O unbegreifliche Liebe!
Deine Seele gewinnt Stärke
aus der Sehnsucht seiner Liebe.
Rüttle Dich auf, öffne das Auge des Verstandes
und schau in den Abgrund der göttlichen Liebe!
Wenn Du nicht schaust, kannst Du nicht lieben.
So viel wirst Du lieben, als Du sehen kannst!
HERR Jesus Christus,
im wunderbaren Sakrament des Altares
hast du uns das Gedächtnis deines Leidens
und deiner Auferstehung hinterlassen.
Gib uns die Gnade, die heiligen Geheimnisse
deines Leibes und Blutes so zu verehren,
dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird.
Der du in der Einheit des Hl. Geistes mit Gott dem Vater
lebst und herrschest in alle Ewigkeit. Amen.
Wir feiern Fronleichnam. Ein opulentes Fest, das bisweilen in die Folklore abzudriften droht – vielleicht weil man seinen eigentlichen Inhalt nur schwer fassen kann? Wie soll man den erklären?
Jesus ist selbst damit gescheitert, als er den Menschen in der Synagoge zu Kapharnaum in der sog. Brotrede anbietet: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben... Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ (Joh 6,51f.) – Unbegreiflich! Unfassbar!
Jesus versucht es noch immer. WIR haben seine Worte soeben gehört. Doch im Anschluss an den heutigen Evangeliumstext, nur zwei Verse weiter, sagen auch viele Jüngerinnen und Jünger (!): „Was er sagt ist unerträglich. Wer kann das anhören?“ (Joh 6,60)
Ein Geheimnis, das nicht zu verstehen ist, nur im Schauen und Lauschen mag ganz allmählich eine Ahnung davon erwachsen. Thomas von Aquin sagt: „Nur wer es erfährt, kann es fassen ... mit Worten kann man es nicht erklären.“ – Geheimnis des Glaubens: Christus verschenkt sich an uns, nährt uns wie Brot, trägt sich uns an, um ganz in uns einzugehen. Da können wir nur staunen und danken: Geheimnis der Eucharistie.
Eine besondere Schau hatte die Augustiner-Chorfrau Juliana von Lüttich im 13. Jhd. In ihren Visionen zeigte sich der Mond in vollem Glanz, aber mit einem dunklen Fleck. Christus gab Juliana zu verstehen: Der Mond symbolisiert das Leben der Kirche auf der Erde, der dunkle Fleck dagegen das Fehlen eines liturgischen Festes zu Ehren des Allerheiligsten Altarsakramentes. Juliana sollte sich tatkräftig für die Einführung eines solchen Festes einsetzen, was 1246 in Lüttich mit der ersten Fronleichnams-Prozession geschah. Später wurde das Fest der Eucharistie für die ganze Kirche verpflichtend (seit 1264): Ein voller Erfolg, könnte man sagen.
Der Prunk der Prozessionen steigerte sich. Trug man am Anfang den Leib Christi wahrscheinlich lediglich in einer Pyxis, wie man sie bei der Krankenkommunion verwendet, so braucht es heute die prächtige Monstranz, den Tragehimmel, eine Blaskapelle, Blumenteppiche, mancherorts sogar Figuren, die von verschiedenen Gruppen geschmückt und mitgetragen werden, Fahnen und Weihrauch, … Die ganze barocke Prachtentfaltung eben. Das ist alles schön. Aber es hat eben auch den Haken, dass so viel Prunk vom Eigentlichen wieder ablenkt.
Martin Luther (1483-1546), der in unserer Stadt einst Augustiner geworden war, ließ am Festgebahren zu Fronleichnam kein gutes Haar: Keinem Fest sei er „mehr feind“ als diesem, wetterte er. „Denn da tut man alle Schmach dem hl. Sakrament, dass man's nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet.“
Das klingt in unseren Ohren sehr hart, die wir doch – davon gehe ich aus – das Fronleichnamsfest sehr lieben. Doch auch Tomáš Halík, der 1978 hier in Erfurt im Geheimen durch Bischof Hugo die Priesterweihe empfing, merkt in seinemBuch „Zeit der leeren Kirchen“ (2021) kritisch an: „Die Bemühung, die Volksfrömmigkeit einer prämodernen Gesellschaft nachzuahmen, die längst ihren kulturell-historischen Kontext verloren hat, oder liturgische Barockfeste zu veranstalten, erzeugen im besten Fall Folklore für Touristen, häufiger jedoch eine bedauernswerte Peinlichkeit“.
Tun wir nicht zu schnell ab, was Luther oder Halík hier kritisieren. Es ist sehr wohl die Frage, was wir mit unserer Prozession heute ausdrücken, ja verkünden wollen: Uns selbst? Eine Kirche, die trotz der Krisen Menschen mobilisieren kann, allen Unkenrufen zum Trotz? Wir sind immer noch eine gesellschaftlich relevante Gruppe, selbst hier in Erfurt! Man soll sehen, dass man mit uns rechnen muss? Demonstration und Folklore?
Oder verkünden wir Christus, um den wir uns Woche für Woche versammeln, manche sogar täglich. Nicht als Selbstzweck, für ein gutes Gewissen etwa. Sondern für die Menschen dieser Stadt, die – wie wir – in Gottes Liebe stehen, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht.
Man kann immer wieder lesen und hören: Fronleichnam sei nach dem Gründonnerstag und der Messe vom Letzten Abendmahl sozusagen ein zweites Fest der Eucharistie, diesmal aber nicht im Schatten des Karfreitag. Am Abend des Gründonnerstag verstummen Orgel und Glocken, die Nacht des Verrates und der Gefangennahme Christi bricht an. Die Trauer stört die Festfreude über die Einsetzung der Eucharistie enorm.
Erinnern wir uns aber auch, dass wir an Gründonnerstag mit im Abendmahlssaal waren. Uns wurde keine Grundlage der Liturgie präsentiert, an der wir unsere liturgischen Bräuche messen könnten. Der Evangelist Johannes handelt all das mit einem einzigen Satz ab: „Es fand ein Mahl statt.“ Für seine Zuhörer war ja klar, wie man sich das vorstellen musste. (Wir wüssten es gerne etwas genauer.)
Johannes erzählt statt dessen, dass Jesus in dieser spannungsgeladenen Nacht das Mahl stehen und liegen lässt. Er vollzieht an seinen Jüngern den Sklavendienst der Fußwaschung. Auch an Judas Iskariot. „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit auch ihr…“
Eucharistie und die Praxis der Nächstenliebe, der dienenden Liebe füreinander – sogar für den Verräter – gehören untrennbar zusammen. Eucharistie ohne den Blick auf diese Welt, so wie sie ist (und nicht nur in Abgrenzung zu ihr!), mit all ihren verführerischen und üblen Gerüchen, dem Schmutz, der Leben eben auch umgibt, aber auch mit dem Glanz, der gerade im Einfachen und Menschlichen immer wieder neu auf- und durchbricht, kann es nicht geben.
Wie kann ER uns seinen Leib zu essen geben?
Wir wundern uns, dass unser HERR Jesus die menschlichen Abgründe nicht gemieden hat. Musste ER diesen Weg der Entäußerung so weit gehen? Noch immer stellen wir uns diese Frage und finden nicht so recht die griffige Antwort darauf. Eigentlich können wir nur dankbar und staunend wahr-nehmen: Dieser Gott, an den wir glauben, ist nicht gekommen, uns zu richten, sondern uns aufzurichten.
Aufzurichten – das ist auch heute der Auftrag der Kirche, die entsteht, indem sie durch Christi Leib wie mit dem täglichen Brot genährt wird und so selber dieser Leib Christi wird: in der Eucharistie – klar! – aber auch durch Gottes Wort, das zum nahrhaften Brot wird, und überall da, wo sie wie Christus diese Welt in den Blick nimmt und entsprechend handelt.
Der dunkle Fleck der Kirche, der in Julianas Vision eine zentrale Rolle spielte, worin besteht er heute? – Vielleicht müssen wir neu lernen, Fronleichnam nicht als Fest der Selbstgefälligkeit zu feiern. Vielleicht ist es an der Zeit, die dunklen Flecken unserer Kirche(n) anzuschauen, Christus hinzuhalten, IHN wieder die Mitte sein zu lassen, um die sich alles dreht (und eben nicht um uns und unsere Vorstellungen). Vielleicht ist es an der Zeit, Fronleichnam als Fest zu feiern, dass Gott sich in Christus der ganzen Welt zuwendet, unwiderruflich und fortwährend. Dafür sind wir seine Zeuginnen und Zeugen!
Wir tragen IHN durch unsere Stadt. Wir tragen IHN zu den Menschen, die hier leben, und die wohl alle irgendwo ähnliche Sorgen plagen, wie uns: um die Liebsten, um die Zukunft, die im Dunkeln liegt, um Angehörige und Freunde, die krank sind oder in anderen Nöten stecken; zu allen Menschen, ob sie nun versuchen, als Gläubige Menschen ihren Auftrag heute zu erfüllen, oder ob sie gottvergessen leben, ob sie gedankenlos leben oder einfach nur gute Menschen sein wollen.
Wir glauben, dass Gott sich den Menschen niemals verschließt. Keinem. Wir glauben, dass Gott unsere Welt nicht meidet. Wir glauben, dass wir alle Seiner Barmherzigkeit bedürfen. Wir erfahren, dass ER uns trotz dunkler Flecken nie verlässt – und hoffen, dass wir auch künftig niemals gottverlassen sein werden.
Diese Zuversicht haben wir nicht für uns alleine. Sie lässt uns nicht ruhen. Sie treibt uns an, wenn wir uns zur Eucharistie versammeln, um uns wieder neu hineinnehmen zu lassen in den Leib Christi, der wir durch Seine Gnade sein und immer wieder neu werden dürfen. „Das ist mein Leib“, heißt es in den Wandlungsworten. Es bezieht sich nicht nur auf das Stück Brot in den Händen des Priesters, sondern auch auf die Gemeinde, die hier versammelt ist. Auch sie soll Leib Christi sein und immer wieder werden. Nicht nur im Brot der Eucharistie ist Christus zugegen, sondern hoffentlich auch durch uns: unser Denken und Handeln.
Christus wendet sich auch heute unserer Stadt mit ihrer Lebendigkeit und ihren Sorgen zu. Das darf uns bewusst werden, wenn wir nachher mit IHM durch die Straßen Erfurts gehen, oder heute auf die "Stadtkrone", den Petersberg: mit der Monstranz, aber noch mehr und hoffentlich auch selbst als wahre Christusträgerinnen und Christusträger. Amen.
Christus, ich trage dich nach Hause in meine Wohnung, zu meiner Familie, in meine Gemeinschaft, in die Nachbarschaft. Meine Liebsten und mein ganzes Umfeld – da sollst auch du sein – mitten unter uns.
Christus, ich trage dich an meinen Arbeitsplatz und zu den Menschen, mit denen ich fast tagtäglich zusammen bin; zu den Kolleginnen und Kollegen und zu denen Menschen, für die ich dasein muss; auch hier sollst du zu finden sein – mitten unter uns.
Christus, ich trage dich auf den Wegen, auf denen ich unterwegs bin: durch die Straßen und Orte, über Land; ich trage dich, wenn ich einkaufen gehe; ich trage dich zu den Menschen, die mir in diesen Läden begegnen; sei du auch dort zu finden – mitten unter uns.
Christus, ich trage dich in meinem Herzen; und da begegnest du all denen, die zwar räumlich weit weg von mir sind, aber doch ganz nah in meinem Herzen: Die vielen Menschen, die ich mag und doch so selten sehen kann; die mich manche wichtige Wegstrecke begleitet haben. Sei du auch bei ihnen – mitten unter ihnen.
Christus ich trage dich durch unsere weite Welt: auch auf Reisen und im Urlaub bist du bei mir; in mir begegnest du den Fremden; und in den Fremden begegnest du mir. Wo ich auch hingehe: Du bist schon da – mitten unter uns.
...
Der zweite Teil des Provinzkapitels 2023 fand wieder in Würzburg statt. Der wiedergewählte Provinzial P. Lukas Schmidkunz OSA wurde vom Generalprior des Augustinerordens, P. Alejandro Moral Antón OSA, der dem Kapitel vorstand, eingeführt.
In die Provinzleitung wurden gewählt: P. Christian Rentsch OSA (Maria Eich), P. Alfons Tony OSA (Würzburg), Br. Marcel Holzheimer OSA (Würzburg) und Br. Jeremias Kiesl OSA (Erfurt). Zum Provinzsekretär wählte das Kapitel Br. Michael Clemens OSA (Würzburg). Als Provinzökonom wurde Br. Peter Reinl OSA (Würzburg) bestätigt.
Zwölf Anträge standen zur Diskussion und Abstimmung. Neben dem straffen Arbeitsprogramm waren die Abende für die brüderliche Begegnung freigehalten. So konnte man spüren, dass die Bezeichnug "das Provinzkapitel feiern" nicht nur eine hohle Floskel ist.
Beim dritten Teil Ende Juni werden dann die Versetzungen entschieden.
Hier ein paar visuelle und auditive Eindrücke:
Pfingsten Lesejahr A * 27./28.05.2023 * in derBrunnenkirche (VAM + 13h)
+ Der HERR, der uns seinen Heiligen Geist schenkt, sei mit euch!
50 Tage sind sind seit Ostern vergangen: Heute, am jüdischen Wochenfest, einem der drei großen Pilgerfeste, beginnt Neues: Die Kirche wird vor den Augen der Pilger aus aller Welt geboren, und viele reagieren FASSUNGSLOS:
Fassungslos sind die Einwohner von Jerusalem: Jesus, das war doch der, den sie wie einen Verbrecher gekreuzigt hatten?! Jetzt sagen seine Jünger: „Wir gehören zu ihm!“ Und: „Er lebt!“ Und: „Durch ihn können wir alle frei und ohne Angst leben!“
Fassungslos sind bis heute Menschen, wenn sie spüren: Jesus lebte nicht nur damals, vor mehr als 2000 Jahren in einem fernen Land. Sondern: Jesus lebt in mir und in allen, die wie wir glauben. ICH kann frei und ohne jede Angst leben! Ja, sein Geist wirkt manchmal auch durch mich!
Fassungslos bin ich, wenn mir bewusst wird, dass Gott mit mir rechnet: Der große Gott braucht mich? Was kann ich IHM schon geben? Wer bin ich – vor IHM? Vor den Menschen, die mir nahe sind? Vor mir selber? – Nicht zu fassen: Er braucht mich! Nicht zu fassen: Er rechnet mit Dir!
Von der ersten Stunde an ist die Kirche wahrhaft "katholisch": Jede und jeder kann vom Geist ergriffen werden. ER macht vor niemanden Halt, ob Mann oder Frau – ja, auch divers, jung und alt, vor keiner Nation – weltweit umspannend, ein „Global Player“ von der ersten Stunde an.
Lassen wir uns vom weiten Geist Gottes ergreifen. Lassen wir uns vom Geist des Auferstandenen weiten und befreien!
alle reden
wirrwarr durcheinander
wildes kauderwelsch
ein einziges gebabel
keiner hört mehr zu
gottes geist jedoch
schafft stimmige stille
und im feuer des schweigens
ein verstehen springt über
das keine worte mehr braucht
Noch einmal führt uns der Evangelist Johannes zurück zum Ostertag. Der Auferstandene war am Morgen Maria Magdalena erschienen. Ihre Botschaft aber konnten die Jünger nicht glauben. Schließlich waren Petrus und der Lieblingsjünger höchstpersönlich zum Grab gelaufen: leer – sie hatten ihn nicht gefunden. Jetzt am Abend erst tritt der Auferstandene in die Runde der zehn Apostel; ja, nur zehn, Judas fehlt aus bekannten Gründen, aber auch Thomas ist nicht da. Für ihn wird es nach acht Tagen einen weiteren Anlauf brauchen.
So ist das im Johannes-Evangelium: Man muss aufeinander warten. Selbst wenn einer oder eine mal die Nase vorn hat, heißt es doch wieder warten. Im Falle der Apostel ist es ein verschlossener Warteraum, in dem es nach Angst riecht.
Man darf aufeinander warten. Das zahlt sich aus. Nun geht niemand mehr verloren: Alle empfangen Heiligen Geist. Thomas, der Nachzügler, wird zum ersten, der den auferstandenen Jesus vollumfänglich erkennt und bekennt: „Mein HERR und mein Gott!“ (Joh 20,28)
Wo Gottes Geist ist, da ist Freude. Die Furcht der Jünger wird erschüttert durch das Shalom des Auferstandenen. Diese Begegnung war eben keine Abrechnung mit den Feiglingen des Karfreitag. Sie wurde zur neuen Berufung in die Nachfolge. Da freuen sich die Jünger, weil sie erfahren: Jesu Vergebung, seine Ermögliching von Leben, sie gilt nach Ostern erst recht! Beim zweiten Shalom Christi wird auch deutlich, dass sie nun ihrerseits auf Friedensmission geschickt werden: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ – Im Geist der Freude!
Dennoch gehört auch der Schmerz dazu, dass die Einheit verloren geht, brüchig ist und noch allzu oft vermisst wird. Wenn wir am Pfingstfest sagen, dass wir heute den Geburtstag der Kirche feiern, so dürfen wir freilich die Herausforderung nicht übersehen, die gerade darin liegt. Denn die Einheit, um die Christus im Abendmahlssaal gebetet hatte (Joh 17), ist zerbrochen. Sie muss daher bis heute unser Gebet und unsere Sehnsucht bleiben. Sie ist vor allem ein geistlicher Weg, der allerdings im Beisammen-bleiben oft unvermittelt die Freude des Auferstandenen schenkt, wenn ER in unserer Mitte erfahrbar wird. Im Hl. Geist, im Geist des gekreuzigten und auferstandenen HERRN, können wir uns schon jetzt über die Grenzen der Konfessionen hinweg versammeln.
Für uns Katholiken ist eines Priesters vornehmste Aufgabe, die Einheit seiner Gemeinde zu suchen und nach Kräften zu fördern. Er soll helfen, dass die Gemeinde wahrhaft „Leib Christi“ ist und wieder neu wird. Er muss seine Gemeinde in Verbindung mit Christus bringen, etwa durch die Sakramente. Gerade darin erfährt der Priester aber auch selbst, wie sehr Christus ihn hält. Etwa in der Eucharistie: Ich halte die Hostie hoch, aber gerade darin erfahre ich, dass die versammelte Gemeinde mich hält, ja dass Christus mir Halt gibt, dessen Leib auch diese konkrete Gemeinde vor mir ist. Deshalb ist es für uns Katholiken so wichtig, das Mahl der Einheit oft, mindestens wöchentlich am „Tag des HERRN“ zu feiern, Christus in unserer Mitte gegenwärtig zu erfahren.
Das ist freilich keine Abwertung anderer Formen. Wo immer sich Gemeinde um Christus versammelt, da geschieht Eucharistie: Vergegenwärtigung des gekreuzigten Auferstandenen. Der Priester soll den Raum für Christus weit offen halten: offen und weit, damit Menschen unterschiedlichster Herkunft und Prägung teilhaben am Reich Gottes, das prinzipiell allen offen steht. Denn Kirche ist von Beginn an weltweit – international – allumfassend (vgl. Apg 2,1-11).
Wo der Geist Christi ist, da ist Freude. – Christus haucht die Jünger an. Er bläst ihnen den Odem des ewigen, göttlichen Lebens ein. Am 8. Tag, dem Tag der Auferstehung, beginnt die neue Schöpfung Gottes. Der Ruach Elohim wirkt und erneuert.
Am Ostertag bereits wird nachdem Johannes-Evangelium den JüngerInnen Heiliger Geist geschenkt. Er ist verknüpft mit der Vollmacht der Sündenvergebung. – Damit habe ich einige Probleme. Mir fällt es schwer, allen zu vergeben. Verletzungen, die mir jemand zugefügt hat, machen es mir schwer, zu vergeben. Der Schmerz macht mich ungnädig.
Umso spannender ist es, dass es auch bei der Begegnung des Auferstandenen mit den Jüngern um eine Geschichte der Verletzungen geht. Jesus war von allen verlassen und verraten worden. Nun aber steht er mitten unter ihnen. Er ist freilich kein Held aus Hollywood, dem kein Haar gekrümmt wäre. Im Gegenteil: An den Wunden erkennen ihn die Seinen. KeinZweifel: Es ist der HERR!
Der Friede, den Jesus schenkt, macht den Schmerz nicht ungeschehen. Die Wunden zu ignorieren oder zu verstecken funktioniert nicht. Sie müssen angesehen werden. Also hinschauen! Versöhnung geschieht über die Wundmale hinweg. – Wagen wir es, unsere Wunden zu zeigen? Wage ich anzuerkennen, dass ich selbst die Ursache mancher Verletzung geworden bin?
Vielleicht ist es gar nicht zuerst ein Appell, den Christus formuliert, sondern eine Aussage: „Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten” (Joh20,23). Mein Nicht-vergeben-können bleibt an mir haften, wie die Wunden, die mich schmerzen. Erst wenn die Wunden in den Blick kämen, könnte Heilung beginnen. Amen.
+ Der gekreuzigte und auferstandene HERR, dem die hl. Rita in Liebe nachgefolgt ist, sei mit euch!
Herr Jesus Christus, wir leben in einer Welt voll Hass und Unfrieden. Wir stehen in der Versuchung, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Du aber rufst uns zum Frieden. Du hast die Gebete der hl. Rita erhört und Frieden gestiftet zwischen den verfeindeten Familien in Cascia. – Wir rufen zu dir: Kyrie, kyrie eleison
Herr Jesus Christus, du hast Leiden und Kreuz für uns getragen. Im Gebet vor deinem Kreuz hat Rita gespürt, dass nur die Liebe über den Hass zu siegen vermag. Du hast sie ausgezeichnet mit der Stirnwunde, dem Dorn von deiner Dornenkrone. Du hast sie zu einem Menschen voll Liebe gemacht. – Wir rufen zu dir: Kyrie, kyrie eleison
Herr Jesus Christus, während viele dich in das Zerrbild des strafenden Gottes gepackt haben, hat Rita dich als den „Guten Jesus“ erfahren. Du hast sie immer wieder bestärkt, in all den Nöten ihres Lebens nie an deiner Liebe zu verzweifeln. Sie konnte lieben, weil sie in dir den Einen Liebenden erfahren hat. – Wir rufen zu dir: Kyrie, kyrie eleison
Der HERR komme mit seinem Erbarmen auch zu uns, ER lasse uns nie irre werden an seiner Liebe, ER führe uns aus der Dunkelheit der Sünde und des Zweifels, ER stärke unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Liebe und ER führe uns in seinen weiten Frieden. Amen.
P. Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.
A. Der Himmel und Erde erschaffen hat.
P. Herr,erhöre mein Gebet.
A. Und lass mein Rufen zu dir kommen.
P. DerHerr sei mit euch.
A. Und mit deinem Geiste.
Gott,du unser Schöpfer und Vater. Du beschenkst uns immer neu mit deinemguten Gaben. Du bietest allen Menschen dein Heil an. In alltäglichenZeichen dürfen wir Spuren seiner Liebe entdecken.
Wirbitten dich: Segne + diese Rosen, die uns an das Leben und an denGlauben der heiligen Rita erinnern.
Lassalle, die diese Rosen mitnehmen, deine Kraft spüren und dein Heilerfahren. Stärke sie besonders in den dornigen Stunden ihres Lebensim Glauben an dich und im Vertrauen auf deine Zusage: „Ich bin beieuch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
Aufdie Fürbitte der heiligen Rita lass uns alle denen zum Segen werden,die uns begegnen und die unsre Hilfe brauchen. Darum bitten wir durchChristus, unseren Herrn.
(Besprengung der Rosen mit Weihwasser.)
an
familienfehden
kopfundherz
zerbrochen
vomschmerz gekreuzzeichnet
hilfst du
gottes frieden
aufdie spur
überalle
geltenden regeln
hinweg
bricht sich
dieliebe
bahn
wieeine
rosenblüte
im winter
Palmsonntag - Osternacht
Musik:
Johannes Häußler (Reglerorgel), Acht kleine Präludien
von J.S. Bach (Auszug)
Sabine Lindner, Resurrexi (Gregorianik)
Hans Bernhard Ruß (Würzburger Klosterkirche)
Fotos:
Steffi Krause, Marion Herzberg, Sabine Lindner u.a.
© Augustinerkonvent St. Martin von Tours | Erfurt 2023