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January

2022

Bibelsonntag 2022

Pfr. i.R. Martin Möslein

Der Gottesdienst amvergangenen Bibelsonntag war für viele ein besonderes Erlebnis. Dank gilt besonders der Schola aus der Reglergemeinde sowie den Predigern. Viele Vorträge aus der Bibelwoche kann man nun bald als Videoaufzeichnung auf der Homepage finden: https://www.augustiner-in-erfurt.de/vortraege.

Hier die Einleitung in den Gottesdienst - mit ein paar kleinen Musikschnipseln:

Hier findet ihr die Predigtimpulse vom Sonntag:

Impuls von Monika Rohs

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January

2022

Die Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-11)

Bruder Jeremias OSA

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (Joh 2,1–11)

Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei.
Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.

Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!

Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.
Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser!
Und sie füllten sie bis zum Rand.
Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist!
Sie brachten es ihm.

Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war.
Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es.
Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm:
Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten.
Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.

So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa,
und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.


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January

2022

Taufe Jesu: Du bist mein geliebtes Kind!

Bruder Jeremias OSA

Predigt von Br. Jeremias zur Taufe Jesu - mit Musik von Ekkehard Fellner und Bernhard Wundrak (Moonlightmass mit Jazz):

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (Lk 3, 15–16.21–22)

In jener Zeit war das Volk voll Erwartung
und alle überlegten im Herzen,
ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei.

Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort:
Ich taufe euch mit Wasser.
Es kommt aber einer, der stärker ist als ich,
und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.

Es geschah aber,
dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ.
Und während er betete, öffnete sich der Himmel
und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab
und eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.

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January

2022

Neujahr 2022: Mit Hoffnung und Zuversicht

Bruder Jeremias OSA

Eingangsvers

Ein Licht strahlt heute über uns auf, denn geboren ist uns der HERR. Und man nennt ihn: Starker Gott, Friedensfürst, Vater der kommenden Welt. Seine Herrschaft wird kein Ende haben.

+ Anfang & Ende liegen in des Herren Hände: Er sei mit euch!

Zeit ist ein kostbares Geschenk, ist vielleicht das kost­bar­ste überhaupt, das wir geschenkt bekommen können. Schon am ersten Tag des Jahres reservieren wir eine Stunde unserer Lebenszeit für diesen Gottesdienst, zu dem ich ganz herzlich begrüße. Wir wollen jetzt unseren Gott feiern, IHM danken für die Zeit, die hinter uns liegt, und uns Seinem Segen und Weggeleit anvertrauen für die 365 Tage des Jahres 2022.

Vielleicht sind wir etwas bange: Wir wissen nicht, was dieses Jahr für uns bringen wird. Werden wir die Herausforde­run­gen tapfer bestehen? Werden wir die Stunden des Glücks entdecken und genießen können? Werden die Beziehungen, die uns tragen, Bestand haben? Außerdem: Noch ist die Pan­demie nicht beendet. Viele Sorgen um die globale Zukunft sind heute genauso groß wie gestern...

Heute,am 8. Tag nach Weihnachten, sagt die Heilige Schrift, wurde das neugeborene Kind von seinen Eltern zur Beschnei­dung gebracht und Jesus genannt: JESUS – Gott rettet!

Dieser Name Jesu darf uns begleiten. Es möge kein Tag des neuen Jahres vergehen, an dem wir nicht an ihn denken und seinen Trost erfahren... Ein frohes und gesegnetes Jahr des HERRN 2022 wünsche ich Ihnen allen! – Vertrauen wir uns dem Namen Jesu an, dem HERRN, der rettet:

Predigt zu Lk 2,16-21

Die Hirten brachen auf und eilten nach Betlehem: Wie der Engel es ihnen gesagt hatte, fanden sie Maria und Josef und das Kind in der Krippe. Das ist eigentlich nichts besonderes. Es haben damals wohl viele Hirtenfrauen ihre Neugeborenen in Futterkrippen ge­legt. Das Besondere wird durch die Verkündigung des Engels deutlich. Aber ein noch größeres Wunder geschieht nun: Die ein­fachen Hirten werden ihrerseits zu Verkündern der Frohen Bot­schaft, erzäh­len, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war!

Bedenken wir, dass die Bibel zwar lobende Worte über Hirten kennt: Mose musste die Schafe seines Schwiegervaters hüten und sich in großer Geduld üben, bis er reif war für die Ehe und letzten Endes für die Führung – die Hirtenführung – des Volkes Israel aus der Knechtschaft Ägyptens. – Der kleine David wird am Ende doch noch herbeigeholt, von den Schafen weg, die er zu hüten hatte. Ihn wollte Samuel zum König-Hirten Israels salben.

Noch mehr kennt die Heilige Schrift Fluchworte gegen die schlechten Hirten Israels. Sie treffen praktisch alle Könige Israels. Denn sie haben eine ununterbrochene Versagens­geschichte zu ver­ant­wor­ten. Bis Gott selbst als Guter Hirte aufsteht, um sein Volk zu weiden: „Der HERR ist mein Hirte ...“ (Ps 23).

Da nun endlich der Gute Hirte auf Erden geboren wird, lässt der Evangelist Lukas die Hirten auf dem Felde vor Bethlehems Toren zu ersten Zeugen der Geburt des Gotteskindes werden. Hirten, die um die Zeitenwende herum wohl genauso viel galten wie Gesindel und Räuber. Sie lebten bei den Tieren – vielleicht nicht umsonst – vor den verschlossenen Toren der Städte. Damit waren sie der Kontrolle der Autoritäten weitgehend entzogen. Wusste man denn, was sie nachts so trieben? Wie konnten sie bei den Tieren vor der Stadt ausharren, wenn sie nicht selber mit dem zwielichtigen Volk auf dem Lande im Bunde standen?

Vor den Toren der Stadt wird der Heiland der Welt geboren. Vor den Toren der Stadt wird er auch gekreuzigt werden.

Er wird leben und sterben an der Seite derer, die draußen sind, sagt uns der Evangelist Lukas. Er sagt es vor allem seiner (hei­den­christlichen) Gemeinde, die von manchen Juden­christen vermit­telt bekam: Ihr seid die, die eigentlich draußen sind, nicht Teil des auserwählten Volkes, Daher­gelaufene eben... Da draußen bei denen aber wird der HERR geboren, gekreuzigt, begraben... Dort wird aber auch das leere Grab sein: Auferstehung zuerst und vor allem für die da draußen!

Sie nun werden zu den ersten Verkündern der Frohen Botschaft. Indem sie ihre Erfahrungen erzählen, weitergeben, was ihnen ge­sagt wurde, öffnen sie auch den Blick der anderen für das Wunder der Heiligen Nacht: Christus, der Retter, ist geboren!

Maria aber, sagt das Evangelium an mehreren Stellen, „bewahr­te alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19). Im Angesicht des Geheimnisses, dessen also, was nicht sofort an der Oberfläche sich erschließt, rennt Maria nicht weg oder sagt: „Das ist mir zuhoch!“ Heutzutage wollen Viele nichts von dem wissen, was nicht sofort verstandesmäßig sezierbar ist. Weil es sich der Kontrolle entzieht? Und doch ist das Leben voller Geheimnis, dem man nicht durch große Erklärungen beikommen kann.

Maria jedenfalls bewahrt das Geheimnis. Sie „erwog es in ihrem Herzen“. Im Griechischen Urtext steht an dieser Stelle das Wort „symballein“, was soviel bedeutet wie: hin- und herwenden, zusammenbringen, abwägen. Auch das Wort „Symbol“ kommt von diesem Wort. Das Substantiv „Symbolon“ bedeutet sogar „Glaubensbekenntnis“. Maria lässt also die Dinge in sich wirken. Sie bringt ihre Erfahrungen zusammen und lässt Bezüge – auch zum transzendent Göttlichen – zu. Sie urteilt nicht sofort, aber lässt eins und eins zusammen­kommen. Sie kommt zum Glauben und wird Zeugin des Glaubens.

Maria ist immer auch das Urbild der Kirche. Auch die Kirche soll offen bleiben für das Geheimnis. Sie soll es hören und bewahren. Sie darf es nicht zerreden, sondern soll vielmehr ihre Heilserfah­rungen abgleichen und so den Glauben nähren. Sie darf erwägen, was ihr geschenkt wird. Und davon, von ihren Erfahrungen, soll sie auch erzählen: mit den schlichten Worten, wie sie den Hirten über die Lippen kamen.

Die Hirten, sagt das Evangelium, kehrten zurück. Der Alltag geht weiter. Und doch sind die Menschen verwandelt. Sie preisen in ihrem Alltag Gott. Denn sie haben IHN erfahren im Kind in der Krippe. Das verändert alles. Vom Christkind wurden alle verän­dert und können nur in den Lobpreis einstimmen.

Die Weihnachtsoktav liegt nun hinter uns. Der Alltag wird uns bald wieder voll im Griff haben. Das Jahr 2022 – wir gehen nicht nur mit Zuversicht darauf zu. Es wird seine Herausforderungen und Nöte uns zumuten.

Aber hoffentlich tragen wir die Erfahrung im Herzen, dass Gott rettet: Er hat sich uns zugewandt. Er wurde einer von uns. Er hat unsere Armut geteilt, das Los der Menschen. Diese Welt, in der wir leben, kann kein so dunkler Ort sein, wenn Gott hier Mensch werden wollte. Das sollte den Lobpreis auch in uns nie mehr verstummen lassen. Das darf uns mit Hoffnung uns Zuversicht erfüllen – trotz allem. Amen.

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December

2021

Stephanus. Ein evangelischer (?) Impuls zum Namenstag

Stefan Kratsch

Byzantinische Ikone des Erzdiakons & Protomärtyrers Stephanus (26.12.)
Eine Auseinandersetzung mit dem Namenspatron von Stefan Kratsch

Erstaunlicheswird von Stephanus berichtet. Als den Aposteln der Leitungsstress in der Jerusalemer Urgemeinde zu groß wird, werden sieben Diakone gewählt. Es sind Männer „von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit“. Sie sollen sich um allerlei Alltagsgeschäft kümmern, Stephanus um die Witwen und Waisen. Stephanus ist jüdischer Herkunft, aber wohl auch griechisch gebildet.

Es ist ein schöner Gedanke, dass Gemeinde einfach daran wächst, dassMenschen die Aufgaben verteilen und tun, die eben nun einmal zu tun sind, bis der Herr kommt. Daraus soll einmal Kirche werden. Das ist die Geschichte, die am Anfang steht. Dann erst kommen Streit und Vermittlung, die nicht ausbleiben können. Mit diesem Gezänk hat dann Paulus zu tun. Später erst kommen Herrschaftsgebaren und Kaiserkirche. Es ist wichtig daran festzuhalten, was zuerst da war. Denn diese Reihenfolge zeigt die Tiefenschichten an, in denen wir uns immer wieder neu verwurzeln können.

In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie besagter Stephanus in die interreligiösen Feindseligkeiten zwischen jüdischen und judenchristlichen Gemeinden geriet. Er wird vor das hohe geistliche Gericht in Jerusalem geladen. Das bedeutet in der Regel nichts Gutes. Frage: Hast Du gepredigt, Jesus von Nazareth werde den Tempel niederreißen und ein neues Gesetz aufrichten? Stephanus antwortet wortreich und gelehrt, wie man in Apostelgeschichte 7,2–53 nachlesen kann. Dann erhebt Stephanus den Blick zum Himmel und sieht. Er sagt, was er sieht: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ (Dan 7,13) Dies wird den Richtern zu viel. Man führt ihn hinaus und steinigt ihn. Seine letzten Worte nach der Überlieferung: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.“ Soweit in aller gebotenen Kürze.

Dieser eindrucksvolle Auftritt und das folgende Ende macht Stephanus zum Erzmartyrer, zum Ersten Zeugen. Sowohl in der West- als auch in der Ostkirche ist Stephanus ein gefeierter Heiliger.

Meinen Eltern nun hat es gefallen, mir den Namen dieses Mannes zu geben: Stefan. Was sie sich dabei gedacht haben, kann ich nicht sagen. Sicher scheint mir, dass keine religiösen Beweggründe dahinterstanden. Aber weiß man‘s genau? Gleichwohl, der Namenspatron ist Schicksal. Man wählt ihn nicht. Man wird als Kind auf seinen Namen getauft. Punkt. Also Stephanus.

Aber wann und wo fiel es mir auf, dass hinter meinem Namen dieser prominente Heilige steht: Stephanus? Es mag in einer dieser zahlreichen kretischen byzantinischen Kapellen gewesen sein. Stephanus und immer wieder Stephanus. Irgendwie immer jugendlich, stets ganz nett gekleidet in diesem Diakonengewand. Dieses Glätzchen auf dem Kopf und etwas steif lächelnd sein Weihrauchgefäß haltend.

Was? Das? Mein Heiliger? Augenblicklich kriecht mein Blick und Begehren zu einem dieser beeindruckend heldenhaften Soldatenheiligen hin: Georg, Demetrius, Menas…

Und dann diese Geschichte! Zu Steinen habe ich zwar mein Leben lang ein inniges Verhältnis, aber doch nicht als Todesursache. Nichts für mich.

Im kleinen Ikonenlädchen fällt mein Blick wiederum auf den Namensheiligen. Ach. Dieses Diakonengewändchen, dieser abgeklärte Blick, das seltsame Lächeln und das Weihrauchfässchen. Ich entscheide mich für eine kleine Georgsikone. Es bleibt ein leiser Verdacht, dass bei dieser Wahl etwas nicht stimmt und eine vage Ahnung, dass man mit seinem Namenspatron so nicht umgehen kann. Schlechtes Gewissen kann die Verletzung einer Pflicht anzeigen.

Ach was! Schlechtes Gewissen – einem Heiligen gegenüber? Mein protestantisches Urmisstrauen gegenüber jeglicher heilsvermittelnden Institution, also Kirche mit oder ohne Heiligen-Ökonomie, schaltet sich ein. Nette Bildchen das. Zum Heil vermögen Heilige nichts beizutragen. So mein lutherisches Wissen und Kontergewissen. Die protestantische Gottesnähe will sich am liebsten unvermittelteinstellen: Ich bin Dein und Du bist mein. Da ist kein Platz für Heiligenmätzchen. Das macht es einem mit dem Namensheiligen nicht einfacher. So wäre also Stephanus, der Heilige, am Ende gerade eine Art religiöse Folklore?

Navid Kermani hat seinem schönen Buch über seine Begegnungen mit dem Christentum den Titel „Ungläubiges Staunen“ gegeben. Ungläubiges Staunen. Welche Worte und endlich eine Sprache für mein sprachloses Stehen vor dem Heiligen.

Ungläubig. Staunend. Ich glaube nicht an Heilige, aber ich glaube ihnen. Was glaube ich dem Stephanus? Seine engagierte Rede vor dem Gerichtshof, die längste wörtlich zitierte Rede der Apostelgeschichte? Ja. Ich glaube sie ihm. Mehr noch aber glaube ich seinem Blick in den offenen Himmel.

In einer dem Stephanus geweihten byzantinischen Kapelle ist dieser Blick dargestellt. Die Steine fliegen. Stephanus steht da, als bemerke er sie gar nicht und schaut in den Himmel. Da sind GOTT und CHRISTUS. Mit einem alten Wort: Stephanus scheint ihnen wohl zu gefallen. Die Allerhöchsten lassen sich sehen. Aufgeöffnet hell ist diese Perspektive. Und plötzlich wird der trübe Spiegel, von dem Paulus spricht, klar. Und wir sehen mit den erstaunten Augen des Stephanus von Angesicht zu Angesicht. Das will ich dem Stephanus glauben.