Ende September gastierte Franz Grundler (Nabburg/Mainbernheim) mit seinem Stück „Durch die Wüsten. Oder: Maria in Ägypten“ in der Clemenskapelle im Erfurter Domkreuzgang. Maria führte zunächst in Alexandrien ein wenig heiliges Leben, wandelte sich aber dann zur Wüsten-Eremitin. Angelehnt an die frühchristliche Legende über die Selbst- und Gottsuche der ägyptischen Wüstenmutter Maria – die oft und fälschlich mit Maria Magdalena oder gar der stadtbekannten Sünderin aus Lk 7,37 gleichgesetzt wurde – entführte das Ensemble die Zuschauer in die inneren Wüsten der real existierenden Gegenwart.
Warnung! Man kann vielleicht in eine Wüste entfliehen. Den Dämonen begegnet man dort aber meist erst recht! Denn sich selbst nimmt ein jeder überall hin mit...
Am Freitag und Samstag hatte sich eine Gruppe mit Dr. Gabriele Ziegler (Münsterschwarzach) und Dr. Fabian Sieber vom Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte der Universität Erfurt intensiv mit dem provokativen Thema „Männer * Frauen * Löwen * Drachen – Gendertexte der Alten Kirche“ beschäftigt. Allgemein herrscht die Meinung, dass das Christentum körperfeindlich sei. Ausgehend von der Legende der Maria aus Ägypten analysierte das Seminar altkirchliche Texte aus dem Umfeld der ägyptischen Wüstenmönche und der Überlieferung zu starken Frauen wie Synkletika, die das typische Frauenbild ihrer Zeit durchbrachen. Die Kritik an der Gleichsetzung von männlich orientiertem Asketentum und Heiligkeit verweist auch auf die paulinische Wertung des menschlichen Körpers als Tempel Gottes.
Lesung aus dem Buch Amos (Am 8,4-7)
Die Armut ist keine Tugendund der Reichtum kein Laster. Aber die Sucht, reicher und nochreicher zu werden, schafft nicht nur soziale Konflikte; sie verdirbt den Menschen. Ein solcher Mensch kann sich nicht mehr zwischen Gott und dem „Mammon“ entscheiden; er hat seine Entscheidung längst getroffen...
Der Mensch ist wie ein tiefer Brunnen. Er kann sich nur von seinem Grund her füllen. Auf dem Grund, in unserer tiefen Mitte, ist Gott ganz Gegenwart. ER ist die Fülle. Auch jetzt ist ER da. Für uns.
Lasset uns beten:
Tagesgebet
Heiliger Gott,
EIN unteilbares Gebot hast du uns geschenkt:
das Gebot der Liebe zu dir und zu unserem Nächsten.
Unteilbar ist die Liebe,
und sie ist die Erfüllung des ganzen Gesetzes.
Fülle du unsere Liebe an, bis sie sich verströmt,
du Quelle der Liebe, du, der du selber die Liebe bist,
unser Vater in Ewigkeit,
der du mit Jesus Christus und dem Heiligen Geist
ein Gott bist – für uns – heute und in alle Ewigkeit. Amen.
+ Aus dem hl. Evangelium nach Lukas (Lk 16,1-9)
Impuls I
Evangelium / Teil: Lk 16,9-13
„Niemand hat ein Recht auf Überfluss, solange es die Armut gibt.“
Credo
Gott stabilisiert nicht die Verhältnisse. Er verfestigt nicht die Enge, die wir Menschen aufrecht erhalten. Er stürzt die Mächtigen vom Thron...
Diesen Glauben bekennt Maria vor Elisabeth: In ihr Glaubensbekenntnis wollen wir heute Abend einstimmen:
Impuls II von Franz Kamphaus
Der Dienst ist nicht zu teilen. Entweder Gottesdienst oder Mammonsdienst. Entweder Gottes Herrschaft – oder: Geld regiert die Welt. Man kann nicht zugleich auf verschiedenen Hochzeiten tanzen. Kaum etwas kennzeichnet unsere Situation so sehr wie der Mangel an Leidenschaft. Wir finden immer einen Grund, nicht radikal zu sein. In der Nachsicht mit uns selbst sind wir grenzenlos. Was übrig bleibt? Ein Glaube ohne Ärgernis, eine „kommode Religion“ (Georg Büchner).
Kaiserwetter zum 25. Jubiläum des Bistums Erfurt! Einen Rückblick auf den großartigen Wallfahrtstag bietet die Homepage des Bistums Erfurt unter https://www.bistum-erfurt.de/presse_archiv/nachrichtenarchiv/detail/miteinander_frei-2/?fbclid=IwAR0ssoYzguY6gtKQ2rRptPhl-skQssMdfSlHb1fvwIIZWf-kkR1r8cawQIc
Das „Geistliche Zentrum“ hatten Carla Riechel, Egon Bierschenk und Br. Jeremias vorbereitet: einen Wallfahrtsweg über den Domberg. Dabei ging es vom Kreuz zwischen den beiden Kirchen über die Krypta (Sarkophag der heiligen Bischöfe Eoban und Adelar), die Bischofsgräber im Domkreuzgang, den Taufstein (Taufgedächtnis) und den Wolfram-Leuchter. Auch Nicole Elß führte einige Gruppen diesen Wallfahrtsweg und verstärkte das Team.
Hier ein Ausschnitt aus der Station am Wolfram-Leuchter:
+ Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus (Mt 5,14-16)
In der Bergpredigt sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Meditation zum Wolfram-Leuchter
Da steht er: Wolfram. Unverdrossen hält er seine Arme erhoben, die brennenden Kerzen.
Das hier ist die älteste freistehende Bronzefigur eines Menschen in Deutschland. Seit über 850 Jahren steht der Wolfram hier, zu keinem anderen Zweck als das Licht seiner Kerzen leuchten zu lassen. Täglich neu werden, bevor der Dom öffnet, seine Kerzen angezündet. Alle Tage. So viele Jahre. So viele Jahrhunderte...
Was ist alles geschehen, seit du hier leuchtest! So viele Menschen und Zeiten sahst du kommen und gehen! Kriege und Zeiten des Friedens, Menschen in Aufruhr und Gleichgültige, Gläubige und solche, die keinen Zugang zum Glauben finden...
Du hast nie aufgehört, dein Licht leuchten zu lassen...
Wachet auf, ruft uns die Stimme: Der Wächter sehr hoch auf der Zinne. Tatsächlich stehst du auf einer Zinne! Du Armleuchter, hier in unserem Dom: Mag mancher dich nachäffen und dir widersprechen, mögen die Dämonen deiner Ängste sich auch aufplustern und dir den Schlaf rauben, mag alles scheinbar gegen Gott laufen – Du bleibst aufrecht stehen und lässt dein Licht leuchten – für alle, die hierher kommen.
Hilf auch mir, Herr, mein Licht leuchten zu lassen, unverdrossen und ohne Angst zu versagen. Lass unser Leben von deinem Licht erleuchtet ein Zeichen für die Menschen unseres Landes sein.
Lass uns als deine Kirche helles Licht sein und bleiben für alle, denen wir begegnen. Lass uns Zeugen deines Lichtes hier in Thüringen sein!
Licht-Gebet
Du
der Du da bist
Ein Gott mit uns
mitten im Tod
Dich erfahren mitten in der Geschichte
Dein Licht sehen mitten in der Nacht
Deine befreiende Hand ergreifen
mitten in der Gefangenschaft
Deine Gerechtigkeit durchsetzen
mitten im Unrecht
Deine Güte kosten mitten im Bösen
Deine Vergebung leben mitten in der Schuld
Deinen Frieden stiften mitten im Hass
Deine Liebe bezeugen mitten in der Welt
Das ist es, was ich will
Du Gott mit uns
mitten im Tod
Segen sei mit dir,
der Segen strahlenden Lichtes,
Licht um dich her
und innen in deinem Herzen.
Sonnenschein leuchte dir
und erwärme dein Herz,
bis es zu glühen beginnt
wie ein großes Torffeuer,
und der Fremde tritt näher,
um sich daran zu wärmen.
Aus deinen Augen strahle
gesegnetes Licht
wie zwei Kerzen
in den Fenstern deines Hauses,
die den Wanderer locken,
Schutz zu suchen dort drinnen
vor der stürmischen Nacht.
Wen du auch triffst,
wenn du über die Straße gehst,
ein freundlicher Blick von dir
möge ihn treffen.
In diesem Jahr blickte der KirchenSprung auf Tierdarstellungen und die Heilige Familie – Jesus, Maria und Josef. Häufig sind Tiere ganz bewusst in christliche Motive integriert und wollen durch eine bestimmte Symbolik Aussagen des Bildes und der Theologie unterstreichen. Drei beispielhafte Darstellungen stellte Bruder Jeremias einer großen Schar von Interessierten vor, die auf Einladung der Evangelischen Stadtakademie „Meister Eckhart“ und des Katholischen Forums im Land Thüringen von der Crucis-Kirche (Neuwerkkirche) über die Magdalenenkirche (Ursulinen) bis zur Reglerkirche mitspazierten. Musikalische Beiträge von Orgel, Akkordeon sowie Klavier und Gesang machten den Abend auch für die Ohren zu einem genussvollen Erlebnis.
Br. Jeremias zeigte in der Crucis-Kirche den versteckten "Esel der Flucht", in der Magdalenenkirche das "Einhorn im Klostergarten" und in der Reglerkirche die "schwarze Katze", die aus dem Topf des kochenden Josef schon mal ein bisschen nascht. Theologie, die Vergnügen macht, und doch sehr in die Tiefe geht.
Einmal erwischt es jeden. Vielleicht! Kann man ungeschoren durchs Leben kommen? Gibt es auch nur einen, der keine alte Wunde mit sich herumträgt? Gibt es eine, deren Träume nicht verbrannt wurden im Alltagsgeschäft? Und da war Enttäuschung und Verrat an der Freundschaft... Und die Kinder, die zuerst auf den Schoß treten und dann ins Herz. Und die Krankheit, durch die von jetzt auf gleich alles anders ist... Und wieder die Enttäuschung über Menschen, über die, für die ich mich so krummgelegt habe, über die Kirche, … am Ende auch über mich selbst.
Lebensbrüche. Gebrochenes Leben. Abbrüche. Umbrüche. Weinen und klagen.
Maria Trost - unter diesem „Titel“ feiern wir Augustiner seit über 700 Jahren die Gottesmutter. Sie ist unsere Patronin. In ihrem Schmerz erfahren wir, dass Maria nicht nur die erhabene Himmelskönigin ist, sondern die Mutter, die den Schmerz ihrer Kinder versteht. Sie ist die Patronin unserer Freundeskreise und Bruderschaften. In den Brüchen, von denen wir in der Seelsorge erfahren, wissen wir manchmal kaum einen Trost. Da ist es gut, Maria, unsere Schwester im Schmerz, auch als Trösterin zu erfahren. Sie hat selbst den Trost des Höchsten erfahren: denTröster geboren.
Der greise Simeon wartete auf den Messias als den „Trost Israels“. So erzählt es der Evangelist Lukas. Maria bringt zu ihm und zu uns den „Tröster“. Sie ist die „Mutter des Trostes“ und die „Trösterin der Betrübten“. Denn durch sie sandte Gott den Tröster Jesus Christus in diese Welt.
Auch Maria wurde selber getröstet. Zwar drang das von Simeon geweissagte „Schwert durch ihre Seele“, als sie unter dem Kreuz stand. Doch erfüllte sie Trost und Freude über die Auferstehung Christi an Ostern. Diese Osterfreude ist die Quelle desTrostes, aus der die Mutter Kirche bis heute schöpfen darf.
Umbrüche können zu Aufbrüchen werden. Im Abgrund, in den du stürzt, kannst du die Quelle finden, die deinen Durst stillt.
Stellen wir uns wie Maria unter das Kreuz. Es ist der Wendepunkt der Welt, die auf den Abgrund zudriftet, es ist „die Planke, die uns rettet aus dem Schiffbruch dieser Welt“ (Vanantius Fortunatus). Christus am Kreuz: Aus seiner Seitenwunde entspringen die Sakramente der Kirche.
die gabe der tränen
wie erstarrt
im ewigen eis
die urtränen der kindertage
doch feuchte augen nur
bezaubern mit ihrem glanz
wie versteinert
in vertrocknetem bachbett
die unterdrückten freudentränen
doch nah am wasser nur
fruchtet der lebensbaum
wie aufgestaut
hinter mauern aus angst
das ungeweinte leben
doch getröstete tränen nur
bewässern die wüste zum blühen
wie verloren
in der weite des meeres
die heimlichen tränen der nacht
doch Er bewahrt sie alle
denn Er weint sie mit dir
(Andreas Knapp)
Wir drehen uns um, schauen auf den Taufbrunnen und erinnern uns, dass wir längst eingetaucht sind in Gottes Lebensstrom. Das Wasser der Urflut, die alles bedeckt, wird zum Wasser der Taufe, durch das wir zu Kindern Gottes wurden und aus dem uns neues Leben erwächst.
„Gepriesen sei der Gott und Vaterunseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Erbarmens und Gott allenTrostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Krafthaben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit demauch wir von Gott getröstet werden“ (2 Kor 1,3-4).