Freude und Trauer liegen manchmal eng beisammen. Nur elf Tage nach der Konventsgründung in Erfurt müssen die Augustiner sich verabschieden: noch dazu von einem in unserer Geschichte sehr wichtigem Ort. Das kleine Kloster in Germershausen im Untereichsfeld steht nun leer. Die Geschichte der Augustiner im Dorf endete nach 155 Jahren. Ein Gottesdiest zum Abschied: mit Trauer, aber mit noch viel mehr Dankbarkeit für all das, was gewachsen ist.
Das "Göttinger Tagesblatt" schrieb dazu am 25. November einen längeren Artikel:
Ein kleines Video dokumentiert den Schlusssegen von Pater Provinzial Luas Schmidkunz OSA am Ende der Messfeier sowie die Rede der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Donata Bode:
Augustinus war nicht nur ein brillanter Theologe und Bischof. Die eigene Sinnsuche prägte seine Spiritualität nachhaltig. Immer in engem Austausch mit anderen war ihm klar, dass er nicht zum Eremiten taugte. Vielmehr sah er in der Freundschaft die Möglichkeit einer Weggemeinschaft, in der die Sehnsucht nach Gott und mehr Tiefe im Leben am besten aufgehoben ist.
Hals über Kopf ging ich in großer Blindheit so weit, dass ich mich vor meinen Altersgenossen schämte, wenn ich minder schändlich gelebt hatte als sie, weil ich sie mit ihren Vergehen prahlen und umso mehr Rühmens davon machen hörte, je schändlicher sie waren: So verführte mich nicht nur die Lust an der Tat, sondern auch die Lust, gelobt zu werden. … Wo ich es den Verworfenen nicht gleichtun konnte, gab ich vor, die Untat begangen zu haben, damit ich nicht desto verächtlicher erschiene, je unschuldiger ich war, und um nicht für desto geringer zu gelten, je reiner ich war.
Nun freilich: Allein hätte ich’s nicht getan … nein, ich hätte es allein gewiss nicht getan. Also liebte ich damals auch das Zusammengehen mit Schuldgenossen meiner Tat … Denn hätte ich damals die Früchte geliebt, die ich stahl, … so hätte ich, wäre das alles gewesen, die Sünde doch für mich allein begehen können, um meine Gelüste zu stillen, und hätte meine kitzelnde Begierde nicht erst im Anreiben an mitschuldigen Gewissen zu entflammen brauchen … Allein hätte ich diesen Diebstahl nicht begangen, bei dem mich nicht die Beute, nur das Stehlen lockte, und für mich allein zu stehlen, das hätte mich nicht im mindesten gelockt, und ich hätte es nicht getan. O Freundschaft, so feindlich!
Und was anderes war es denn, was mich erfreute, als zu lieben und geliebt zu werden?
Viel vermögen sowohl gute Freunde zum Guten als auch schlechte Freunde zum Schlechten!
Elend war ich und elend ist jedes Herz, das gefesselt ist durch die Freundschaft mit Vergänglichem. Von Schmerz wird es zerrissen bei seinem Verluste und fühlt dann das Elend erst, in dem es doch schon schmachtete, bevor es den Verlust erlitt … Der tiefste Ekel vor dem Leben und Todesfurcht wohnten nebeneinander in meiner Seele. Ich glaube, je mehr ich den Freund liebte, desto mehr hasste und fürchtete ich den Tod, der ihn mir entrissen hatte, als meinen bittersten Feind.
Hatte mich jener Schmerz nicht deshalb so leicht und so bis ins Innerste durchdrungen, weil ich meine Seele gegründet hatte auf Sand, da ich einen Sterblichen liebte, als würde er niemals sterben?
Am meisten tröstete und ermunterte mich der Trost meiner Freunde, mit denen ich liebte, was ich statt deiner liebte: der Manichäer große Fabel und lange Lüge nämlich … Andere Dinge aber waren es, die an den Freunden den Geist stärker anzogen: miteinander plaudern und miteinander lachen, sich einander gefällig erzeigen, gemeinsam schöne Bücher lesen, gemeinsam scherzen und sich Artigkeiten sagen, bisweilen Meinungsverschiedenheiten austragen ohne Hass, wie der Mensch wohl selbst mit sich selbst einmal uneins ist, und so durch diese seltene Uneinigkeit die sonst herrschende Eintracht würzen; einander belehren und voneinander lernen, die Abwesenden schmerzlich vermissen, die Kommenden herzlich begrüßen; durch solche und ähnliche Zeichen, die bei Liebe und Gegenliebe sich äußern in Miene und Wort, im Auge und in tausend freundlich lieben Gebärden, wie durch immer neuen Zunder die Herzen in warme Bewegung setzen und aus vielen Eines machen.
Von dem können wir sagen, dass er in die Freundschaft aufgenommen ist, dem gegenüber wir alle unsere Gedanken auszuschütten wagen.
Mir gefällt es nicht, wenn ich von meinen vertrautesten Freunden für etwas gehalten werde, was ich nicht bin.
Nicht jeder, der schont, ist ein Freund, nicht jeder, der tadelt, ein Feind. Besser sind die Wunden eines Freundes als die vorsätzlichen Küsse eines Feindes. Es ist besser, mit Strenge zu lieben, als mit Nachgiebigkeit zu täuschen.
Nun lebt er in Abrahams Schoß. Was es auch ist, was mit diesem Schoße gemeint ist, dort lebt Nebridius, mein teurer Freund, den du, Herr, als Freigelassener zu deinem geistlichen Kinde angenommen hast; ja dort lebt er. Denn welchen andern Ort gäbe es für solch eine Seele? Dort lebt er, worüber er mich armen, unwissenden Menschen viel fragte. Er neigt nicht mehr sein Ohr zu meinem Munde, sondern den Mund seines Geistes an deine Quelle und trinkt in durstendem Verlangen Weisheit, selig ohne Ende. Doch glaube ich nicht, dass er so sehr davon trunken werde, dass er meiner vergessen könnte, da auch du, Herr, der du sein Trank bist, meiner gedenkest.
Soll das etwa heißen: Wer seinen Bruder liebt, der liebt auch Gott? Ja! Notwendigerweise liebt er Gott, notwendigerweise liebt er die Liebe … Wie also? Wer die Liebe liebt, liebt darum Gott? Ja, genau darum! In der Liebe zur Liebe liebt der Mensch Gott. Oder hast du vergessen, was du gerade noch bekannt hast: ‚Gott ist die Liebe‘? Wenn Gott die Liebe ist, dann liebt jeder, der die Liebe liebt, Gott. Liebe also deinen Bruder, dann sei unbesorgt. Du kannst nicht sagen: Ich liebe meinen Bruder, aber Gott liebe ich nicht … Es liebt jeder notwendigerweise Gott, der seinen Bruder liebt.
Wo ist der Ort, uns [in die Gottesliebe] einzuüben? Die Bruderliebe ist es! Du kannst mir sagen: Ich habe Gott nicht gesehen. Kannst Du mir sagen: Ich habe den Menschen nicht gesehen? Liebe deinen Bruder! Denn wenn du den Bruder, den du siehst, liebhast, dann wirst du zugleich Gott sehen; denn du wirst die Liebe selbst sehen, und in ihr wohnt Gott.
Ich bekenne es: In die Liebe meiner vertrautesten Freunde lasse ich mich mit meinem ganzen Ich fallen, vor allem, wenn ich von den Widerwärtigkeiten dieser Welt erschöpft bin, und in dieser Liebe ruhe ich sorglos. Ich fühle ja, dass da Gott wohnt, und in ihn lasse ich mich sicher fallen und in ihm bin ich in sorgloser Ruhe. Und in dieser Ruhe fürchte ich auch überhaupt nicht die Unsicherheit des Morgen in seiner menschlichen Hinfälligkeit. Wenn ich nämlich einem Menschen, der in der christlichen Nächstenliebe brennt und von dem ich spüre, dass er ein treuer Freund geworden ist, etwas von meinen Plänen oder Gedanken anvertraue, dann vertraue ich es letztlich gar nicht diesem Menschen an, sondern dem, in dem dieser Mensch seine Bleibe hat und weshalb er so ist, wie er ist: Gott. Denn Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott.
Schon wochenlang spürte man Aufregung und Vorfreude bei den Augustinern. Am Tag des heiligen Martin wurde nach sechs Jahren das „Projekt Erfurt“ in einen „kanonisch errichteten Konvent“ überführt.
Derzeit leben drei Augustiner in Erfurt nach der Klosterregel des heiligen Augustinus (354–430), der 396 Bischof von Hippo (heute Algerien) wurde. Heute zählt der Orden der Augustiner in Deutschland rund 50 Mitglieder, weltweit sind es etwa 2200.
Als das Projekt in Erfurt 2014 startete, fanden die Brüder eine Mietswohnung ausgerechnet im Haus der evangelischen Reglergemeinde. Was zunächst nur als befristete Lösung gedacht war, bekam 2016 ein neues ökumenisches Gewicht. Am Vorabend des Reformationsgedenkjahres bot der Gemeindekirchenrat den Augustinern an, Reglerkirche und Gemeindehaus künftig gemeinsam und gleichberechtigt zu nutzen.
Seit Advent 2016 finden in der Kirche nunmehr evangelische und katholische Gottesdienste statt. Eine Reihe von Festen werden während des Kirchenjahres inzwischen gemeinsam gefeiert. Bibelkreise, der alljährliche Fastenkurs, Vorträge, Wallfahrten und Einkehrtage sind im gemeinsamen Jahresprogramm angeboten. Viele Veranstaltungen stehen auch suchenden Menschen ohne Konfession offen. Eine bunte Vielfalt, die alle bereichert, auch wenn jeder seinen eigenen (Glaubens-)Weg geht.
Zum diesjährigen Martinsfest wurde nun das Projekt „Augustiner in Erfurt“ aufgewertet und der Konvent „St. Martin von Tour in Erfurt“ kanonisch, also kirchenrechtlich, errichtet. Der Abendmesse in der Reglerkirche stand der Erfurter Bischof Dr. Ulrich Neymeyr vor. Pater Provinzial Lukas Schmidkunz OSA aus Würzburg verlas nach der Predigt des Bischofs das Dekret des Generalpriors der Augustiner, des Spaniers Pater Alejandro Moral Antón OSA, und überreichte dem künftigen Prior der Gemeinschaft, Bruder Jeremias Kiesl OSA, das neue Konventssiegel.
Bewusst wurde der hl. Martin zum Patron des Erfurter Konventes bestimmt, ist er doch seit alter Zeit auch der Stadtpatron Erfurts. Bischof Neymeyr verwies ferner auf den Erfurter Augustiner und Reformator Martin Luther, der den Namen des Bischofs von Tours an seinem Tauftag erhalten habe. Im Zusammenhang der Konventsgründung in einer evangelischen Pfarrkirche Erfurts müsse dies besonders erwähnt werden.
Eigentlich sollte der Gottesdienst im schlichten Rahmen im Hohen Chor der Kirche gefeiert werden, wo auch sonst die tägliche Abendmesse der Augustiner stattfindet. Doch drei Tage vorher war klar, dass dieser Gottesdienst den üblichen Rahmen bei weitem sprengen würde. Es kamen trotz des Werktags so viele Erfurter beider Konfession, außerdem Ordensleute, Angehörige und Freunde der Augustiner bis aus Bayern und Sachsen, dass die gesamte Kirche gut gefüllt war.
Der Kirchenchor der evangelischen Reglergemeinde gestaltete den Gottesdienst musikalisch mit einer Rheinberger-Messe. Die Erfurter Harfenistin Sabine Lindner sang das „B'schem“, ein jüdisches Segenslied.
Am Ende standen Grußworte von Pfarrerin Gabriele Lipski und einer Abordnung des Lions-Clubs Weiden in der Oberpfalz, die den Augustinern trotz ihres Weggangs 2010 eng verbunden geblieben sind. Pfarrerin Lipski betonte, dass in Regler zwar kein Mantel geteilt werde, wohl aber Gebet und Gemeinschaft Ausdruck von Einheit in Vielfalt geworden seien. Die große Zahl katholischer und evangelischer Christen in diesem besonderen Gottesdienst zeige, dass hier eine Vision gelebter Ökumene wahr geworden sei, von der man kaum zu träumen gewagt hätte.
Nach der Messe konnten viele im Seitenschiff der Kirche weiter ihrer Freude Ausdruck verleihen und bei einer Begegnung mit Münnerstädter Klosterbier auf den kleinen Konvent anstoßen.
Bischof Dr. Ulrich Neymeyr hatte bereits im Vorfeld seine Zustimmung zur Errichtung des Konventes gegeben. Auch in seiner Predigt würdigte er das außerordentliche ökumenische Engagement. Im Gottesdienst entbot er mit allen anwesenden Augustinern den Brüdern des neuen Konventes den Friedensgruß und brachte seine besten Segenswünsche für die Gemeinschaft zum Ausdruck.
Die letzte Gründung eines Konvents der Augustiner liegt bereits 50 Jahre zurück. Außerdem ist nun erstmals eine Niederlassung in den Neuen Bundesländern und in der Diaspora errichtet worden.
Gottes Segen begleite die Augustiner-Brüder Pius, Jeremias und Damian weiterhin bei ihrer Arbeit und in ihrem alltäglichen Leben.
(Hier das Manuskript des Bischofs. Es gilt aber das gesprochene Wort!)
Meine lieben Schwestern und Brüder im Herrn,
der heilige Martin von Tours ist vor über 1700 Jahren gestorben. Seine Wirkungsgeschichte ist enorm. Er ist nicht nur der Patron der Augustiner in Erfurt, deren Konvent wir heute gründen, sondern zahlloser Kirchen, Pfarrgemeinden und Bistümer. Viele Ortschaften und sogar eine ganze Insel tragen seinen Namen. Wenn wir eine kleine Kirche als Kapelle bezeichnen, so sind wir uns selten bewusst, dass der Name „Kapelle" auf die „capella", die Mantelreliquie des hI. Martin zurückgeht. Die große Wirkungsgeschichte der berühmten Mantelteilung vor den Stadttoren von Amiens ist uns geläufig. Sie ist möglicherweise berühmter als die spontane Hilfsbereitschaft des Samariters. Beiden Geschichten ist gemeinsam, dass der Helfer nicht aus christlicher Motivation heraus dem Hilfsbedürftigen beisteht, sondern aus reiner Menschlichkeit. Die Samariter galten als religiös verkommen, und Martin war zum Zeitpunkt der Mantelteilung religiös auf der Suche, aber noch nicht getauft. Sein Biograph Sulpicius Severus berichtet, dass Martin in der Nacht nach der Mantelteilung seine erste Christus-Vision hatte. Sie erklärte und enthüllte ihm zugleich den tieferen Sinn der Begebenheit. Christus erschien ihm, und Martin wurde aufgefordert, ihn genau zu betrachten. Zu seinem großen Erstaunen sah er Christus mit jenem Mantel bekleidet, den er dem Bettler geschenkt hatte. Christus sprach zu seinen Engeln: „Martin, obwohl erst unterwegs zur Taufe, hat mich mit diesem Mantel bekleidet." Das Wort „erst unterwegs zur Taufe" klang in den Ohren Martins wie ein Vorwurf. Er wollte es nicht lange auf sich sitzen lassen und empfing an Ostern 334 das Sakrament der Taufe. Seine Christus-Mystik begleitete ihn das ganze Leben hindurch.
Ein Aspekt der Wirkungsgeschichte des hI. Martin ist wenig bekannt, aber gerade heute von Bedeutung: Martin kann als Stifter der monastischen Lebensweise im Abendland bezeichnet werden. Bevor Augustinus in Hippo ein Kloster gründete und vor Benedikts Gründung auf dem Monte Cassino hatte Martin das erste Kloster im Abendland begründet in Ligugé bei Poitiers. Diese Klostergründung hatte eine Vorgeschichte im Leben des hI. Martin. Nachdem er den Militärdienst verweigert hatte und in die Schule des hI. Bischofs Hilarius von Portiers gegangen war, geriet Martin in Oberitalien in die theologischen Streitigkeiten des 4. Jahrhunderts. Er wurde öffentlich ausgepeitscht. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts wurden die Christen von der römischen Staatsmacht bedrängt und verfolgt. In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts bedrängten sie sich gegenseitig mit Hilfe der römischen Staatsmacht. Diese erschütternde Wende der Kirchengeschichte bekam Martin am eigenen Leib zu spüren. Er zog sich daraufhin auf die Gallinaria-Insel zurück, die dem Golf von Genua vorgelagert ist, und begann dort das Ideal der ägyptischen Wüstenväter zu verwirklichen, das ihm schon immer vor Augen geschwebt hatte. Nachdem Martin erfahren hatte, dass der Kaiser dem verbannten Bischof Hilarius die Rückkehr nach Portiers gestattet hatte, zog es ihn ebenfalls dorthin. Um nicht auf die ihm liebgewonnene Einsamkeit verzichten zu müssen, baute er sich in Ligugé bei Poitiers eine Zelle. Dort schlossen sich ihm im Laufe der Zeit einige Männer an, so dass es ohne sein Zutun zur Bildung des Klosters Ligugé kam. In der klösterlichen Gemeinschaft lebte Martin gemeinsam mit den Brüdern in tiefer mystischer Gemeinschaft mit Jesus Christus, der ihm im Bettler erschienen war. Das von der Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott erfüllte asketische Leben Martins und seiner Brüder machte auf die Umgebung großen Eindruck. Martin lehrte nicht nur, wie man ein christliches Leben führt, er lebte es auch täglich. Dieses Leben entwickelte eine so großeStrahlkraft, dass Martin im Jahre 371 wider Willen zum Bischof von Tours gewählt wurde.
Nach einer alten Legende hatte Martin sich im Gänsestall verborgen. Das Geschnatter der Gänse verriet ihn und die Gänse müssen dies heute noch als Martinsgans büßen. Martin blieb auch als Bischof Mönch. Er suchte und fand immer wieder die Einsamkeit als Raum für die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott. Er wurde zum Wegbereiter des abendländischen Mönchtums, das uns bis zum heutigen Tag Orte und Menschen schenkt, die uns einladen, in der Zurückgezogenheit die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott zu erfahren und aus dieser Erfahrung heraus unser Leben zu gestalten.
„Sankt Martin ritt mit leichtem Mut, sein Mantel deckt ihn warm und gut. Im Schnee da saß ein armer Mann, hat Kleider nicht, hat Lumpen an…“.
Dieser Auszug aus dem bekannten Martinslied hat sich tief in uns eingeprägt. Heute möchte ich aus diesem Lied zwei Impulse ableiten für diese Feier, in der unsere kleine Kommunität kanonisch (also "kirchenrechtlich") als Konvent errichtet und unter das Patronat des hl. Martin von Tours gestellt wird.
„Sankt Martin ritt mit leichtem Mut“. Unsere Ordensprovinz hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, dauerhaft in diese Stadt zurückzukehren. Lange Zeit gab es gute Gegenargumente, die Finger davon zu lassen. Wenn man wollte, könnte man sie auch heute finden. Umso erfreulicher das klare Votum des zurückliegenden Provinzkapitels, unsere Präsenz in Erfurt fortzusetzen und aus dem Projekt einen Konvent werden zu lassen. Ich hoffe, wir Augustiner und auch die Kirche insgesamt finden immer wieder den „leichten Mut“, der uns vorangehen lässt.
Der zweite Impuls ist der Mantel, der Martin „warm und gut deckt“, den er aber teilt mit dem, der vor ihm im Schnee, in der Kälte bibbert. Als wir vor nunmehr sechs Jahren nach Erfurt kamen, war von Anfang an klar, dass unser Mantel – oder soll ich sagen „unser Hemd“? – eng und spärlich ist. Wir können bis heute hier nicht auftreten als diejenigen, die Hilfe anbieten, aber selber keine bräuchten. Sind wir edle Reiter, hoch zu Ross? Oder sind wir nicht doch viel öfter wie frierende Bettler? Wir brauchen die Unterstützung vieler hier in Erfurt und auch die Freundschaften, die weit über unseren jetzigen Standort hinausreichen: Menschen, die bereit sind, den Mantel mit uns zu teilen, damit wir alle erfahren: Es ist der HERR, der uns hier begegnet!
So danke ich euch allen, dass ihr an diesem Abend mit uns Eucharistie feiert: besonders ihr, die kleine – ich möchte sagen – ökumenische Gemeinde, die mit uns Tag für Tag in Regler betet. Ihr seid uns echte Freunde. Ihr habt den Mantel um uns geworfen, damit wir hier leben und für den HERRN arbeiten können.
Ich möchte namentlich die evangelische Reglergemeinde nennen, heute vertreten durch den Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates (GKR) Uli Oelze, Pfarrerin Gabriele Lipski und Vikarin Eva Kames sowieso viele aus GKR und Gemeinde, die unsere alltägliche Ökumene mit Leben füllen. Danke schon jetzt der Regler-Singschar unter der Leitung von Johannes Häußler für die musikalische Umrahmung dieser Messe.
Herzlich willkommen Senior Dr. Matthias Rein und Präses Dr. Ulrich Born als Vertreter des evangelischen Kirchenkreises Erfurt!
Ein herzliches Willkommen den Mitbrüdern aus unserer Ordensprovinz, allen voran unser P. Provinzial Lukas, sowie den Schwestern und Brüdern der Ordensgemeinschaften aus unserem Bistum Erfurt, der Ordensbeauftragten des Bistums, Dr. Anne Rademacher, sowie den Mitbrüdern im priesterlichen Dienst, und besonders auch dir, lieber P. Nikolaus, Dominikaner in Leipzig, mit dem ich seit vielen Jahren befreundet bin.
Besonders herzlich willkommen heiße ich dich, lieber Generalvikar Raimund Beck. Du hast dich persönlich sehr für uns eingesetzt. So konnten wir in Erfurt einen guten Platz finden.
Herzlich willkommen, liebe Mama und meine lieben Geschwister aus der Oberpfalz! Willkommen euch vom Lions-Club Weiden, der am Ende auch kurz das Wort ergreifen wird. Willkommen ihr lieben Freunde aus nah und fern, die uns schon so lange begleiten: Euer Wohlwollen war uns schon oft der wärmende Mantel, den man manchmal braucht, um nicht aufzugeben.
Bischof Dr. Ulrich Neymeyr, wir freuen uns sehr, dass Sie heute Abend für uns und mit uns diese Eucharistie feiern. Sie haben unsere Präsenz unterstützt, seit Sie Bischof von Erfurt geworden sind. Ohne Sie wäre gerade auch unser enges ökumenisches Miteinander hier in Regler nicht möglich geworden. Herzlichen Dank für Ihr offenes Ohr – und nun für Ihr Dasein. Feiern Sie jetzt also mit uns den Großen Dank, den wir alle dem HERRN schulden.