Zumkellers Standardwerk „Das Mönchtum des hl. Augustinus“ ein. Dieses Buch des gebürtigen Erfurter Mitbruders hat Grote 2018 im Auftrag unserer Provinz neu herausgegeben.
Am selben Wochenende war auch der „Tag der offenen Klöster“, der im Vielerlei leider etwas unterging. Abends lud das Klezmer-Orchester Erfurt unter der Leitung von Johannes Gläser und Kantor Johannes Häußler zum Konzert: „Klez we can!“
Tags darauf, am Sonntag nach dem evangelischen Gemeindegottesdienst, eröffneten wir in der Kirche mit einer Vernissage die Ausstellung „Frieden geht. Anders“. Konzipiert wurde sie von Pax Christi und der Ev Kirche Hessen Waldeck. Sie erzählt sieben positive Beispiele, wo couragierte Menschen Frieden ermöglichten, indem sie anders als erwartbar handelten.
Im Umfeld dieser Ausstellung war auch wieder unsere palästinensische Freundin Dr. Dalal Makari-Pausch aus Weiden mit arabischem Schattentheater und Tanz bei uns. Sie und Nic Elß aus unserer Gemeinde trugen ihre Gedichte und Prosatexte vor. Die syrischen Musiker Miral Zidan und Sarmad Majed gestalteten den Abend auf der Saz und der Oud. Zwei Tage zuvor hatte Dalal Makari-Pausch SchülerInnen der Elisabeth-Schule (Caritas; Erzieher) einen Workshop über das Schattentheater als therapeutischer Möglichkeit für durch Krieg traumatisierte Kinder gehalten.
Beim Fahrradkino Anfang Mai zeigten wir vor dem Haupteingang der Kirche den Film „Keine Kompromisse“ von Hauke Hilberg. Der Projektor wurde von acht Fahrrädern angetrieben. Immer wieder blieben auch Passanten stehen oder beteiligten sich sogar am Filmgespräch.
Am 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes in Deutschland, schlossen wir die Ausstellung mit dem Friedensgebet der Gemeinschaft Sant'Egidio. Die Erfurter Gruppe betet zweimal pro Monat in Regler das Abendgebet.
An einem heißen Samstag Anfang Juni gingen wir mit dem Kleinen Bruder Jesu Andreas Knapp aus Leipzig in die „Wüste“. Seine „Lebensspuren im Sand" waren eine Einübung in Stille und Aufmerksamkeit. Abends gab Br. Andreas eine Lesung seines Buches „Der Brunnen hinter den Dünen“, in dem er seine Erfahrungen in der Wüste verarbeitet hat. Die großartige Madlen Kanzler begleitete uns musikalisch durch den Abend auf der Gitarre.
Eine unerwartet große Zahl von Menschen – zum Teil ohne konfessionelle Bindung – aus Erfurt und Umgebung war an „Meister Eckhart. Eine Einführung“ interessiert. Der Einführungsvortrag von Renate Morawietz rief die Eckdaten des Erfurter Dominikaners in Erinnerung. Die Ritaschwestern Ursula und Carmen boten einen Workshop mit Textarbeit und Bewegungan, Dorothea Höck die Lektüre zweier Predigten Eckharts über Martha und Maria (Lk10,38-42) – die er ganz außergewöhnlich interpretierte! Eine Abendveranstaltung in der Predigerkirche brachte unter dem Motto „Durch die Wüste zum Einen“ Musik und Texte von Meister Eckhart und seines islamischen Zeitgenossen Rumi, des Gründers des Sufismus, zueinander. Musik aus Orient und Okzident an der Orgel und orientalischen Zupfinstrumenten prägten den Abend. 2019 planen wir eine Fortsetzung dieser„Einführung“.
Anfang September führte uns die ökumenische Fußwallfahrt zur Pilgerkirche nach Schmira vor den Toren Erfurts. Auf dem Weg begleiteten uns nochmalsTexte von Meister Eckhart. In Schmira wurden wir vom Team der Pilgerkirche herzlich empfangen.
Ein Sonntag im September wurde zu einem besonderen spirituellen Highlight. Der Flötist und Komponist Helge Burggrabe hielt in der Reglerkirche einen HAGIOS-Tag. Seine Melodien und verbindenden Worte tönen immer noch in uns. Die kurzen Liedrufe begleiten uns seitdem immer wieder auch in unserer Werktagsliturgie.
Am 28. September feiern wir Augustiner das Fest der Seligen Japanischen Märtyrer, die im 17. Jahrhundert ihr Leben ließen. Das Schweigen Gottes und das schwierige Verhältnis von Verrat und Fanatismus erzählt auf beeindruckende Weise der Film „Silence“ von Martin Scorsese, den wir im Anschluss an die Abendmesse im Gemeindesaal zeigten. Die Fragen, die der Film aufwirft, sind nach diesem Abend noch längst nicht verdaut.
Gleichzeitig war der Film sozusagen inoffizieller Auftakt zu einer Herbstfilmreihe, die wir zusammen mit dem Katholischen Forum Thüringen und dem Kommunalen Kinoklub zeigen. Es ging im Oktober los mit „Sophie Scholl. Die letzten Tage“, gefolgt von „Dein Weg“ vierzehn Tage später. Für das anschließende Filmgespräch konnten wir den Komponisten und Pionier der Hospizarbeit in Thüringen (sowie Onkel unserer Verteidigungsministerin) George Alexander Albrecht (Weimar) gewinnen. Zum Abschluss zeigten wir im November die Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“. Mehrere Bekannte haben selbst Erfahrungen mit „interkulturellen Ehen“ ihrer Kinder und standen beim Filmgespräch Rede und Antwort.
Am ersten Sonntag im Oktober feierten wir wieder ökumenisch das Erntedankfest und die Taufe zweier Kinder, verbunden mit dem Gemeindefest in und vor der Kirche. Nach dem Gottesdienst gab es Führungen durch das Gemeindehaus, dessen Renovierung ansteht. Viele nutzten die Gelegenheit, auch unsere Wohnräume anzusehen. Nachmittags begeisterte eine Puppenspielerin mit dem norddeutschen Märchen von der „Regentrude“ Jung und Alt. Zum Abschluss konnten wir ein feierliches Konzert für Orgel und Trompete genießen.
Am 10. Oktober feierten wir das Fest unseres Studienpatrons Thomas von Villanova. In diesem Jahr sind wir besonders dankbar für Br. Philipp und Br. Michael. Sie legten am 1. September in Maria Eich bei München ihre erste Profess ab. Mittlerweile sind sie nach Würzburg umgezogen, um dort als Erzieher im Blindeninstitut zu arbeiten bzw. Theologie zu studieren. Wenige Tage später wurde Br. Damian ins Noviziat aufgenommen. Bei unserer Provinzversammlung in Oberzell bei Würzburg konnten wir bereits spüren, wie wohltuend diese jungen Männer für uns sind. - Auch die Ritaschwestern (Augustinerinnen) haben wieder eine Novizin: Sr.Katharina-Elisabeth. Schließt diese jungen Leute bitte in euer Gebet ein!
Im zurückliegenden Jahr verbesserten wir vor allem dank unseres Experten Br. Carsten die Öffentlichkeitsarbeit. Ihr kennt ja alle unsere Halbjahreszeitschrift „Augustiner“, die von ihm konzipiert ist. Seit einigen Monaten wird Carsten unterstützt von Fabia Fuchs. Unsere bereits erwähnte neue Homepage trägt vor allem ihre Handschrift. Dort kann man sich auch für den Newsletter anmelden, den Br. Jeremias von Zeit zu Zeit verschickt. Tagesaktuell versucht Jeremias weiter über verschiedene Facebook-Seiten zu informieren. Die Seite „Regler ökumenisch“ (fb.me/AugustinerReglerErfurt) bestücken wir gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde.
Auch im Stadtbild sind wir nun stärker präsent, weil wir unsere Werbung auch in den Veranstaltungsheften der Stadt Erfurt sowie an den „Kulturlitfaßsäulen“ platzieren. Damit erreichen wir Menschen, die bislang kirchliche Angebote nicht wahrgenommen haben. Unser wichtigster Kooperationspartner bleibt das Katholische Forum Thüringen, die Akademie des Bistums Erfurt. Das finanzielle Risiko federt ferner die „Stiftung der Augustiner“ gut ab.
Nicht vergessen möchte ich, dass wir in diesem Jahr die Vikarin Sabrina Pieper schweren Herzens verabschieden mussten. Sie hat zu Ostern ihre erste eigene Pfarrstelle in Mühlberg an der Elbe angetreten. Jeremias war bei ihrer Einführung dabei und konnte sich überzeugen, dass sie dort sehr willkommen ist. In Mühlberg kann sie auch ihre Begeisterung für die Ökumene weiterleben. Dort hat der katholische Orden der Claretiner einen kleinen Konvent.
Wir Augustiner haben inzwischen auch ein wenig in die Reglerkirche investiert. Seit Frühsommer gibt es einen zusätzlichen Sakristeischrank. Der war alles andere als billig. Aber er hilft doch sehr, dass wieder Ordnung eingekehrt ist und unsere Sakristei nun wohl die schönste von ganz Thüringen ist! Als nächstes planen wir das „Obergemach“ etwas zu renovieren, in dem normalerweise der Tabernakel steht.
Es ist schön, wenn wir uns als Erfurter Ordensleute immer wieder bei den Ordenstagen des Bistums treffen. Mit dem Karmel in Weimar und den Kleinen Schwestern Jesu aus Gräfentonna verbindet uns eine besondere Freundschaft, auch mit Sr. Benedikta (Gute Hirtin; sie ist schon 95!), die oft bei uns die Messe mitfeiert.
Ein besonderes Highlight war für Br. Jeremias die Familienfreizeit Ende Juli/Anfang August in Oberwiesenthal (Erzgebirge). Familien aus Erfurt, Nürnberg, Oberfranken, der Oberpfalz und Berlin sowie Geschwister der Augustinus-Bruderschaft verbrachten eine entspannte Zeit in der höchstgelegenen Stadt Deutschlands. Dort stand uns das evangelische Gemeindehaus mit seinem Garten zur Verfügung.
Mitte Oktober hat unsere Kommunität ein paar Tage im Schwarzwald verbracht, wo ein Erfurter uns sein Haus zur Verfügung stellte. Wir haben über unser Leben und unsere Arbeit reflektiert und am Programm für 2019 gearbeitet.
Am Allerseelentag (2. November) gestalteten Br. Jeremias und Nic Elß die Gedenkmesse für die Verstorbenen mit Gedichten von Rainer Maria Rilke. Madlen Kanzler umrahmte den Gottesdienst musikalisch auf der Gitarre.
An Augustins Geburtstag (13. November) betete die Gemeinschaft Sant'Egidio wieder ihr monatliches Abendgebet. Anschließend hielt im großen Gemeindesaal Br. Jeremias den Vortrag „Gnade oder Leistung? Eine Korrespondenz über die Gnade“. Bereits am Vorabend hatten wir in der Abendmesse das Fest „Ordensallerheiligen“ gefeiert.
Den Buß- und Bettag feierten wir gemeinsam mit Regler ökumenisch. Auf diesen Tag fiel auch die Visitation unseres Provinzials P. Alfons Tony OSA anlässlich des bevorstehenden Provinzkapitels. Begleitet wurde er von P. Dominik Wernicke OSA. Die brüderliche Atmosphäre und die offenen Gespräche miteinander haben uns sehr gut getan. Inzwischen ist die Befragung abgeschlossen, wer neuer Provinzials werden soll. Die Wahl erfolgt dann nach Ostern.
Anlässlich des 2. Jahrestages unserer Kooperation feierten wir den Gottesdienst am 1. Advent wiederum ökumenisch. Thema des Gottesdienstes war „Himmel auf!“ Vielleicht ist ja unsere ökumenische, alltägliche Gemeinschaft in Regler ein Stück offener Himmel?
Jetzt, wo wir das gesamte Jahr 2018 Revue passieren ließen, wird uns bewusst, wie viel schon gewachsen ist. Der Alltag ist oft anstrengend, voller Reibung und auch mit Rückschlägen gespickt. Da ist es gut, hin und wieder den Focus zu vergrößern und dankbar zu werden für alles, was doch gelungen ist. Diese Perspektive auch auf das eigene Leben wünschen wir Augustiner Ihnen allen von Herzen!
„Wann reißt der Himmel auf?“, fragte Silbermond am 1. Advent die ökumenische Gemeinde in der Reglerkirche. „Ist nicht irgendwo da draußen 'n bisschen Glück für mich?“
Am 1. Advent 2016 feierte die Reglergemeinde mit uns Augustinern und denen, die sich uns verbunden wissen, erstmals in der Reglerkirche gemeinsam Gottesdienst. Unsere Kooperation wurde damit besiegelt. In den zurückliegenden zwei Jahren sind wir noch mehr zusammengewachsen. Wir öffnen uns mehr und mehr füreinander in unserer Arbeit und unserem Leben - und bleiben doch wir selbst.
„Wann reißt der Himmel auf?“ - Vielleicht ist unsere ökumenische Gemeinschaft ein Stück offener Himmel?
Predigt für den 1. Advent 2018: „Himmel auf!“
Wenn wir singen: O Heiland reiß den Himmel auf, oder wann reißt der Himmel auf, könnte vor unserem inneren Auge eine Vorsituation erscheinen. Wie sieht die Welt aus, wenn der Himmel nicht aufgerissen ist: dunkel, ohne Sonne, trübe, müde machend, vielleicht durch das geringe Licht Anlass für Depressionen. Der Blick richtet sich auf das Dunkle, auf die Not und Angst, wie in dem Lied von Silbermond beschrieben. Eine Welt, in der man das Gefühl hat, dass das Licht für mich nicht mehr richtig scheint. Aber wir brauchen das Licht zum Leben.
Irgendwie habe ich derzeit besonders viele seelsorgliche Gespräche über einen Verlust, Krankheit oder Ängste, über zerbrochene Beziehungen und Unsicherheit, wie es beruflich weitergehen soll. Man hat manchmal den Eindruck, als suchten solche schweren Lasten die Gesellschaft anderer schwerer Lasten, und es reißt gar nicht ab. „O Heiland, reiß den Himmel auf!“, möchte ich beten für alle diese Menschen. Schicke dein Licht zu uns, oder noch besser: Komm selbst und befreie uns!
O Heiland, reiß den Himmel auf und steig herab, bitten wir. Das hört sich so mächtig und stark an. Man sieht Gottes gewaltige Hand, die alles zerreißt, was in uns dunkel ist.
Unser Heiland ist Jesus Christus. ER ist herab gestiegen zu uns.
Aber Jesus kommt nicht mit Gewalt und großem Getöse. „Siehe, dein König kommt sanftmütig zu dir,er reitet auf einem Esel“. Dieses Evangelium, das wir immer am 1.Advent vorlesen, spricht von Jesus, dem König und Sohn Gottes, der ganz bewusst demütig und völlig wehrlos zu den Menschen kommt, ohne Machtanspruch. Nur auf einem Esel. Ein Friedenskönig.
Nur ein Esel? So halbwüchsig wie er ist, taugt er kaum für Triumphzüge. Mit ihm kann man nicht Schaulaufen: „Schaut her! Ich habe alles im Griff! Jetzt geht’s nur noch nach vorne und aufwärts!“ Nur ein Esel. Ein Tier für den Alltag der Bauern, damals im Heiligen Land, zur Zeit Jesu. Geduldig schleppt er die Lasten, schleppt tagaus-tagein alles, was man auf seinen Rücken legt. Aber: Es ist der Esel, dieser Alltags-gängige und Alltags-taugliche, der den Herrn nach Jerusalem hineinträgt.
Mehr alltagstauglich als außerordentlich sind auch manche Situationen, in denen uns der Himmel aufzugehen scheint. Da bekommt die schwarze Decke über uns einen Riss: Gottes Nähe wird spürbar.
Ja, ein schönes Bild: Die schwarze Decke bekommt einen Riss. Das Licht wird sichtbar. Mitten in unserem Leben.
Lassen Sie mich zwei Beispiele aus meinem beruflichen Leben erzählen, wo das geschehen ist. Licht ist: Dunkles ist hell geworden, der Himmel ist aufgerissen:
1. Beispiel:
Einige Zeit lang hatte eine Frau aus der Gemeinde mit einigen Dingen, die ich vielleicht ungeschickt gesagt und getan habe, Schwierigkeiten.Sie fühlte sich durch mich nicht richtig verstanden. Wir beide litten unter der Situation und hatten bittere Gedanken, wenn wir an einander dachten. Dann haben wir mehrfach miteinander gesprochen – nicht gleich ging dabei der Himmel auf. Die Gespräche waren zunächst mühsam. Kränkungen wurden benannt und mussten verkraftet werden. Aber nach einer gewissen Zeit des gemeinsamen Ringens um Verständnis, konnten wir die Dinge, die zwischen uns standen, bereinigen, ablegen. Jede ist der anderen ein Stück entgegen gekommen und wir haben gelernt, freund-schaftlich und wertschätzend aufeinander zu schauen. Für mich ging da der Himmel auf!
„Lasst uns ablegen Werke und Gedanken der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes“, wurde in der Epistel heute vorgelesen. Die Werke des Lichtes sind die freundlich und sehen Gutes im Anderen. Immer, wo das geschieht, handeln wir im Geiste Jesu Christi, der auf einem Esel in Sanftmut zu uns kommt. Und es reißt der Himmel auf. Gottes Licht wird sichtbar.
2. Beispiel
Junge Gemeindepädagogen von einer Hochschule aus Sachsen sind vor 2 Monaten mit zwei ihrer Professoren zu uns in die Gemeinde gekommen und haben darum gebeten, etwas über unsere ökumenische Kooperation zu hören. Jakob und ich erzählten ihnen von unserem Gedanken, dass es viel wichtiger ist miteinander auf dem Weg zu sein und die eigenen konfessionellen Grenzen durchlässig zu machen, als sich bewusst abzugrenzen.
Wir werden oft besucht und sollen über die Ökumene unserer Gemeinden erzählen. Aber wenn wir das erzählen, wird uns oftgesagt, dass wir doch nur Einzelexemplare sind. Exoten in der christlichen Welt. Wir tun etwas, was manche ganz schön finden. Ein bisschen lassen wir uns bestaunen. Und dann hören wir am Ende. „Das ist wirklich interessant, was Sie hier machen. Aber geht doch an der kirchlichen Wirklichkeit vorbei. So weit sind die Kirchen eigentlich noch nicht. Wir müssen uns Schritt für Schritt annähern und dürfen dabei keinen Schritt auslassen. Es wird noch sehr lange dauern, ehe unsere Kirchen auf diese Weise zur sich vollständig anerkennenden Ökumene bereit sind.“ Das hören wir immer wieder. Und nehmen es zur Kenntnis. Ich bin dabei immer etwas traurig. „Schade, dass die anderen es nicht versuchen.“
Am Ende des Gespräches mit den angehenden Gemeinde-Pädagogen habe ich die jungen Leutegefragt, was ihr eigener wesentlicher Gedanke sei, wenn sie an ihre zukünftige Arbeit in den Gemeinden denken. Eine junge Frau meldet sich zu Wort und sagt:„Ich möchte es ganz genauso machen wie Sie. Ich möchte Grenzen überwinden und Frieden schaffen, zum Beispiel indem unterschiedliche Konfessionen miteinander den Glauben weitergeben und Frieden leben. Vielleicht können wir damit auch kirchenfremde Menschen beeindrucken – weil wir einen Friedensweg gehen, über Grenzen hinweg.“
Für mich, liebeSchwestern und Brüder, ist bei dieser Antwort ein Stück Himmel aufgerissen. Diese jungen Menschen, die voller Begeisterung in ihrer Berufsvorbereitung sind, nehmen sich an unserem ökumenischen Weg ein Beispiel. Wenn fremde Menschen erkennen, dass durch die Ökumene zwischen
katholischen Mönchen und einer ev. Gemeinde Kirche neu gebaut wird, dann sind wir auf dem Weg mit Jesus Christus, der Versöhnung gebracht hat, zu den Menschen. Dann reißt der Heiland den Himmel auf.
Mir kommt hier wieder der Esel in den Sinn. Auch unsere Ökumene erschien manchem Mitchristen in dieser Stadt als Eselei: Das kann doch nie und nimmer funktionieren! Das wird im Alltag ständig Probleme geben! Die Unterschiede sind doch viel zu groß! - Aber gerade im Alltag gibt es die wenigsten Probleme. Wir teilen uns manche Aufgaben in Kirche, Gemeindehaus und Gelände. Wir bringen unsere Bedürfnisse und unsere Fähigkeiten ins Spiel, besorgen Kerzen oder Blumenschmuck, Aufsteller und Plakate, bewerben unsere gemeinsamen Veranstaltungen, schließen die Kirche auf und zu, laufen bei Alarm los und gucken, besprechen alles, was organisiert werden muss (und mehr) in den verschiedenen Gremien,
besuchen gegenseitig immer wieder die Gottesdienste, auch die
verschiedenen Musiken – und beten täglich im Mittagsgebet in ökumenischer Eintracht. Wie oft sitze ich hier in der Kirche oder im Gemeindehaus oder in unserem schönen Kirchgarten und denke: Hier ist doch der Himmel schon offen! - Am wertvollsten ist mir diese alltäglich-treue Eselei, die unsere Ökumene vielleicht am stärksten ausmacht.Und ich glaube: Auf solchen Eseln reitet der Herr offenbar gerne!
Wir säen die Samen, wir können nur kleine Schritte gehen. Der Herr reißt den Himmel auf. Der Herr lässt wachsen und gedeihen, so dass die Samen beginnen zu grünen und die Menschheit getröstet wird.
Liebe Gemeinde, Gott ist bei uns. Kommt ganz leise in unseren Alltag. Auch wenn Sie heute Kummer haben und Sorge, so ist es doch ein großes Geschenk, dass Sie wissen dürfen, Gott geht mit mir auch durch schwere Zeiten. Er ist dennoch ein Licht in meinem Herzen. Er reißt den Himmel immer wieder auf. Oft ganz still und leise. Oft in kleinen Alltagsdingen. Der Herr reißt den Himmel auf und lässt uns das Licht wieder erkennen. Das Licht seiner Liebe und Zuwendung. Amen.
Am Nachmittag führten Regler–Singschar & Regler–Instrumentalkreis unter der Leitung von Kantor Johannes Häußler „Die Geburt Christi" auf. Mit bekannten Advents- und Weihnachtsliedern, mit Solisten und Instrumentalbegleitung (Oboe, Streichorchester und Orgel), mit Kinderchor und integrierten Gemeindeliedern schuf Heinrich von Herzogenberg eine Vertonung der Weihnachtsgeschichte.
19.30 Uhr | Gemeindesaal | Br.Jeremias OSA
Wie gelingt menschliches Leben? Was kann oder muss ein Mensch tun, um gottgefällig zu leben? Inwiefern ist der Mensch von Gott gefordert – wo überfordert? Was kann ein Mensch Gott anbieten, der über ihn richten wird? Ist Gott mehr zu lieben oder mehr zu fürchten? Was bewirkt Gottes Gnade?
Die junge Römerin Demetrias, Spross der Anicier, eines hochadeligen Geschlechts allerersten Ranges,schlägt um die Jahreswende 413/414 eine glänzende Hochzeit aus. Stattdessen nimmt sie den Jungfrauenschleier, um fortan ein asketisch-keusches Leben zu führen. Damals stand die Welt Kopf: Viele sahen im Entschluss der jungen Frau die alten römischen Tugenden wiederaufleben – nun aber veredelt durch den christlichen Glauben.
Mutter und Großmutter der Demetrias, beide fromme Witwen, nutzen ihre Verbindungen und bitten die besten Theologen der Zeit um Briefe und kleine Handbüchlein zur Unterweisung im geistlichen Leben. Hieronymus, Pelagius und Augustinus greifen zur Feder - drei der wichtigsten Vertreter des sogenannten „Gnadenstreits“, der die junge Kirche noch lange (bis heute?) in Atem hielt. Unter anderem Fragen, wie sie oben angerissen wurden.
Doch schon in der Korrespondenz an und um Demetrias zeigen sich die fundamentalen Unterschiede – vor allem wie sie von Augustinus und Pelagius vertreten werden: eine Spiritualität der Liebe gegen eine „Spiritualität“ der Leistung.
Am 7. Oktober konnten wir ökumenisch ein wunderbares Erntedankfest und die Taufe zweier Kinder feiern, verbunden mit dem Gemeindefest in und vor der Kirche.
Nach dem Gottesdienst gab es Führungen durch das Gemeindehaus, dessen Renovierung ansteht. Viele nutzten die Gelegenheit, auch unsere Wohnräume anzusehen.
Nachmittags begeisterte eine Puppenspielerin mit dem norddeutschen Märchen von der „Regentrude“ Jung und Alt.
Zum Abschluss konnten wir ein feierliches Konzert für Orgel und Trompete genießen.
„Hier bin ich! Hier bin ich! Hineni!“, hallt es in vielfacher Wiederholung mehrstimmig durch den Hohen Chor der Erfurter Reglerkirche. Die Antwort auf Gottes Anruf braucht eine Klarheit, wie sie im deutschen „Hier bin ich!“ zum Ausdruck kommt. Sie braucht aber auch die offene Weite, die eher im hebräischen „hineni“ anklingt. Da sein, ganz präsent im Hier und Jetzt, offen für den Ruf Gottes. Mit einem Mal bin ich zurückversetzt an die Stationen meines Lebensweges, an denen ich in der Liturgie aufgerufen wurde: bei der Profess und bei den Weihen. „Hier bin ich!“, das war jeweils meine Antwort. Jetzt ist es wieder meine Antwort. HAGIOS - Gesungenes Gebet.
HAGIOS - griechisch für „heilig“- nennt Helge Burggrabe sein Mitsingprojekt. „Es gibt keine falschen Töne“, ermutigt er die Teilnehmer am nachmittäglichen Workshop und später auch alle, die sich zum Liederabend einfinden. Schon nach kurzer Zeit ist die Reglerkirche voll von Musik. Man mag kaum glauben, dass die Menschen, die hier miteinander singen, dies noch niemals vorher miteinander taten und auch bei weitem nicht alle geübte Sänger sind.
Der Komponist und Flötist Burggrabe hat in der Tradition von Klöstern und Gemeinschaften wie Taizé einen Liederzyklus entwickelt. Kurze Texte und Rufe werden mit eingängigen Melodien unterlegt und in steter Wiederholung meditiert. Die Überleitungen Burggrabes helfen dabei, in eine Haltung der Offenheit und des Gebets zu kommen. Das Heilige beginnt in uns zu schwingen, die Instrumente der eigenen Körper und das „architektonische Instrument“ der Reglerkirche stimulieren einander und lassen die Tiefe des Franz von Assisi zugeschriebenen Wortes erahnen: „Herr, mache mich zu einem Instrument deines Friedens“.
Ein Wort aus der koptischen Kirche hat Helge Burggrabe ebenfalls vertont: „Lass deinen Mund stille sein, dann spricht dein Herz. Lass dein Herz stille sein, dann spricht Gott.“ Im Laufe des Sonntags spüren die Teilnehmer den Gehalt dieses und anderer Rufe aus dem HAGIOS-Zyklus. Ihr gemeinsames Singen ist ein großes Gebet.
Der HAGIOS-Tag war auf Initiative der Augustiner und der ev. Reglergemeinde sowie des Katholischen Forums Thüringen zustande gekommen.
Helge Burggrabe realisierte bereits viele Kulturprojekte in großen Sakralräumen (Chartres, Kölner Dom, Dresdner Frauenkirche, Pantheon Rom, Hildesheim, Ostertage im Kloster Jerichow), unter anderem Oratorien für Solisten, Chöre und Orchester. Seine Fähigkeit, Menschen zum Singen zu bewegen, zeigt sich aber vor allem in seinem Projekt „HAGIOS – Gesungenes Gebet“.