19

.

April

2019

Karfreitag unterwegs

Bruder Jeremias OSA

Karfreitag: Liturgie unterwegs zum Forsthaus Willrode

Unsere Karfreitagsliturgie haben wir auch 2019 wieder als Liturgie auf dem Weg gefeiert. Treffpunkt für die Gemeinde von über 80 Frauen, Männern und Kindern war die Straßenbahnhaltestelle „Katholisches Krankenhaus“. Von dort aus ging es mit dem (zunächst noch verhüllten) Kreuz zur romanischen Kapelle des Forsthauses Willrode. Unterbrochen wurde der Weg von sieben Stationen, bei denen die Passion und die Lesungstexte des Karfreitags gelesen und bedacht wurden.

Als Einstieg hatte Bruder Jeremias einen Text des Schweizer Kapuzinerpaters Anton Rotzetter OFMCap gewählt, der auch beim Eintritt in die Kapelle kurz vor der Kreuzverehrung noch einmal wiederholt wurde. Er lautet:


Warum?
Warum?
Warum?
Warum diese Schwere in mir?
Warum die Nacht um mich?
Warum gerade ich?
Der Hunger der Welt – warum?
Die Elendsquartiere – warum?
Das missbrauchte Kind – warum?
Warum der Krebs?
Warum der Tod?
Warum die Angst?
Warum?
Warum?
Warum?
Wobist DU, GOTT?


Die Leidensgeschichte nach Johannes und die Texte der Liturgie des Karfreitag bieten uns von sich aus eine Deutung an. Sie erzählen uns ja nicht nur, was geschah, sondern warum und wozu es geschah. Das Johannesevangelium zeigt noch deutlicher als die anderen Evangelien, dass Jesus sich bewusst und freiwillig dem Tod ausgeliefert hat. Souverän und als Einziger wirklich frei steht er vor seinen Anklägern und Richtern.

Pilgerzug unterwegs

Auch die Lesung des Gottesknechtsliedes (Jesaja 52,13-53,12), das diesmal erst nach dem Kreuzestod Jesu gelesen wurde, sowie die Passage aus dem Hebräerbrief (Hebr 4,15-16.5,7-9) schenken uns die Deutung, dass in Jesus Gott die Perspektive der Opfer eingenommen hat. Er ist der, der mit uns wirklich mitfühlen kann.

Ist das ein Trost für die Leidenden? Hoffentlich! - Ist das Ansporn für die Kirche heute? Hoffentlich!

In der romanischen Kapelle des Forsthauses Willrode wurde die Karfreitagsliturgie mit der Kreuzverehrung beschlossen.

An der Romanischen Kapelle im Forsthaus Willrode.


Unterwegs aber ist die Gruppe der frommen Pilger nur knapp einem Unglück entkommen. Just als der Zug an einem in voller Blüte stehenden, aber völlig morschen Kirschbaum vorbeiging, brach der zusammen und fiel krachend quer über den Weg. Zum Glück wurde niemand ernstlich verletzt. Anna bekam jedoch einen Ast auf den Kopf. Zum Glück blieb ihr nur eine Beule, die sofort von fachkundigen Händen mit Globuli und einem Eis-Pad behandelt werden konnte. Tapfere Anna!

Gott sei Dank ist nicht mehr passiert!

16

.

April

2019

Fastenkurs „Heilsame Bilder“. Ein Weg durch die Passionszeit mit dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald

Pater Matthias OSA

Der Fastenkurs in der Passionszeit ist in jedem Jahr ein Höhepunkt des gemeinsamen ökumenischen Weges von Regler- und Augustinergemeinde.

Sechs Abende des gemeinsamen Schauens, Betrachtens, Erspürens und Deutens eines der berühmtesten Kunstwerke der deutschen Tafelmalerei unter der kundigen Führung von P. Jakob.

Sechs Abende des anschließenden Gesprächs und Austausches in kleinen Gruppen – nicht vordringlich um künstlerische Finessen des Malers Matthias Grünewalds zu sezieren und zu diskutieren, sondern vor allem, um unsere eigenen Erfahrungen auszutauschen mit Leid und Heilung, Begrenzung und Befreiung, Dämonischem und Göttlichem, Zerstörerischem und Erlösendem.

Dazu für jeden Tag ein Schriftwort und Impulsfragen für die Meditation zuhause.

Über dreißig Frauen und Männer haben sich – inspiriert von P. Jakobs tiefgründigen Deutungen – auf den Weg  durch Grünewalds faszinierendem Bilderzyklus gemacht. Die Altartafeln in satten Farben und mit teilweise ungewöhnlichen Sujets – heute im Unterlindenmuseum in Colmar/Elsaß zu sehen – stellen nicht nur Glanzpunkte der Renaissancemalerei dar. Für die Hospitalkirche der Antoniter in Isenheim gemalt, sind sie vom Künstler von Anfang an konzipiert als Meditationsbilder für Menschen, die mit Leid und Krankheit konfrontiert sind: Bild gewordene Diagnose, gemalte Medizin sozusagen, ein visueller Heilungsweg, Wegweiser zur spirituellen Durchdringung menschlicher Erfahrung im Glauben, ohne die es keine menschliche Ganzheit, keine wirkliche Heilung gibt. Davon waren die Zeitgenossen Matthias Grünewalds und er selbst zutiefst überzeugt.  

Wie es uns heute damit geht, darüber konnten wir auf diesem gemeinsamen Weg reichlich neue Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln. So war auch der gemeinsame Gottesdienst am Ende des Fastenkurses, in dem wir unsere Klage über unheiles Leben und die vertrauensvolle Bitte um Heilwerden vor Gott bringen konnten, ein berührender Abschluss.

30

.

March

2019

BDKJ Jugendforum 2019 (Erfurt) wählt Bruder Jeremias zum Präses in Heilbad Heiligenstadt

Bruder Jeremias OSA

Bruder Jeremias wurde von den Deligierten des Jugendforum im MCH in Heilbad Heiligenstadt am 30.03.2019 zum Diözesanpräses des BDKJ gewählt. Anwesend war auch BDKJ-Bundesvorsitzender Thomas Andonie. Bruder Jeremias und Thomas Andonie kennen sich aus der Jugendarbeit in Weiden in der Oberpfalz.

Ein ausführlicher Bericht vom Jugendforum auf der Jugend-Homepage des Bistums: http://www.jugend-im-bistum-erfurt.de/content/bdkj-jugendforum-2019.

Bruder Jeremias mit dem BDKJ-Bundesvorsitzenden Thomas Andonie.

24

.

March

2019

Hineni - Hier bin ich! Moonlightmass mit Jazz am 24. März 2019

Bruder Jeremias OSA

Moonlightmass (Nic, Matthias S., Br. Jeremias) mit Jazz (David Hagedorn)

Moonlightmass mit Jazz (März 2019) in Regler.

Ex3,1-3

Impuls I

Was hat Mose da draußen in der Wüste erwartet? - Was treibt ihn hinaus? - Jedenfalls ist er neugierig und will mal gucken.

Warum bist du heute Abend hier? Was erwartest du? - Vielleicht machst du dir Hoffnung, dass du wieder einen stimmungsvollen Gottesdienst feiern kannst? Oder du warst noch nie hier und bist jetzt einfach neugierig?

Sind wir alle neugierig, was heute Abend hier passiert – mit mir! Neugierig wie Mose.

Mose wird angesprochen. Er antwortet: Hier bin ich! Hineni. - Dieses Wort drückt aus: Ich bin bereit zur Begegnung. - Hineni. Hier bin ich.

Impuls II

Die Fastenzeit ist die Zeit der Umkehr und der Buße. Was könnte das bedeuten? Warum sollte ich umkehren? Und wohin? Was ist für mich damit gemeint? Das Evangelium bietet uns eine Deutung an. Hören wir!

Verkündigung II: Aus dem hl. Evangelium nach Lukas (Lk 13,1-9):

Zur gleichen Zeit kamen einige Leute und berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte.

Habt ihr gehört, was die Jerusalem Post schreibt? Ein Massaker! Unter den Frommen! Immer trifft es Unschuldige!

Und er antwortete ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil das mit ihnen geschehen ist? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.

Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schiloach erschlagen wurden -

Ja, die waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort! So etwas kann Gott doch nicht zulassen! Das ist der Beweis: Gott gibt es nicht. Denn wenn es einen Gott gäbe, würde er die Unschuldigen doch retten!

meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.

Am "brennenden Dornbusch".

Was ist aber denn UMKEHR? Was meint Jesus damit? Kann mir das jemand erklären?

Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Winzer: Siehe, jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?

Der Winzer erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!

Impuls III

Warum muss jemand unschuldig sterben? - DerTod trifft jeden. Keiner kommt ihm aus... Keiner, es sei denn er kehrt um? - Nein, auch Christus ist den Tod gestorben, der uns alle kriegt.

Für Jesus scheint Umkehr mit „Frucht bringen“ zu tun zu haben. Frucht bringen? - Was war die letzten drei Tage bei mir fruchtbar? - Was ist (noch) nicht fruchtbar geworden, obwohl ich alle Begabung dazu hätte?

Jazz

Impuls IV (3 SprecherInnen)

„Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt“ (V. 6)

Der Weinbergsbesitzer will, dass dieser Feigenbaum da steht – obwohl man im Weinberg vielleicht auch darauf verzichten könnte? - Nein, er hat ihn selbst gepflanzt!

Aber: Er bringt keine Früchte. Er laugt den Boden unnötig aus. Er kann weg!

Der Winzer aber sagt: "Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte" (V. 8-9b).

Ich will, dass dieser Baum Frucht bringt, sagt Jesus.

Will ich, dass meine Früchte anderenähren? Frucht bringen kann niemand nur für sich...

Jesus will mir etwas schenken, damit ich Frucht bringen kann. Er „düngt“ den Boden um mich herum.

Kann ich das (schon) entdecken, dass um mich herum alles ist, was ich brauche?

Kann ich mir von Jesus etwas schenken lassen? Was nehme ich von ihm an? - Was will ich von Jesus (annehmen)? → So entsteht Beziehung! Inter-esse...

Umkehr könnte dann heißen: Meine Beziehung zu Jesus braucht Aufmerksamkeit und Pflege. Ich öffne mich seiner Gegenwart, damit er mich beschenken kann. Ich kehre um – zu ihm!

Jazz

Moonlightmass mit Jazz in der Reglerkirche.

Verkündigung III: Ex 3,7-8a: „Der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne sein Leid. Ich bin herabgestiegen, um es der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.“

„Dornbusch“ schmücken

Was könnte Jesus mir schenken? Was brauche ich von ihm? Womit möchte ich mich an ihn wenden – mich zu ihm hinkehren?

Der HERR kennt doch unser Elend. Erhört unsere Klage. Er  verspricht, uns in die Freiheit zu führen.

Meine Bitte symbolisiere ich mit der Kerze, die ich in Händen halte. Vielleicht braucht jemand von euch auch mehrere Kerzen? Stellen wir sie mit unseren Bitten und Klagen symbolisch an den „Dornstrauch“, aus dem Gott gesprochen hat: „Ich bin der ich bin“ - ER der GOTT mit uns.

Jazz

Verkündigung IV:

Herr, lass ihn dieses Jahr nochstehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte.

Ex 3,13-15: „Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt. Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich anrufen von Geschlecht zu Geschlecht.“

Meditation: Dornbusch - © NicElß - Erfurt, 16.03.19

Wage dich in die innere Wüste
in dein Labyrinth aus
Steinen und Staub
der Glanz der Oberfläche
blendet im Auge
ohne Kreuz am Wegesrand
wanderst du ziellos
und verwirrt umher
im Sandsturm
unerwartet bleiben deine Füße
vor dem Dornbusch
stehen
brennend – nicht verbrennend
eine Flamme, die dein Herz entfacht
ein Feuer, das dich brennen lässt für Gott
Dornen, die stechen – verletzen
Dornen, die schützen – beschützen
sie bewahren dein Herz
Zieh deine Schuhe aus und
verweile auf dem heiligen Boden

21

.

March

2019

Marianne Birthler: Halbes Land, ganzes Land, ganzes Leben. Erinnerungen

Bruder Jeremias OSA

Marianne Birthler liest in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße aus ihrer Autobiografie

Flyer und Plakat der Veranstaltung

Marianne Birthler hat ihre Autobiografie geschrieben: Als engagierte Christin war sie 1986 eines der Gründungsmitglieder des Arbeitskreises Solidarische Kirche, einer Oppositionsgruppe, welche die Demokratisierung in Kirche und Gesellschaft in der DDR anstrebte. Ab1988, inzwischen als Jugendreferentin im Berliner Stadtjugendpfarramt, engagierte sie sich vor allem in der Initiative Frieden und Menschenrechte und erlebte die Ereignisse um 1989 hautnah in Berlin.

Im Oktober 1990 wurde sie in Brandenburg Kultusministerin in der ersten Koalitionsregierung, 1993 Sprecherin der Partei Bündnis 90/Die Grünen und im September 2000 Nachfolgerin von Joachim Gauck als Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes. In ihren Erinnerungen erzählt sie offen, anschaulich und spannend von den Brüchen und Aufbrüchen ihres Lebens und den turbulenten Ereignissen vor und nach dem Mauerfall sowie den Schwierigkeitenihrer politischen Arbeit in den Jahren des Zusammenwachsens von Ost und West.

Dorothea Höck (EEB) begrüßt ihre langjährige Weggefährtin und Freundin Marianne Birthler im Kubus.

In Erfurt hatte Marianne Birthler ihr Publikum im Nu in den Bann gezogen. Ihre angenehme und doch leicht schnoddrige Berliner Sprache ließ für die zahlreichen Zuhörer im Kubus zum Teil selbst erlebte Zeitgeschichte lebendig werden: ohne Bitterkeit und ohne jemals lamourös zu werden. Hier sprach eine Frau, die ihre Chance nutzte und die Gesellschaft mitgestaltete, in der sie und wir leben.


Der Abend wurde von Augustinern und Evangelischer Reglergemeinde in Kooperation mit der Evangelischen Erwachsenenbildung, dem Katholischen Forum im Land Thüringen sowie der Gesellschaft für Zeitgeschichte organisiert.