Als der Orden im 13. Jahrhundert gegründet wurde, war ein Novum der „Mendikanten“, wie man Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten, Augustiner und Serviten nennt, die demokratische Struktur, die man mit dem Zunftwesen teilte. Obere werden in diesen Orden nicht einfach ernannt, schon gar nicht auf Lebenszeit! In einem aufwändigen Prozess werden Kandidaten gesucht und für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Wiederwahl ist nur einmal möglich, danach braucht es zumindest eine Pause vom Amt.
Die Amtszeit des bisherigen Provinzials P. Alfons Tony OSA läuft am 10. Juni aus. Dann wird der nun bereits gewählte neue Provinzprior P. Lukas Schmidkunz OSA das Amt von ihm übernehmen. Der Präses des Kapitels P. Generalassistent Franz Klein OSA wird ihm das Provinzsiegel überreichen. Anschließend wird P. Lukas das Glaubensbekenntnis vor den in Nürnberg zum Kapitel versammelten Brüdern sprechen, die ihm anschließend den Friedensgruß wünschen werden. Mit diesen einfachen Gesten wird P.Lukas zum „Ordinarius“ für die gut 50 deutschen Augustiner.
In Erfurt gab es zunächst ein Aufatmen, dass die beiden hiesigen Kandidaten Matthias und Jeremias nicht gewählt wurden. Denn mit der Wahl zum Provinzial wäre der Umzug nach Würzburg verbunden gewesen. Aus rechtlichen und organisatorischen Gründen muss nämlich der Provinzobere in Bayern seinen Sitz haben.
Aber noch sind nicht alle Karten gemischt. Die Osterwoche im Kloster Himmelspforten (Würzburg) war nur Auftakt und „Vorspiel“ des eigentlichen Kapitels, das in der Woche nach Pfingsten im Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus gefeiert wird. Dort geht es dann weiter mit der Wahl des Definitoriums, das den Provinzial unterstützt. Danach werden die Anträge beraten und abgestimmt werden. Zu Erfurt wird es ein Votum brauchen, unsere Präsenz hier fortzusetzen und eventuell den Konvent „kanonisch“ zu errichten. Derzeit hat die Gemeinschaft hier noch den Projektcharakter.
Nach dem Hauptkapitel in Nürnberg wird es noch einen dritten Teil geben, bei dem die neue Provinzleitung zusammen mit dem alten Provinzial berät, welche personellen Veränderungen in der Provinz zum Wohl des Ganzen vorgenommen werden müssen. Im Vorfeld laufen schon längst die Gespräche von P. Lukas mit den Brüdern, um verschiedene Möglichkeiten auszuloten. Am 9. Mai hat er zu diesem Zweck auch schon die Erfurter Kommunität besucht und mit allen unter vier Augen gesprochen. Es war eine sehr brüderliche Atmosphäre.
Ziel ist es, dass bis spätestens zum Augustinusfest alle Versetzungen vollzogen sind.
Wir Augustiner bitten Sie, unser Kapitel mit Ihren Gebeten zu begleiten. Veni Sancte Spiritus!
Seit Freitag vor Palmsonntag lebt Eynard Ueda in der Kommunität der Augustiner - und damit in der Baustelle Gemeindehaus. Eynard ist 35 Jahre alt und möchte Augustiner werden. Bevor er ins Noviziat aufgenommen werden kann, das frühestens im September in Maria Eich (Planegg bei München) beginnen könnte, erlebt er mit den Erfurter Augustinern den Alltag der Gemeinschaft.
Eynard hat ein sehr spannendes und bewegtes Leben hinter sich. Schon bei der einfachen Frage „Woher kommst du?“, wird es bei ihm kompliziert. Seine Wurzeln liegen in Liechtenstein und der Schweiz, in Mexiko und Japan. Stationen seines Lebens führten ihn außerdem nach Portugal, Brasilien, Kanada und Bulgarien. Wer also komplexe Lebensgeschichten nicht zu verwirrend findet, mag sich mit Eynard gerne persönlich unterhalten!
In der Osterwoche trafen sich 30 Augustiner sowie zwei Juniores als Gäste zum ersten Teil (Arbeitstreffen) des ordentlichen Kapitels 2019 im Exerzitienhaus Himmelspforten (Würzburg).
Das Kapitel wird in drei Teilen gefeiert: Nach dem Arbeitstreffen in der Osteroktav wird in der Woche nach Pfingsten das Haupt- und Entscheidungskapitel im Caritas-Pirckheimer-Haus (Nürnberg) stattfinden. Anschließend wird im dritten Teil die neue Provinzleitung zusammen mit dem bisherigen Provinzial P. Alfons Tony OSA über die Umsetzung der Kapitelsbeschlüsse und eventuelle Versetzungen von Mitbrüdern beraten und entscheiden.
Aufgaben des Arbeitstreffens waren die Sichtung der Berichte aus Provinz, Konventen und Einrichtungen der deutschen Ordensprovinz (Bibliotheken, wissenschaftliche Institute, Föderation Kongo, Stiftung der Augustiner u.a.) sowie die Öffnung der Wahlbriefe für den neuen Provinzial am Dienstag Nachmittag. Die Briefwahl erbrachte auf Anhieb ein klares Ergebnis für P. Lukas Schmidkunz OSA, dem bisherigen Prior unserer Konvente in Würzburg sowie Sekretär der Ordensprovinz. Es war kein weiterer Wahlgang auf dem Kapitel nötig. Die Brüder zogen vom Kapitelsplenum in die Kapelle des Exerzitienhauses, sangen das Lied „Nun danket alle Gott“ und entboten dem neugewählten Provinzial den Friedensgruß. P. Lukas wird sein Amt am 10. Juni (Pfingstmontag) in Nürnberg antreten – also zu Beginn des Hauptkapitels.
Der Auszählung der Wahlbriefe vorausgegangen war ein geistlicher Tag mit Impulsen von Dr. Wunibald Müller, ehemals psychologischer Leiter des Recollectio-Hauses Münsterschwarzach: „Nährende und lebendige Beziehungen in einer Gemeinschaft“. Diesen Überlegungen zugrunde liegt Müllers Buch „Intimität. Vom Reichtum ganzheitlicher Begegnung“.
Aus der Sichtung und zum Teil lebhaften Diskussion der Berichte und bisherigen Anträge an das Kapitel ergaben sich Wünsche nach weiteren Informationen für alle Kapitulares. Teilweise wurden im Anschluss Kommissionen benannt, die Beschlussvorlagen erarbeiten sollen. Manche Anträge wurden bereits neu formuliert. Beim Hauptteil werden diese Anträge dann zur Abstimmung stehen. Für Erfurt liegt ein Antrag vor, das „Projekt“ fortzuführen und ggf. den Konvent kanonisch zu errichten.
Zur Arbeitseinheit am Mittwoch Vormittag war Theo Kellerhaus geladen, der als Ansprechpartner für Opfer von eventuell erlittenem Unrecht durch Ordensangehörige (Missbrauchsbeauftragter) benannt ist. Seine Kontaktdaten können auf der Homepage der Provinz (www.augustiner.de) abgerufen werden.
Am Dienstag Abend feierte das Kapitel unter Vorsitz des scheidenden Provinzials P. Alfons die Messe für die seit dem letzten Kapitel 2015 verstorbenen neun Mitbrüder. Das Kapitel schloss am Freitag Mittag mit der Messe zu Ehren Mariens, der Mutter vom Guten Rat (26. April) unter Vorsitz des neu gewählten Provinzials P. Lukas.
Unsere Karfreitagsliturgie haben wir auch 2019 wieder als Liturgie auf dem Weg gefeiert. Treffpunkt für die Gemeinde von über 80 Frauen, Männern und Kindern war die Straßenbahnhaltestelle „Katholisches Krankenhaus“. Von dort aus ging es mit dem (zunächst noch verhüllten) Kreuz zur romanischen Kapelle des Forsthauses Willrode. Unterbrochen wurde der Weg von sieben Stationen, bei denen die Passion und die Lesungstexte des Karfreitags gelesen und bedacht wurden.
Als Einstieg hatte Bruder Jeremias einen Text des Schweizer Kapuzinerpaters Anton Rotzetter OFMCap gewählt, der auch beim Eintritt in die Kapelle kurz vor der Kreuzverehrung noch einmal wiederholt wurde. Er lautet:
Die Leidensgeschichte nach Johannes und die Texte der Liturgie des Karfreitag bieten uns von sich aus eine Deutung an. Sie erzählen uns ja nicht nur, was geschah, sondern warum und wozu es geschah. Das Johannesevangelium zeigt noch deutlicher als die anderen Evangelien, dass Jesus sich bewusst und freiwillig dem Tod ausgeliefert hat. Souverän und als Einziger wirklich frei steht er vor seinen Anklägern und Richtern.
Auch die Lesung des Gottesknechtsliedes (Jesaja 52,13-53,12), das diesmal erst nach dem Kreuzestod Jesu gelesen wurde, sowie die Passage aus dem Hebräerbrief (Hebr 4,15-16.5,7-9) schenken uns die Deutung, dass in Jesus Gott die Perspektive der Opfer eingenommen hat. Er ist der, der mit uns wirklich mitfühlen kann.
Ist das ein Trost für die Leidenden? Hoffentlich! - Ist das Ansporn für die Kirche heute? Hoffentlich!
In der romanischen Kapelle des Forsthauses Willrode wurde die Karfreitagsliturgie mit der Kreuzverehrung beschlossen.
Unterwegs aber ist die Gruppe der frommen Pilger nur knapp einem Unglück entkommen. Just als der Zug an einem in voller Blüte stehenden, aber völlig morschen Kirschbaum vorbeiging, brach der zusammen und fiel krachend quer über den Weg. Zum Glück wurde niemand ernstlich verletzt. Anna bekam jedoch einen Ast auf den Kopf. Zum Glück blieb ihr nur eine Beule, die sofort von fachkundigen Händen mit Globuli und einem Eis-Pad behandelt werden konnte. Tapfere Anna!
Gott sei Dank ist nicht mehr passiert!
Der Fastenkurs in der Passionszeit ist in jedem Jahr ein Höhepunkt des gemeinsamen ökumenischen Weges von Regler- und Augustinergemeinde.
Sechs Abende des gemeinsamen Schauens, Betrachtens, Erspürens und Deutens eines der berühmtesten Kunstwerke der deutschen Tafelmalerei unter der kundigen Führung von P. Jakob.
Sechs Abende des anschließenden Gesprächs und Austausches in kleinen Gruppen – nicht vordringlich um künstlerische Finessen des Malers Matthias Grünewalds zu sezieren und zu diskutieren, sondern vor allem, um unsere eigenen Erfahrungen auszutauschen mit Leid und Heilung, Begrenzung und Befreiung, Dämonischem und Göttlichem, Zerstörerischem und Erlösendem.
Dazu für jeden Tag ein Schriftwort und Impulsfragen für die Meditation zuhause.
Über dreißig Frauen und Männer haben sich – inspiriert von P. Jakobs tiefgründigen Deutungen – auf den Weg durch Grünewalds faszinierendem Bilderzyklus gemacht. Die Altartafeln in satten Farben und mit teilweise ungewöhnlichen Sujets – heute im Unterlindenmuseum in Colmar/Elsaß zu sehen – stellen nicht nur Glanzpunkte der Renaissancemalerei dar. Für die Hospitalkirche der Antoniter in Isenheim gemalt, sind sie vom Künstler von Anfang an konzipiert als Meditationsbilder für Menschen, die mit Leid und Krankheit konfrontiert sind: Bild gewordene Diagnose, gemalte Medizin sozusagen, ein visueller Heilungsweg, Wegweiser zur spirituellen Durchdringung menschlicher Erfahrung im Glauben, ohne die es keine menschliche Ganzheit, keine wirkliche Heilung gibt. Davon waren die Zeitgenossen Matthias Grünewalds und er selbst zutiefst überzeugt.
Wie es uns heute damit geht, darüber konnten wir auf diesem gemeinsamen Weg reichlich neue Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln. So war auch der gemeinsame Gottesdienst am Ende des Fastenkurses, in dem wir unsere Klage über unheiles Leben und die vertrauensvolle Bitte um Heilwerden vor Gott bringen konnten, ein berührender Abschluss.