Der4. Fasten-So trägt seit alters her den Namen Laetare – freue dich - nach dem ersten Wort des Eröffnungsverses:
„Freue dich, StadtJerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr über sie traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung“ (vgl. Jes 66,10f).
Die Fastenzeit, diese Heiligen Vierzig Tage, könnten Tage des Trostes und der zuversichtlichen Freude sein, wenn da nicht der Krieg wäre und – eigentlich noch dramatischer – die Zerstörung des Planeten Erde überhaupt durch den Menschen, worauf der globale Klimastreik am vergangenen Freitag wieder einmal hingewiesen hat. Die noch immer anhaltende Pandemie nimmt sich dagegen vergleichsweise harmlos aus.
Und doch bleiben Trost und Freude, die von Gott kommen. Menschliches Versagen und Schuld können nie so groß und gewichtig sein, dass Gottes Erbarmen sie nicht mehr umarmen könnte. Er schenkt den Neuanfang jedem, der umkehrt und sagt: „Ich will zu meinem Vater gehen!“
Warum fasten wir? Im Verzichten und Fasten lernen wir wieder „das üppige Essen und Trinken am reich gedeckten Tisch göttlichen Erbarmens“ schätzen. Dazu sind wir auch jetzt beisammen. Rufen wir den Namen dessen über uns aus, der uns zu seinem Mahl einlädt.
In Victor Hugos Roman (und im entsprechenden Musical) „Les Misérables“ kommt es zu einer dramatischen Begegnung. Jean Valjean, ein entflohener Gefangener, der es mittlerweile bis zum Bürgermeister einer Kleinstadt gebracht hat und als solcher nun in der Rolle eines Anwalts für die Armen seiner Stadt agiert, wird nach Jahren von seinem Erzfeind und Verfolger Kommissar Javert aufgespürt. Der will ihn zurück ins Lager bringen. Die Wandlung Jean Valjeans, der sich für seine Mitmenschen einsetzt, lässt er nicht gelten. Vielmehr konfrontiert er sein Opfer immer wieder mit der zynischen Bemerkung: „Leute wie du können sich nie ändern!“
„Leute wie du können sich nie ändern!“ Das denken oder sagen auch Menschen in unserer Realität sehr schnell. Ja, auch uns selber mag es manchmal so gehen, dass wir die anderen auf ihre Rollen festlegen und ihnen eine Veränderung nicht zutrauen. Wir verwechseln Klarheit mit Härte und beurteilen andere nur aus dem spitzen Winkel heraus.
Die härtesten Urteile kommen oft aus dem Mund der Rechtschaffenen. Dahinter muss nicht einfach nur eine giftige Boshaftigkeit stecken. Im Gegenteil mag es eine ganz nüchterne Überlegung sein, wenn ich mich frage, wofür ich mich abplage und einschränke, mir Opfer abverlange und versuche, ein ordentliches Leben zu führen, wenn es dafür nicht irgendwann eine Anerkennung gibt, ein kleines Privileg vielleicht, das mich wenigstens ein bisschen für meine Mühen und Anstrengungen entlohnt. Hat man darauf kein Anrecht? Wenigstens sollen die nicht ungeschoren davon kommen, die sich um Gottes Gebote und einen aufrichtigen Lebenswandel herzlich wenig scheren...
Ganz fremd ist dieses Denken wohl keinem von uns. Noch deutlicher: Ich will, dass der Schurke (vor allem der größere Sünder als ich) bestraft wird. Ich will nicht, dass am Ende alles vergessen und vergeben wird, weil ich sonst nicht einsehe, warum ich mich überhaupt abmühen soll. Sonst bin ich doch der Dumme!
Genau da setzt Jesus mit der Parabel vom Vater und seinen zwei Söhnen an. Er erzählt das Gleichnis vor einem Kreis frommer Zuhörer, vor Pharisäern und Schriftgelehrten, die sich verhalten wie der ältere Sohn.
Dieser ältere Sohn ist keineswegs unsympathisch. Ich kann gut verstehen, dass er sauer ist, nach allem, was geschehen war. Er heuchelt nicht, sondern sagt ganz offen, was er denkt: „Mein jüngerer Bruder hat sich das Erbteil, das ihm zustand, auszahlen lassen. Er hat Kapital aus unserem Betrieb gezogen und es dann mit seinen Flittchen verschleudert, während ich daheim treu und fleißig geschuftet habe. Aber jetzt, wo der Kleine alles durchgebracht hat, gibt ihm der Vater wieder Unterschlupf! Er feiert sogar ein Fest für ihn, statt ihm Quittung und Laufpass zu geben! Dabei hat der hier – anders als ich – keinen Anspruch mehr. Er sollte für uns ein für allemal gestorben sein!“ Ich kann verstehen, dass der Ältere schmollt und weggeht. Dieses Fest will er nicht mitfeiern.
Der Vater aber gibt nicht auf. Wie er dem Jüngeren entgegen geeilt ist, so geht er jetzt dem Älteren nach. Er liebt die beiden Brüder mit der selben, ungeteilten Liebe. Er spürt, dass der Ältere sich benachteiligt fühlt, und will ihm diese andere Art des Glücks bewusst machen, die er doch im Haus seines Vaters genießen kann. „Mein Kind“, sagt er, „mein Kind, du bist immer bei mir, und alles was mein ist, ist auch dein.“
Das ist doch das große Glück: Dass wir nie getrennt waren, sondern immer Seite an Seite gelebt und gearbeitet haben; ein eher gleichmäßiges Glück: anders als dieser Ausbruch der Freude darüber, dass dein Bruder wieder zurückgekommen ist, doch nicht weniger. Warum glaubst du meiner Liebe zu dir nicht? Bist du neidisch, weil ich auch noch Platz für deinen Bruder habe? Feiere doch mit uns, dass er wieder da ist – und freue dich über sein Glück, auch wenn er es nicht verdient hat. Meine Liebe geht doch über die bloße Gerechtigkeit hinaus.
Diese Liebe Gottes ist schwer zu begreifen, vor allem wenn andere sie erleben dürfen – unverdient, wie wir meinen. Darum wird auch jeder, der versucht, diese Liebe Gottes nachzuahmen, Ärger mit den Gerechten bekommen; jeder, der an das Gute im Menschen glaubt, auch wenn es lange Zeit verborgen war; jeder, der dem Satz des Kommissars Javert aus Les Misérables widerspricht: „Leute wie du können sich nie ändern!“ – macht sich damit kaum Freunde. Doch! Gestehen wir einander zu: Jeder kann und darf sich ändern!
Seelsorger, die wiederverheiratet Geschiedenen die Kommunion nicht verweigern, werden von den Frommen schwer angefeindet. – Seelsorger und Pädagogen, die Verständnis aufbringen für die gewandelten Wertvorstellungen der Jüngeren, werden als „nicht kirchenkonform“ hingestellt. – Oder stellen Sie sich vor, eine Regierung würde ein umfassendes Hilfsprogramm für Kriminelle auf den Weg bringen. Wo doch stets behauptet wird, für „Verbrecher“ und die „aus der Bahn geworfenen“ werde ohnehin viel zu viel getan!
Wenn wir es auf die Spitze treiben: Warum wollen so viele Kardinal Wölki keinen Neuanfang gönnen? Oder gar den tatsächlichen Missbrauchstätern? Der Ruf nach der ganzen Härte ist verständlich. Ich stimme da auch gern mit ein. Und doch müssen wir auch hier fragen: Ist das wirklich Christi Weg? Was bräuchte es statt dessen, damit Täter nicht rückfällig werden und weiteres Unheil anrichten? Wieviel Aufmerksamkeit können und wollen wir uns leisten? – Das ist nicht populär, ich weiß. Ich habe dafür auch keine schnelle Antwort, aber es treibt mich doch um.
Ärger bekam auch Jesus, der die Geschichte vom barmherzigen Vater nicht nur erzählte, sondern sie in seinen Taten auch immer wieder verwirklichte. „Da, er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen“, lautet der Vorwurf der Frommen. Da braucht man nicht lange zu fragen: „Herzliebster Jesus, was hast du verbrochen, dass man ein solch hart Urteil hat gesprochen?“
Es ist für jene, die sich tagtäglich redlich abmühen, schwer zu ertragen, wie Gott so großzügig sein kann mit denen, die lange Zeit nur ihre eigene Lust und Laune zum Leitfaden ihres Lebens gemacht haben. Ob der ältere Sohn schließlich doch noch mitgefeiert hat? Jesus lässt diese Frage offen. Mehr noch: Er stellt sie mir. Kann ich mich freuen über so viel Liebe, die mir so sicher gilt, wie dem verlorenen Sohn? Macht mir der barmherzige Vater wieder neu bewusst, mit wie viel Liebe ich ständig von Gott bedacht werde, egal ob ich mich eher im jüngeren oder eher im älteren Sohn wiederfinde? Macht mich dieses Gleichnis dankbar und froh, oder gehe ich schmollend hinaus und denke: „Wenn ich es mir nur auch so leicht machen könnte....“?
Wir werden jetzt gleich Brot und Wein dort auf den Altar legen: Brot und Wein für das Mahl der Sünder, das Gott für uns bereiten wird. Treten wir dankbaren Herzens hinzu, weil Gott nicht nur gerecht ist. ER ist die Liebe! Amen.
zu einer Bildsäule von Sr. Christophora Janssen OSB in der Brunnenkirche zu Erfurt © Augustinerkonvent St. Martin von Tours 2022
Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Elija ist nicht irgendwer. Er ist einer der wichtigsten Propheten des Alten Bundes, ein Mann, ein Mensch, der mit sich ringt, immer wieder. Aber er ringt auch mit Gott, mit seinen Mitmenschen, mit den Herrschenden. Er nimmt Anstoß und wird gewissermaßen verstoßen, er kommt immer wieder an seine Grenzen, hadert mit dem Leben und dem Tod und sein Leben ist geprägt von zahlreichen, vielschichtigen Begegnungen.
Die Propheten haderten oft mit ihrer Rolle, vielleicht ist das ein wichtiges Anzeichen für einen „richtigen“ Propheten… Bin ich gut genug? Kann ich überhaupt reden? Was will Gott von mir? Was ist meine Rolle? Wer bin ich? Was soll ich wagen und wem und wie und wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?
Die Prophetenrolle ist ganz sicher keine einfache. Ärger ist vorprogrammiert.
Uns begegnet in der Lesung eine Frau, die sich auf den eigenen Tod einstellt. Sie ist arm, sie ist eine Witwe. Sie hat fast nichts mehr und sammelt Holz für ihr letztes Mahl. Auch ihr Sohn wird sterben, so ist sie sich sicher. Eine letzte Mahlzeit noch. Etwas Mehl, etwas Öl. Und auf einmal steht da dieser fremde Mann.
Elija wurde von Gott zu dieser Frau geschickt. Er sagt etwas, das wir immer wieder hören in der heiligen Schrift. Etwas, das oft Himmelsboten den ängstlichen Menschen zurufen: „Fürchte dich nicht, hab keine Angst!“ Trotz der Ausweglosigkeit der Situation gibt es Hoffnung, auch das begegnet uns mehrfach in der heiligen Schrift.
Ihr wird aufgetragen, diesen Mann mit Wasser und Essen zu versorgen, obwohl sie selbst kaum mehr etwas hat. Und das Wunder geschieht, der Ölkrug und der Mehltopf werden nicht leer. Was hat das zu bedeuten? Ist Teilen so eine große Macht, dass Gott sie in jedem Fall belohnt? Es gibt auch andere Geschichten in der heiligen Schrift, die vom Teilen erzählen, wie die wunderbare Brotvermehrung. Wer sein letztes Hemd gibt, wer abgibt auch von dem Wenigen, was vorhanden ist, wird reich belohnt. Gott liebt die Großzügigen, so scheint es.
Das Evangelium erzählt uns vom Reichtum und von der Armut, eine sehr drastische Darstellung wird uns vor Augen geführt. Der Reiche hat zu Lebzeiten nicht teilen wollen, jedenfalls nicht mit dem armen Lazarus und vermutlich auch nicht mit anderen Benachteiligten. Dafür muss er nach seinem irdischen Leben büßen. Das religiöse Gesetz und die Propheten haben den Reichen nicht dazu gebracht, liebevoller und großzügiger zu sein, nun macht er sich Sorgen um seine Brüder, die den Lebenswandel des verstorbenen Bruders teilen.
Immerhin sorgt er sich um die eigene Familie, aber wer ist mein Nächster? Wem muss ich helfen, wem beistehen, wer verdient meine Hilfe, meine Großzügigkeit? Der Reiche wäre ja arm, wenn er mit allen teilen würde. Oder nicht? Geld haben kommt nicht von Geld ausgeben…. Der arme Mann vor der eigenen Tür, er wurde übersehen, ignoriert, das Leben hielt für den Reichen viele Ablenkungen bereit.
Gibt es eine ausgleichende Gerechtigkeit? Dürfen wir auf eine himmlische Gerechtigkeit hoffen? Und wenn ja, auf welcher Seite werden wir sein? Es gibt viele arme Witwen auf dieser Erde, die kaum ein paar Körner Reis haben, die sie ihren Kindern zum Essen anbieten können. Und in anderen Teilen der Welt wird Essen weggeworfen, in großen Mengen.
Die Getreidepreise und die Lebensmittelpreise hängen auch davon ab, wie sich reiche Länder mit Lebensmitteln aus aller Welt eindecken. Die Ukraine ist eine wichtige Kornkammer der Welt, der Krieg, all das wird sich auch auf das konkrete Essen von konkreten Menschen in verschiedenen Teilen der Welt auswirken. Wer in den Krieg ziehen muss, kann seine Felder nicht bestellen.
Elija muss sich in Acht nehmen, er hat seinen König und seine Königin kritisiert und steht nun vor der armen Frau in einem anderen Land. Er ist ein Flüchtling, weil er mutig war und Missstände angesprochen hat. Auch das sehen wir in unseren Tagen, Menschen müssen ihre Heimat verlassen, aus verschiedenen Gründen. Sie werden verhaftet, weil sie ihre Meinung sagen, weil sie für den Frieden aufstehen, für Gerechtigkeit und für ihre Freiheit.
Auch in unseren Tagen gibt es Propheten, kritische Stimmen, die gegen den Mainstream ankämpfen, die für den Klimawandel, für soziale Gerechtigkeit und für eine bessere Welt eintreten. Nicht überall und nicht von allen wird das gern gesehen.
Wie viel Mut und wie viel Kraft haben wir? Wie sieht es mit unseren Ölreserven aus und mit unseren Mehltöpfen? Wie können wir diese Welt gerechter und besser machen? Sind wir bereit zu verzichten? Auch über die Fastenzeit hinaus? Verzicht, der wehtut, der einschneidet, das ist etwas anderes als Kleinigkeiten wegzulassen. Wer kann sich auf Dauer hohe Heizkosten und Benzinpreise leisten? Wir haben auch in unserem Land große Unterschiede im Wohlstandsgefälle und viele Spaltungen auf verschiedenen Ebenen.
Können wir teilen? Miteinander großzügig umgehen und über den eigenen Tellerrand hinaus schauen? Können wir Brücken bauen, wo Spaltungen drohen und Verhärtungen zu echten Konflikten führen? Manchmal ist es schon schwer, mit denen zu teilen, die um uns sind, Macht zu teilen, Arbeit aufzuteilen, Aufgaben gerecht zu verteilen, die Verteilungskämpfe finden auf allen Ebenen statt. Auch in Familien, bei Erbstreitigkeiten, unter Freunden, in Beziehungen.
Würde ich mein letztes Öl, meine letzte Hand Mehl einem Fremden geben? Das ist eine schwierige Frage, wenn man selbst nie Hunger leiden musste. Ich erinnere mich daran, dass mein Opa, mit dem ich viel Zeit als Kind verbringen durfte, kein Essen wegschmeißen konnte. Er hat im 2. Weltkrieg gehungert. Er konnte an keinem Bettler vorbeigehen, ohne etwas zu geben. Er hatte immer ein sauberes Taschentuch bei sich, um es jemand anderem geben zu können. Meine Großeltern waren dankbar, im Frieden den Rest ihres Lebens zu verbringen.
Ich sehe seit einigen Jahren immer größere und dickere Autos in unseren Innenstädten und ich verstehe es nicht. Vielleicht ist es menschlich, etwas besitzen zu wollen, sich sicher und erhaben zu fühlen. Aber die Lebensmittelverschwendung und die Blindheit gegenüber den Klimaveränderungen sind für mich symptomatisch. Das Erwachen kommt spät, oft zu spät. Der reiche Mensch erkennt erst zu spät seine Fehler, weil er zu Lebzeiten blind dafür war, umgeben von Seinesgleichen, mit Ignoranz gewappnet. Das Leid des anderen wollte er nicht sehen. Die Konsequenzen seines Handelns für andere, für die Welt ebenso wenig.*
Nach den Entwicklungen der letzten Tage, Wochen und Jahre frage ich mich auch, haben wir auf die falschen Propheten gehört, wollten wir die Kriege in anderen Teilen der Welt nicht sehen und die Auswirkungen auf uns und auf die ganze Welt? Wir haben Flüchtlinge aufgenommen in Europa, die Kriege waren meist weit von uns entfernt, aber nun kommt das Grauen näher und das Gefühl der Machtlosigkeit.
Wie voll sind unsere Ölkrüge, wie leer unsere Mehltöpfe? Wie steht es um unsere Ressourcen? Sind unsere Beziehungen stabil? Auch die Beziehung zu Gott? Die Beziehung zu uns selbst? Ist unsere Kraft voll da, oder fühlen wir uns schwach nach der Zeit der Pandemie? Sind die Ressourcen aufgebraucht, sind unsere Möglichkeiten erschöpft? Oder haben wir gerade in diesen Krisenzeiten gelernt, mit unserem Öl und unserem Mehl zu haushalten?
Öl ist überlebenswichtig, wir brauchen Fette, um Vitamine aufnehmen zu können, um geschmeidig und „geölt“ durch das Leben zu kommen. Aber in unseren westlichen Gesellschaften ist oft nicht der Mangel, sondern der Überfluss das Problem, zuviel Weißmehl, zu viel billiges Fett, zu viel Frittiertes, zu viel Ungesundes, weil es oft leicht zuzubereiten ist und nicht viel Zeit kostet. Die Witwe von Sarepta muss sich die Zeit nehmen, etwas zu backen, das dauert und es ist ein karges Mahl, ein Abschiedsmahl, aber es wird zu einem Mahl, das neue Hoffnung schenkt.
Gastfreundschaft und Großzügigkeit werden belohnt von Gott. Wie zeigt sich Gott uns? Wie kann das Leben lebenswert sein? Wem können wir vertrauen, was dürfen wir glauben und wie viel Zweifel ist gut für uns?*
Auch wir dürfen Gottessucher sein, vielleicht fliehen wir auch vor Menschen oder Situationen. Was, wenn uns dabei eine arme Witwe begegnet, die uns vor die Frage stellt, was wir tun für das Miteinander und das Gute in der Welt?
Sehen wir das Leid unserer Mitmenschen in nah und fern? Sind wir blind für die Wahrheit, wenn sie uns nicht gefällt? Wie viel Leid ist verkraftbar?
Möge Gott uns allen den Frieden schenken und genug Öl und Mehl für jeden einzelnen Menschen auf der Erde. Eine Welt, die teilen kann, Macht, Essen, Liebe und Kraft, wäre das nicht wunderbar? Mit Gottes Hilfe ist auch Unvorstellbares möglich.
Amen.
* diese Passagen habe ich schon in der Korrekturphase markiert, um sie gegebenenfalls weglassen zu können. Meist sitzen in solchen Gottesdienste nicht die Leute, die mit den dicksten Autos rumfahren. Zudem ist durch die Texte schon viel Substanz vorhanden, da habe ich schon sehr versucht, mich zu beschränken. Im Gottesdienst habe ich die Passagen tatsächlich weggelassen.
Da erging das Wort des HERRN an Elija: Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleib dort! Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen. Er machte sich auf und ging nach Sarepta. Als er an das Stadttor kam, traf er dort eine Witwe, die Holz auflas. Er bat sie: Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken! Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit! Doch sie sagte: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben. Elija entgegnete ihr: Fürchte dich nicht! Geh heim und tu, was du gesagt hast! Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck und bring es zu mir heraus! Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten; denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der HERR wieder Regen auf den Erdboden sendet. Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen. Der Mehltopf wurde nicht leer und der Ölkrug versiegte nicht, wie der HERR durch Elija versprochen hatte.
Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abrahamaber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt,werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
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Da sind sie, auf dem Gipfel – nein noch nicht die aus dem Evangelium, die Mächtigen dieser Welt: G7, Europa, Gipfeltreffen der verschiedensten Staatsoberhäupter der Politik. Nur der Papst und der Patriarch von Moskau noch nicht. Das wird seine Gründe haben – Diplomatie eben.
Wer von Ihnen den Schnee im Thüringer Wald oder anderswo in den Bergen genutzt und ausgekostet hat, wird sicher Erinnerungen haben, die dem eben gehörten ähnlich sind: Eine weiße Decke überall, ein Moment der Klarheit, der Schönheit, vielleicht auch der Stille. Und dann reißen die Wolken auf, die Sonne, das Licht, dieses besondere Licht...
Ja, es musste sein, Urlaub, raus aus dem Alltag, kleine Höhepunkte setzen, Vitamin D tanken, gerade jetzt in diesen harten Zeiten der Pandemie, der Eingeschränktheit.
Jesus ist mit seinen Freunden unterwegs. Doch alles ist irgendwie plötzlich schwer, der Lack ist ab, die Leichtigkeit ist weg, verloren. Es war aufregend mit Jesus, die Tage waren wirklich erfüllt. Heilungen und Wunder und immer wieder auch starke Worte und wunderbare Gleichnisse.
Und dann sagt Jesus, dass es so nicht mehr lange weitergehen würde. Es würde etwas auf ihn zukommen, etwas Schweres, Leiden, vielleicht der Tod. Das macht die Jünger unruhig. Aber sie gehen weiter.
Zwei von ihnen nimmt Jesus mit auf den Berg, weg von den anderen. Aus der Vergangenheit kommen Mose und Elija in diesen Moment. Sie sind leuchtende Vorbilder von Jesus. Sie stehen für die Weisung Gottes und für die Einsicht, die man gewinnen kann. Von Moses heißt es, er wurde von Gott selbst begraben. Also hat niemand sein Grab jemals finden können. Und Elija ist direkt in den Himmel gefahren, er ist entrückt worden. Beide sind spurlos zu Gott verschwunden, alle beide.
Und jetzt reden sie ganz vertraut mit Jesus, als würden sie sich schon aus unvordenklichen Zeiten kennen. Dass es für ihn auch so kommen wird. Ein leuchtender Moment, kein Grau, keine Sorge, keine Angst.
Genau so stellt man sich die Geschichte doch vor, oder?
„Lass uns hier bleiben, wohnen bleiben!“ Das ist es, so soll es bleiben, einen leuchtenden Moment raus aus der grauen Gegenwart, Klarheit, Übersicht und vor allem Perspektive haben. Also, ich verstehe diesen Petrus sehr gut, ich will auch auf so einen Berg und ich will bleiben... Das ist doch eine fast traumhafte Erfahrung. Das ist doch nur menschlich, oder? – Das findet man ja auch immer wieder bei diesem Petrus.
Aber so ein leuchtender Moment ist eben ein Moment, ein Lichtblick, kurz wie ein Blitz, ein Blitzlicht eben. Darin kann man nicht bleiben und schon gar nicht wohnen. Und unten am Berg sind noch die anderen 9 Jünger, denkt an die keiner? Und da wartet auch schon der Mann mit seinem epileptischen Sohn, damit Jesus ihn heilt.
Es ist unbeschreiblich, den geöffneten Himmel zu sehen, die Heiligen miteinander reden zu hören, die Stimme Gottes, wie damals bei der Taufe am Jordan. Dieser leichte Moment, oben, weit weg vom Alltag. Und doch mittendrin. Und doch wieder auch das Unten, die Menge, die Leute. Es ist immer wieder der Berg, da oben wird gebetet, gerungen, geglaubt.
Der Berg, da wird etwas klar, geklärt, erklärt. Vielleicht der Tabor, von dem man auf Nazareth und den See Genezareth sehen kann? Der Berg, auf den hinaufgetragen wird all das Elend und Leid, all die Schuld. Der Berg des Kreuzes, Golgotha. Es gehört alles zusammen, oben und unten. Verklärung heisst es, oder griechisch: metamorphein, Verwandlung. In die Herrlichkeit. Ins Licht.
Das wär's, wir möchten gern festhalten, stehen bleiben, das Bekommene als Besitz. Und doch geht das nicht im Leben: Halten-Wollen. Immer wieder ist da auch ein Loslassen-Müssen. Nichts bleibt, es ist immer Vorübergang: Pascha.
Wenn Abraham nicht bereit gewesen wäre, seine Heimat zu verlassen, er wäre nicht zum Segen für die Völker geworden.
Wenn Mose nicht dem Ruf Gottes am Dornbusch gefolgt wäre, sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten herauszuführen, sie hätten keine Freiheit erlebt.
Wäre Elija unter dem Ginsterstrauch sitzen geblieben und gestorben, er hätte die Gottesschau am Horeb nicht erlebt.
Wäre Jesus nicht von diesem Berg Tabor wieder nach unten gegangen und auf den anderen Berg Golgotha hinaufgegangen, so hätte eine Erlösung durch Leid und Tod und eine Auferweckung nicht geschehen können.
Es scheint immer zunächst so, als scheiterten sie, alle drei.
Auch die Jünger können da einbezogen werden, sie brauchen ihre Zeit, um zu begreifen, zu verstehen, zu erinnern, was sie erlebt haben, was es mit allem auf sich hat. Was Lukas seiner Gemeinde aufgeschrieben hat, wie er diese Begebenheit schildert, ist ganz eigen und soll zeigen: bildlich lässt sich das nicht darstellen, die Verklärung, diese Wandlung.
Jesus nimmt Abschied vom Judentum. Dieser Christus ist mehr, als die Gestalten des ersten Bundes. Auf der Ebene des Prophetentums gibt es kein Bleiben.
Jesus verkündet nicht nur das Wort Gottes, er i s t es selbst, das Wort. Und dadurch eben nicht nur ein frommer Prophet, der am Kreuz scheitert.
Die Wolke, die seit der Zeit von Mose ein Zeichen für die Gegenwart Gottes ist, einen Menschen überschattet, dann heißt das: Er ist zum Glauben gekommen. Erst im Glauben erkennen die Jüngerinnen und Jünger, dass dieser Jesus nicht nur kluge Worte macht, sondern es selbst ist; so teilt sich Gott mit in seinem Sohn, der menschgewordenen Liebe zu jedem einzelnen Menschen. Keiner ist ausgeschlossen, auch nicht die am Rand. Und auch nicht die mit Schuld, wenn sie denn umkehren. Sehen kann man das nicht, schon gar nicht hinter einer Wolke.
Im Glauben erkennt man die Gegenwart Gottes, die wie eine Wolke alles umhüllt, einschließt.
Dieses Evangelium ist eine Vorschau auf Ostern. Schon heute wird Jesus verwandelt, schon heute verbindet er (durch die Gestalten von Mose und Elija) Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Schon heute begehen wir die Auferstehung Jesu. D.h. die Ewigkeit oder Herrlichkeit ist schon angebrochen. Das Reich Gottes, so unscheinbar es uns auch vorkommen mag, ist bereits angebrochen. Es befähigt uns, heute das zun tun, was Jesus auch getan hat.
Die Kraft der Auferstehung, wir haben teil daran, diese Kraft ist Kraft für das Leben heute.
Mit Kurt Marti gesagt:
berg der Verklärung
schnee
seiner herrlichkeit
schnee
seines lichtes
blendend im glanze
des inneren lichtes
spurlos nahen
moses und elia
und glühen
verglühen
ins nichts
schnee
seiner herrlichkeit
schnee
seines lichts-
doch er mahnt
zum abstieg
ins tal der kämpfe
und des verzichts.