Die Tür,
durch die wir dieses Schloss betreten können, ist das Gebet.
Es ist absurd zu glauben, wir könnten den Himmel betreten
ohne zuerst unsere Seelen zu betreten -
ohne uns selbst zu erkennen
und über die Erbärmlichkeit unserer Natur nachzudenken
und was wir Gott verdanken
und ohne fortwährend um seine Gnade zu bitten.
(Theresa von Avila)
09.30Uhr Ev. Gemeindegottesdienst in der Reglerkirche
10.30 Uhr Pilgersegen am Ende des Ev. Gem-Gottesdienstes
10.50 Uhr mit dem Zug nach Weimar; Stadtbus R: Schöndorf
Fußweg mit Impulsen Teresa von Avilas (Angela Fischer).
16.00 Uhr Ankunft im Karmel Weimar. Gemeinsames essen (Picknick, Kuchen, Salate...)
Abschluss in der Karmel-Kirche St. Bonifatius in Schöndorf: gesungene Vesper und kleine Ansprache zu Teresa von Avila (Sr. Hildegard Lermer OCD).
Rückkehr mit Bus & Bahn nach Erfurt: vor 19.00 Uhr.
Ausgerechnet am heißesten Tag dieses Sommers war unsere ökumenische Wallfahrt angesetzt. Die Angst schon im Vorfeld war entsprechend groß, dass wir wegen Sonnenstich halbtot niedersänken... So waren wir nur recht wenige, die in diesem Jahr zur Wallfahrt aufbrachen: 13 Männer und Frauen. Aber Jesus und seine Jünger waren anfangs ja auch nicht mehr.
Zugeständnis: Es war wohl die kürzeste Wallfahrt, was die Strecke angeht. Inhaltlich aber brachte uns Teresa von Avila ganz gut auf den Weg. Die Impulse hatte Angela Fischer ausgewählt; die Organisation der Wallfahrt insgesamt lag bei Nicole Elß, Franka Holluba und Br. Jeremias halfen mit.
Der Weg ist schnell beschrieben. Im Evangelischen Gemeindegottesdienst in Regler wurde die Gruppe verabschiedet und mit einem Pilgersegen losgeschickt. Dann ein guter Schluck aus den Wasserflaschen und ab zum Bahnhof. Mit Gruppentickets ging's rüber nach Weimar.
In der dortigen Bahnhofshalle stellte Br. Jeremias die heilige Teresa kurz vor. Sie war eine jüngere Zeitgenossin Martin Luthers und wie er an der Reform der Kirche, in Teresas Fall insbesondere des Ordens der Karmeliter, interessiert. In Johannes vom Kreuz fand Teresa einen Mitstreiter, der den Männerzweig des Ordens reformierte – wenn auch unter unzähligen Rückschlägen. Teresa war eine wahrhaft emanzipierte Frau, die Freundschaften mit Frauen und Männern pflegte und ihren Weg unbeirrt weiterging. Das „schlimme Weib“, wie der päpstliche Nuntius sie einmal beschimpfte, ging den Weg der Innerlichkeit, ohne sich von der Welt zurückzuziehen.
Unser Mitbruder im Augustinerorden Fray Luis de León unterstützte Teresa bei der Herausgabe ihrer Werke (1589). Sie wurde zur spirituellen Lehrerin unzähliger Menschen. Schon 1622 wurde sie heilig gesprochen, doch erst 1970 als erste Frau in der katholischen Kirche von Papst Paul VI. zur Kirchenlehrerin erhoben.
Vom Bahnhof in Weimar fuhren wir mit dem Linienbus hoch nach Schöndorf. Unser Ziel, der Karmel an der St.-Bonifatius-Kirche, war hier bereits im Blick.
Unter dem großen Baum an der Buswendeschleife versah Vikarin Eva Kames uns Pilger erneut mit einem Wegsegen. Hier übernahm Franka Holluba aufgrund ihrer guten Ortskenntnisse die Führung und brachte die Gruppe über die rund 200 Meter (!) sicher zum Weingut Weimar, wo uns Winzer Andreas Freyer herzlich willkommen hieß. Nach dem Impuls Teresas konnten die Wallfahrer das Weinlabyrinth begehen und über die eigene Reflexion miteinander in Austausch kommen.
Nächste Station war die Evangelische Stephanus-Kirche, wo wir wieder sehr freundlich empfangen wurden und im Schatten sitzen konnten. Erneut gab es einen Impuls Teresas und einen längeren Austausch in der Gesamtgruppe.
Die dritte Station hielten wir bereits in der katholischen St.-Bonifatius-Kirche in Schöndorf, wo uns die beiden Karmelitinnen Sr. Hildegard Lermer OCD und Sr. Edith Gößmann OCD in Empfang nahmen. Anschließend teilten wir Mitgebrachtes, Kuchen und Kaffee im Begegnungsraum des Karmels unter fröhlichen Gesprächen.
Einen würdigen Abschluss fand der Wallfahrtstag mit der gesungenen Vesper, in deren Rahmen Sr. Hildegard den Wallfahrern einige Hintergründe zum Leben der hl. Teresa von Avila vermittelte.
Die Rückreise nach Erfurt erfolgte wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
"[...] Die Größe GOTTES hat keine Grenzen, und ebenso unbegrenzt sind wohl SEINE Werke. Wer könnte die Taten SEINES Erbarmens und SEINER Herrlichkeit zu Ende erzählen? [...] Viel Erbarmen hat ER unserwiesen, […] dass wir davon erfahren können und [...], je tiefer wir es erfassen, wie ER sich den Geschöpfen mitteilt, um so mehr SEINE Größe rühmen und uns bemühen, unsere Seelen, an denen der HERR so viel Gefallen findet, nicht gering zu achten. Denn jeder von uns hat eine, nur schätzen wir sie nicht so, wie es ein Geschöpf verdiente, das nach dem Bilde GOTTES geschaffen ist, […] auf dass SEIN Name höher geehrt und inniger gepriesen werde." (Teresa von Avila)
Unser gesamter Erfurter Konvent nahm im Juni am ordentlichen Provinzkapitel der Deutschen Augustiner teil. Bereits beim Vortreffen im Bildungshaus Kloster Himmelspforten (Würzburg) während der Osteroktav stand nach Auszählen der Stimmen aller Mitbrüder P. Lukas Schmidkunz OSA als neuer Provinzial fest. Am 11. Juni wurde er nun während einer Eucharistiefeier in St. Klara (Nürnberg) von P. Generalassistent Franz Klein OSA ins Amt eingeführt. P. Lukas legte vor den versammelten Brüdern das Glaubensbekenntnis ab. Anschließend wurde ihm das Provinzsiegel überreicht.
Nur wenige Augenblicke vorher hatte P. Alfons Tony OSA sein Amt zurückgeben und in einer kurzen Ansprache den Brüdern für die Unterstützung während der letzten acht Jahre gedankt. Die Versammlung bedachte ihren scheidenden Oberen mit lang anhaltendem Applaus.
Am Nachmittag wurde dann die neue Provinzleitung von P. Lukas vorgeschlagen und zur Wahl gestellt. Gewählt wurden:
Als Provinzräte bestimmte das Kapitel folgende Augustiner:
In der ersten Arbeitseinheit des Mittwoch beriet das Kapitel über das weitere Vorgehen bei der Prävention von sexuellem Missbrauch durch Angehörige des Ordens. Es empfahl der neuen Leitung, zusätzlich auch einen internen Beauftragten zu benennen, damit das Thema Prävention in unseren Reihen wach bleibe.
Ab Mittwoch Nachmittag diskutierte die Kapitelsversammlung über die vorliegenden Anträge. Zuerst wurde einmütig entschieden, unsere Präsenz in Erfurt fortzusetzen. Außerdem wurde der Leitung empfohlen, die Erfurter Gemeinschaft als Konvent gem. Konst. Nr. 228 (siehe CIC 609.1) zu gründen. Das klare Votum der Kapitelsväter ist ein starkes Signal für Erfurt als Standort der Augustiner.
Weitere Sachthemen des Kapitels waren unsere kleinen Konvente (Germershausen, Berlin,Fährbrück) und welche Kriterien ein augustinisches Leben an diesen Orten ermöglichen und/oder verlängern können. Auch über die Situation unseres Formationskonventes Maria Eich bei München wurde beraten.
Das Abendessen am Mittwoch nahmen die Kapitelsväter in der Traditionsgaststätte „Guldenstern“, der weltweit ältesten Bratwurstbräterei. Nicht erst hier herrschte eine angenehme und offene Atmosphäre unter den Kapitelsteilnehmern.
Am Freitag konnten die fertigen Kapitelsakten verlesen, genehmigt und unterzeichnet werden. Der Eucharistie zum Abschluss stand der neue Provinzial P. Lukas vor.
Ok, es waren nur zwei Mädchen aus Erfurt, Clara und Anna, die am Augustiner-Ministrantentreffen teilnahmen. Aber mit ihrem Papa Fabian, dem Postulanten Eynard und Bruder Jeremias waren es dann eben doch eine Handvoll. Immerhin!
Vielleicht dürfen wir ja auch das Nürnberger Geschwisterpaar Mathi und Raphi dazu zählen? Die beiden kannten wiederum die Erfurter Mädels schon von der Familienfreizeit letztes Jahr in Oberwiesenthal. Nun motivierten sie sich gegenseitig, ins Mehrgenerationenhaus St. Michael nach Bad Königshofen zu reisen.
„Wie ist das möglich?!“, staunten damals die Leute in Jerusalem, als sie die Apostel plötzlich ganz und gar nicht mehr ängstlich "Gottes große Taten in allen Sprachen" der Welt verkünden hörten (vgl. Apg 2,7-12). Staunenswert ist auch heute so manches in unserer Welt, so dass wir unvermittelt ausrufen: „Wie ist das möglich?!“ Das Augustiner-Ministranten-Treffen (AMT) am Pfingstwochenende in Bad Königshofen bot etliche Möglichkeiten, dem Staunen nachzugehen: spielerisch und in Workshops, bei der obligatorischen Olympiade, bei einem Ausflug ins thüringische (ehemalige) Kloster Veßra und auch bei den Gebetszeiten und Gottesdiensten.
Im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren hatte das AMT diesmal deutlich weniger TeilnehmerInnen. Doch der guten Stimmung tat das keinen Abbruch. Nicht zuletzt den Bunten Abend an der Cocktail-Bar, beim Singen, beim Freundschaftsbänder fädeln oder im Spieleraum, am Lagerfeuer (mit Speck und Marshmallows grillen) oder auch die stille Zeit in der Kapelle genossen alle in vollen Zügen.
Beim Abschlussgottesdienst in der Wallfahrtskirche von Ipthausen waren die rund 50 Minis, Teamer und Augustiner in AMT-T-Shirts, Ministrantengewändern oder Habit voll in ihrem Element. Noch einmal ließ P. Felix als Leiter des Treffens und der Abschlussmesse die Tage Revue passieren und so auch die Gottesdienstbesucher teilnehmen an den pfingstlichen Erfahrungen des AMT.
Tja, wie ist das möglich, so viele eindrückliche Erfahrungen an nur einem Wochenende? – Und auch wir Erfurter waren dabei!
Weitere - wie wir hoffen - interessante Fotos vom 16. AMT findet ihr auf folgender Facebook-Seite: https://www.facebook.com/pg/amDickenTurm/photos/?tab=album&album_id=3145082728841931.
Und hier noch ein kleines Video von der Olympiade: K(l)eine Zauberei von P. Felix. Wie ist das möglich?! Eine Glasmurmel wird im Weinglas vom Boden hochgehoben und auf einer Bank abgelegt, ohne sie mit den Händen zu berühren. Seht selbst!
Gefangen oder frei?
Kein majestätischer Orgelklang
keine Luther-Choräle
keine weiße Hostie
kein goldener Kelch
weder steifes Beffchen noch kunstvoll bestickte Stola
ohne detaillierte liturgische Inszenierung und ohne wohlgesetzte Predigt
weder geschmeidige Lobpreisgesänge noch poppiger Kirchenrock
auch kein modernes religiöses Liedgut – sondern alte Negro Spirituals im schlichten gotischen Ambiente des Kreuzgangs der Reglerkirche, der getaucht war in sanftes, unaufdringliches Kerzenlicht.
Ein Apéro zu Beginn, zum zwanglosen ankommen und plaudern
ein Glas Wein, ein Schluck Saft oder Wasser
dazu Käse, Trauben, Erdbeeren, Brot.
Dann – im Zentrum des Geschehens – keine Pfarrerin, keinPriester:
statt dessen zwei passionierte Musiker mit Gitarre und Banjo: Tumblin‘ Folk – unplugged. Und ein kleiner Tisch mit einem Kreuz und einer Bibel darauf.
Daraus ein Wort, nur wenig Deutung und Erklärung, eher Erfahrung;
Stille zum nachklingen lassen, ein Gebet, eine Segensbitte –
Begegnung und Gespräch.
Kann aus diesen Zutaten ein Gottesdienst werden?
Würde so etwas Interesse finden?
Es hat erstaunlich zahlreiches Interesse gefunden
und ist ein anderer Gottesdienst geworden
kein Abendmahl, keine Messe zugegebenermaßen, aber auch kein Konzert und keine Dinnerparty. All das sollte es auch nicht werden.
ACROSS wollte es werden, etwas darüber hinaus, offen für alle, quer durch die Überzeugungen und Generationen, etwas Anderes, jenseits von allem Vorgeschriebenen, über die Grenzen des Üblichen, des Vorgegebenen, des Gewohnten hinweg. Einfach etwas, das der Seele guttut.
Nicht laut und großartig, sondern einfach und einladend:
Ein Anfang – hoffentlich.
Ein Experiment, das Mut und Lust macht auf mehr.
Abendmesse mit Augustinern aus dem Kongo
Klatschen, Trommeln, Jauchzer und Schreie, rhythmisches Wiegen des Körpers, ausladende Gesten, kongolesische Musik, tanzende afrikanische (und sogar deutsche – man höre und staune!) Priester – recht ungewohnte Elemente für eine Heilige Messe, zumindest in unseren Breiten. Und das Ganze noch in einer völlig fremden afrikanischen Bantu-Sprache: Lingala, die Sprache des kongolesischen Messritus – ursprünglich „Rite Zaïrois“ genannt, als der Kongo, das Land im Herzen Afrikas, noch Zaïre hieß. Dort wurde diese Art Gottesdienst zu feiern in den 70er Jahren entwickelt und 1988 offiziell von Rom anerkannt. Ein nach allgemeiner Einschätzung wegweisendes Beispiel von gelungener Inkulturation römisch und westlich geprägter Liturgie in den afrikanischen Kontext.
Die Schar derer, die sich von solch exotischen Zumutungen nicht abschrecken ließen, war erstaunlich groß. Die Neugier auf Unbekanntes siegt im Zweifelsfalle offensichtlich doch über die Angst vor dem Fremden. Es dauerte nicht lange, bis die tropische Lebensfreude auf die eher zurückhaltende und spröde deutsche Seele übersprang und sich ein Hauch von afrikanischer Begeisterung in der Reglerkirche ausbreitete. Und es hat allen sichtbar Freude gemacht, sodass danach beim Zusammensein und Gespräch in der Reglerkirche bei einem Glas Wein oder Saft sogar der Wunsch nach Wiederholung laut wurde.
P. Gauthier Tange aus Isiro / Province Orientale als Hauptzelebrant und Jean-Baptist Zeke aus Kikwit / Bandundu an der Trommel waren die Hauptakteure – zwei Mitglieder der werdenden Augustinerprovinz in der Demokratischen Republik Kongo. Ihnen vor allem noch einmal ein herzliches „Merci mingi“. Sie studieren und wirken zur Zeit in Belgien.
Wir Erfurter Augustiner hatten sie eingeladen, mit uns das Fest des hl. Possidius, Wegbegleiter und Biograph des hl. Augustinus und Patron der Augustiner im Kongo, im kongolesischen Stil zu feiern.