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April

2022

Gründonnerstag 2022

Bruder Jeremias OSA

Eröffnungsvers (vgl. Gal 6, 14) & Einleitung

Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir erlöst und befreit.

Jesus Christus, der uns an seinen Tisch lädt, sei mit euch!

Der Weg in die Freiheit beginnt mit einer Stärkung. Das Volk des Alten Bundes starten den Auszug aus Ägypten ins gelobte Land mit dem Pascha-Mahl. Alljährlich gedenken die Juden weltweit dieser Rettungstat Gottes an ihnen – so auch in diesen Tagen.

Der Weg in die Freiheit beginnt mit einer Stärkung. Es war wohl dieses Pascha-Mahl, das Jesus am „Tag der ungesäuerten Brote“ mit seinen Jüngern feierte. Aber am heutigen Abend wird die Befreiung durch Gott durch etwas Neues überboten. Gott befreit nicht nur aus der Sklaverei Ägyptens, er befreit uns aus den Fallstricken der Sünde, die wir uns selber auslegen.

Machen wir uns auf, dem HERRN an diesem heiligen Triduum, an diesem „Heiligen Drei-Ein-Tag“, wie Augustinus es formuliert, zu folgen. Gehen wir mit ihm: Heute stärkt er uns mit dem Brot des Lebens, das er selber ist. Wachen wir heute mit ihm in Getsemani. Gedenken wir morgen seines Todes am Kreuz. Dann erfahren wir am Ostermorgen auch das Licht des neuen Tages, ja der neuen Zeit, die mit Christus anbricht. Jetzt sind wir noch Sklaven – künftig aber lasst uns als freie Menschen leben!

Seine Gegenwart in unserer Mitte möge uns jetzt berühren. Er führe uns voll Erbarmen hinaus in seine Weite!

Quadrolog (Impulse)

Jesus – Abba, mein Vater (Uta Altmann)

Sie wissen es noch nicht, wie wenig Zeit mir bleibt. Sie wissen es noch nicht, dass heute Nacht meine Antwort gebraucht wird.

Die Zwölf sind den den ganzen Weg nach Jerusalem mit mir gegangen. Ich habe ihnen gesagt, dass der Menschensohn ausgeliefert wird und vor die Gerichte kommt. Ich habe sie mit meinem Freund Lazarus bekannt gemacht. Immer wieder habe ich gesagt, „wer mich sieht, sieht den Vater“ und ich habe Dich nicht als Sieger hingestellt.

Doch dann sind die Jerusalemer mit Palmzweigen gekommen und haben mir zugejubelt. Das hat sie beruhigt.
Wie sollen sie verstehen, dass das heute das letzte Mal ist, wo wir alle zusammen sind? Was mute ich ihnen zu? Ich habe sie lieb gewonnen, jeden für sich - alle- auch Judas. Aber er ist der, der mich am wenigsten versteht. Seine Entscheidung ist schon gefallen.

Ach, ich möchte in die Knie gehen, ihnen zeigen, dass ich nur Diener bin und kein Eroberer.
Füße waschen wäre so ein Zeichen, statt Häupter salben. Sie haben noch so weite Wege vor sich. Ich möchte, dass sie einen Moment ausruhen.
Jerusalem feiert bald das Pessach-Fest. Sie feiern „ Vorübergang“, feiern den Auszug.

Aber jetzt ist Zeit für mehr, Zeit für den Eintritt. Nehmt mich auf in Euer Innerstes, füllt es ganz mit mir und vergesst es nie: von jetztan werde ich Eure Wegzehrung sein auf dem Weg zum Reich Gottes. Wie es aussieht, dieses Reich meines Vaters,  habe ich Euch in vielen Bildern beschrieben. –

Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz..., denn stark, wie der Tod ist die Liebe...“ So habt ihr es im Hohen Lied gelesen. Es ist Zeit der Erfüllung.


Petrus (Steffi Krause)

Alle sind versammelt, der Tisch ist bereitet. Nach der Reise hierher nach Jerusalem waren einige von uns sehr müde. Auch ich. Aber wir freuten uns doch auf den Abend mit Jesus. Wir haben zusammen gegessen, aber so haben wir es noch nie getan. Ich verstehe nicht, was er mit diesenWorten zu Brot und Wein sagen will. Ich weiß nicht, was das zubedeuten hat.

Nachdem Mahl ist er aufgestanden. Er legte sein Obergewand ab und holte den Wasserkrug. Er begann, dem Ersten von uns die Füße zu waschen. Was tat er denn da? Hatte er die Sonne nicht vertragen? Er wusch einem nach dem anderen die Füße. Dann war ich dran. Ich, Petrus, ich will das nicht. Er ist mein Herr. Das kann ich nicht zulassen. Ich sagte: „Herr, du sollst mir nicht die Füße waschen. Lass mich deine Füße waschen. Ich diene Dir!“ Er entgegnete mir: „Simon Petrus, setz dich. Du verstehst noch nicht, was ich tue. Aber bald wirst du es verstehen.“

Das Verhalten kommt uns allen ein bisschen komisch vor. Niemand ist sich sicher, was das alles zu bedeuten hat. Alle haben miteinander getuscheln und gerätselt, was das soll. Gut - wir sind schon eine Menge von ihm gewöhnt, aber heute Abend ... Ich weiß nicht

Ich war dann mit ihm und zwei anderen Jüngern im Garten Gethsemani.
„Bitte bleibt hier bei mir und betet für mich.“ - hat er zu uns gesagt. Die anderen beiden waren schon fast eingeschlafen. Wer kann es ihnen übelnehmen. Immerhin sind wir ja jetzt schon sehr lange auf den Beinen. Ich wollte für ihn da sein, aber auch ich konnte meine Augen nicht offen halten.

Wer ist das? Eine Schar von Soldaten mit Fackeln kommt zu uns. Was wollen die von uns? Sie nehmen Jesus mit. Was hat er getan? Ich muss etwas tun. Ich muss die anderen informieren. Ich werde mich unter die Leute mischen und abwarten, was passiert. Hoffentlich kommt er bald wieder zu uns. Was hat Judas da bloß getan? Wieso verrät er Jesus? So etwas hätte ich nie von ihm gedacht.

Warum schauen mich die Leute hier so an? Als ob sie wüssten, dass ich zu Jesus gehöre. Wenn sie das herausfinden, nehmen sie mich vielleicht auch noch fest. Die sollen mich in Ruhe lassen. „Nein, ich kenne Jesus nicht. Ich gehöre nicht zu diesem Mann. Ich schwöre, ich kenne ihn nicht.“

Der Hahn kräht. Hat er das nicht vorausgesagt? Was bin ich nur für ein Freund?

Judas (Cordula Schonert)

Jetzt oder nie!

Was soll das? Spannung liegt in der Luft! Merkt hier niemand, was uns bevorsteht? Es ist Pessach – die Stadt voller Menschen, der Tempel brummt, die Stimmung ist quirlig.

Die Römer haben die ganze Zeit schon ein Auge auf uns – sie werfen scheele Blicke, als erwarteten sie, dass etwas geschieht, dass einer die Faust erhebt, dass der Volksaufstand losbricht. Die Spannung ist unerträglich. Selbst die Römer scheinen es zu merken! – Und Jesus? Sitzt seelenruhig da und isst!

Wer, wenn nicht Jesus, könnte jetzt aufstehen? Wo ihm doch so viele folgen! Er, dem die Leute mit Zweigen winken! Er könnte alle mitreißen, könnte die Freiheit erkämpfen. Der Moment ist so günstig! Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht Jesus?

Aber was tut er? Sitzt predigt ausführlich. Erzählt vom Morgen! Also ob es ein Morgen gäbe, wenn er nicht endlich eingreift! – Wie lange laufen wir schon durch die Lande! Was hat er nicht alles versprochen: das Reich Gottes auf Erden! Für uns alle! Eine neue Ordnung der Freiheit!

Wann tut er es endlich? Gott steigt doch nicht vom Himmel, das muss Jesus schon selbst tun. Schließlich ist ER doch der Gesalbte, der Messias, der Sohn Gottes! Oder etwa nicht?
ER muss aufstehen, das Schwert ergreifen, endlich kämpfen und uns von den Römer, von Schmach und Spott, von der Besatzung befreien!

Aber nein: Jetzt kniet er sich auch noch hin - wie ein Sklave! Nimmt ein Handtuch – ich schäme mich für ihn! Was für ein Feigling! Er wäscht uns die Füße! Ich will aufspringen und davonlaufen! Es ist nicht auszuhal­ten! Dabei liegt die Freiheit nur einen Messerstich, einen Schwerthieb, einen Steinwurf entfernt! Nur raus hier! Ich muss die Entscheidung herbeizwingen! Wenn er erst einmal vor den Soldaten steht, wird er wissen, was zu tun ist!

Jetzt oder nie!

Sprachlose Angst“ (Elisabeth Funk)

Ja, ich war auch dabei
damals – in jener Nacht
und      ich hatte Angst,
unbeschreibliche Angst.

Was ist aus all dem geworden?
Aus SEINEN Verheißungen, unseren Hoffnungen?
„Das Reich Gottes auf Erden?“
„Frieden unter den Menschen?“

Es war das Ende in jener Nacht.
Und ich hatte Angst,
ohnmächtige Angst.

Und heute?
Diese Welt?
Diese Pandemien?
Die Klimakatastrophen und Hungersnöte?
Die sinnlosenKriege?
Menschen auf der Flucht?

Und eine Kirche,
die so oft um sich selbst kreist,
und deren Sprache viele nicht mehr verstehen?

Ich habe Angst – heute

Wo bist DU GOTT

Fürbitten (Regina Haas)

Im Fürbittgebet schaffen wir in unserem Herzen Raum für Gottes Wirken. Denn an ihm möchten wir unser Leben und das Leben einer weithin unversöhnten Welt hängen. So beten wir:

  • Herr Jesus Christus, gib uns den Mut in deiner Nachfolge Verrat, Gewalt und Ungerechtigkeit zu benennen aber auch zu erdulden, wenn es nötig ist. Doch wo es in der Welt möglich ist, schenke uns Frieden.
  • Herr Jesus Christus, Du hast uns ein Beispiel gegeben. Lass uns in Demut die Hilfe annehmen, die wir benötigen und mach uns immer wieder darauf aufmerksam, dass wir denen dienen, die Du uns anvertraust.
  • Herr Jesus Christus, oft haben wir unsere eigene Vorstel­lung wie unser Leben verlaufen und Erlösung aussehen sollte. Bewahre uns vor der Versuchung, Gottes Allmacht herauszufordern.
  • Herr Jesus Christus, manchmal können wir nicht verste­hen, was um uns herum passiert und erkennen nicht, was Gott von uns will. Hilf uns, Gottes Stimme zu hören und seinem Willen zu folgen.

Denn du bist ein rettender Gott, der aus aller Unmenschlichkeit befreien will und unser Leben zum Ziel führt. Dafür loben und preisen wir dich, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

13

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April

2022

Maria und Johannes

Bruder Jeremias OSA

Impulse zu einer Bildsäule von Sr. Christophora Janssen OSB in der Karwoche 2022

10

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April

2022

Palmsonntag: Gottes Sohn auf einem Esel

Christoph Kuchinke

Einleitung

Wir Christen erinnern uns in den kommenden Tagen intensiv an die letzten Tage von Jesus in Jerusalem, über seine Ankunft zum Paschafest, sein letztes Mahl mit seinen Jügern und seinen grausamen Tod – der eben nicht das Letzte war. Ostern erinnern wir uns daran, dass er auferweckt wurde, ein Leben nach dem Tod.

In einer Woche fast das gesamte Leben Jesu, wie in einem Kurzfilm, erinnern, durchleben, feiern.

Ja, es liegt eben immer alles beieinander: Freude und Leid, Leben und Tod, Frieden und Krieg, Liebe und Hass, Freundschaft und Feindschaft, Gutes und Böses.

Wir können wir nicht umhin, auch in einem schön gestalteten Gottesdienst das Schreckliche, Furchtbare was gerade geschieht, nicht außen vor zu lassen. Es hat Platz hier, im Gebet und darüber hinaus, vor unserem Gott.

Predigt von Christoph Kuchinke

Was für eine Geschichte, die wir eben im  Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem gehört haben und gleich in der Passion hören werden. Wir kennen auch die gesungene Variante der Passion aus Aufführungen in Kirchen und Opernhäusern. Zwei Jahre waren sie verstummt.


Eine große Bandbreite an Emotionen kommt darin vor, wie wir sie auch aus dem eigenen Leben kennen: Erwartung, Jubel, Wehmut, Abschied, Angst, Verzweiflung, Liebe.


Es ist wie ein aufgespannter Bogen: zuerst der Einzug in Jerusalem, dem letzten Aufenthaltsort Jesu, begleitet von einer fröhlichen Menschenmenge, von berührenden Zeichen der Verehrung und Bescheidenheit dieses Jesus.

Dann die Vorbereitungen für den Abschied , das Abschiedsmahl beim Pessach, der Verrat eines Freundes, in tiefer Verzweiflung das Gebet, Wachen in der Nacht, Folter und Verurteilung, ein grausamer Gang in den Tod.


Zunächst ist dieser Jesus nicht als Triumphator, siegreicher Held, Gottgleicher gekennzeichnet. Er reitet auf einem Esel – dem alltäglichen, sanften Arbeitstier. Er ringt mit seinem Gott im Gebet, er wird geschlagen und verspottet, von Freunden verleugnet, ausgeliefert, grausam hingerichtet.


Ganz unten angekommen.


„Über göttliche Gestalt verfügend, hielt Christus die Gottgleichheit doch nicht wie ein glückliches Los fest, sondern entäußerte sich selbst aller Vorrechte und nahm die Gestalt eines versklavten Menschen an, wurde den Menschen gleich und seine ganze Erscheinung zeigte: Er war ein Mensch wie Du und Ich.“ (so schreibt es Paulus im Brief an die Gemeinde von Philippi, Kapitel 2).


Ein Christus, der Folteropfern, Hingerichteten, Niedergemetzelten gleicht, die nichts, aber auch gar nichts für ihren brutalen Tod können oder Schreckliches getan haben. Er strahlt nicht, steht nicht stolz da, sondern geschlagen, verletzt, gedemütigt. Da ist kein Palast, sind keine Prunkgewänder, keine Limusinen, nicht überhäuft mit Titeln, er wirft nicht mit Geld um sich, macht nicht Profit mit Aktien und Immobilien, sondern er kommt „ganz unten“ an, wie wir es nennen.


Wenn Menschen  ihr Leben nicht mehr in der Hand haben oder bestimmen können, wenn sie zerschlagen, alleine und dem Tod nahe sind, da ist nun auch Er.


Leben ohne Komfortzone.


Und da schreibt Paulus in seinem Brief an die Gemeinde von Philippi – einige Jahre später: „Euer Verhältnis zueinander soll der Gemeinschaft mit Jesus Christus entsprechen.“

Gott ist also dort zu finden, wo die Schwachen, die Gedemütigten, die Hilflosen, die Armen sind. Um ihre Gesellschaft geht es – sie brauchen unsere Gesellschaft, Anwaltschaft, Gegenwart. Dort ist Gott daheim.

„Was ihr dem Geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, heisst es an einer anderen Stelle des neuen Testaments.


Karwoche heisst: Gott ist nicht vordergründig dort zu finden, wo Prunk, Titel, Macht, Geld, Ansehen daheim sind. Weder in Wirtschaft und Politik, noch in den Kirchen mit all ihren scheinbar unverrückbaren (männlichen) Hierarchien, Heiligkeiten und Eitelkeiten.

Gut, er wird dort schon auch zu finden sein, aber das Wesen Gottes ist es nicht; Sein Gott-sein heraushängen zu lassen., ganz oben, an der Spitze zu stehen, sondern dort zu sein, wo es sich nicht gut lebt, wo Menschen anderen ausgliefert sind – freiwillig.


Ja, diese Botschaft von Passion  und Ostern ist ein Stachel im Fleisch, sie ist nicht angenehm, sie ist ärgerlich.

Auch wir gehören zu den durchaus gut situierten Menschen auf dieser Welt. Nein, zu den Reichen gehören wir sicher nicht, aber ganz unten angekommen sind wir auch nicht. Die Passion Jesu ist ein Stachel in unserem Land, in unseren Kirchen.


Palmsonntag, die Karwoche, die wir heute beginnen, macht uns aufmerksam, ist Erinnerung und Aufruf, ja Mahnung, heraus aus der Komfortzone, gestärkt und begleitet von diesem Jesus von Nazareth, diesem Christus, mit der Ahnung und Gewissheit: Schon jetzt gehen wir dem Leben  in und mit Gott nicht nur entgegegen, sondern gestalten es schon jetzt und hier. Nicht nur für uns selbst.

Erzählen wir weiter von einer, von seiner rebellischen Liebe, die uns aufweckt vom täglichen Tod - und vor uns bleibt: was noch möglich wäre. „Der Himmel, der kommt, grüßt schon die Erde, die ist.“ So, wie sie gerade ist, mit uns.

Ich möchte schließen mit einem Text von Pierre Stutz, den ich vor ein paar Tagen von ihm bekam:


In der Verzweiflung
einander zärtlich beistehen
kraftvoll zupacken
trotz Verunsicherungen


Mit offenen Augen
seinen tiefen Schmerz
für einen Augen-Blick
verwandeln lassen


Mit geschlossenen Augen
klarer wahrnehmen
wie ein liebendes „Ich-bin-da“
unser Vertrauen stärken kann


Mit einem leisen Lächeln
zaghaft erkennen
wie wir auf(er)stehen können
zu mutigen Friedenstaten

Den letzten Vers möchte ich etwas abändern:


Nicht leise, nein laut und nicht zaghaft, sondern mutig und kraftvoll aufstehen zu Friedenstaten.

Amen.

7

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April

2022

Der Apostel Jakobus d.Ä. und die hl. Hildegard von Bingen

Sebastian Braun

Impulse zu einer BilderBibelSäule von Sr. Christophora Janssen OSB von Sebastian Braun

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March

2022

Mose und die Tochter des Pharao

Bruder Jeremias OSA

Gottesdienst zu einer BilderBibelSäule von Sr. Christophora Janssen OSB mit einem Impuls von Daniela und Benedikt Kranemann.