„Kommt und seht!“, so hat Jesus die Jünger eingeladen, die ihm folgen wollten. „Kommt und seht!“, diese Einladung Jesu gilt auch uns. Die Weihnachtszeit ist vorüber, der Alltag eingekehrt. Wir werden IHN im Alltag des Jahreskreises erfahren können, wenn wir IHM nachfolgen, wie die Jünger, von denen wir heute hören.
„Kommt und seht!“ Diese Einladung ergeht an Menschen auf der Suche, an die Jünger damals und an uns heute. Wir sind gekommen. Wir wollen sehen und erfahren, wer dieser Jesus ist. Wir wollen sein Wort hören und mit ihm zu Tisch gehen. Er schenke uns das Heil, das von Gott kommt!
Mit dem jungen Samuel antworten wir ihm: „Rede, denn dein Diener/deine Dienerin hört!“(1 Sam 3,10c).
Am Anfang meines Klosterlebens legte uns der Novizenmeister diese Geschichte von der Berufung des Propheten Samuel zur Meditation ans Herz. Mich hat sie damals sehr angerührt, weil ich mir mit meinen 20 Jahren so jung und unerfahren vorkam. Und da war die Rede von einem kleinen Jungen, der schon von Gott gerufen wird und der später der große Propheten Samuel werden wird. – Heute spricht mich die Erzählung aus vielerlei anderen Gründen an.
Samuel – es war kaum zu erwarten, dass er geboren würde. Denn seine Mutter Hannah galt ja als unfruchtbar. Die Bibel erzählt uns sehr anschaulich, wie Hanna darunter litt, kein Kind zu haben. Schließlich wird ihr Gebet erhört. Sie empfängt Samuel – um ihn dann doch wieder herzugeben: Gott zurück zu geben.
Gott ruft den kleinen Samuel. Der Kleine hört seinen Namen. Er springt auf und geht – das ist nahe liegend – zu dem Menschen, der in seiner Nähe ist: zum alten Priester Eli. Er kann die Stimme Gottes von der Stimme der Menschen noch nicht unterscheiden. Und doch lernt er es in dieser Geschichte.
Ich bleibe hängen an der Stelle, an der es heißt: „Samuel kannte den Herrn noch nicht, und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.“ – So geht es uns auch! Oder wer von uns kennt schon den Herrn? Wer kennt das Wort des Herrn, den Logos, wie wir an Weihnachten gehört haben – oder die Logik Gottes? Gott bleibt für uns, auch wenn wir getauft sind, der Dunkle. Unfassbar! Rätselhaft verborgener Gott! Kaum meinen wir, etwas von ihm verstanden zu haben, wird es uns erstrecht klar: Gott bekommen wir nicht in den Griff!
„Samuel kannte den Herrn noch nicht“, sagt die Bibel – und doch spricht Gott ihn an! Der Mensch weiß noch nichts oder doch viel zu wenig von Gott, aber Gott spricht schon zu ihm. Ein vertrauter Mensch redet uns an, gibt uns einen guten Rat. Oft erst ganz spät und im Rückblick spüren wir: Da war noch mehr im Spiel. Das war Gott, der da gesprochen und an uns gehandelt hat!
Zum Glauben zu kommen heißt nicht, das und jenes für wahr halten. Glauben heißt vor allem wahrnehmen, dass Gott schon längst zu mir spricht, noch bevor ich es richtig begreifen kann. Gott ist schon früher beim Menschen, als der sich darüber bewusst wird. Einander im Glauben zu bestärken heißt vor allem, uns in dieser Wahrnehmung zu bestärken. Beachtet das schöne deutsche Wort „wahr-nehmen“: ein aktives Wort! Wahrheit ist im Deutschen selten etwas, das aus sich besteht und wirkt. Wahrheit kann sich nur dann als wahr erweisen, wenn sie auch so genommen wird!
Der kleine Samuel hört die Stimme Gottes. Ein anderer muss ihm helfen, dieser Stimme Gehör zu schenken. Der alte Priester Eli spürt: Da geschieht mehr, als an der Oberfläche sichtbar ist. Er lehrt dieses Kind einen einzigen, aber wichtigen Satz: „Wenn ER dich wieder ruft, dann antworte: „Rede, HERR, dein Diener hört!“ – Du willst Gott erfahren? Lerne zuerst hören! Glauben kommt vom Hören! Gottes Wort wahr-nehmen.
Wir Menschen missverstehen das manchmal. Da gibt es welche, die meinen, Gott würde ständig klare Anweisungen verteilen. Du musst nur die Bibel aufschlagen, behaupten sie; da findest du Antworten auf alle deine Fragen. – Bei mir klappt das nicht. Meine Fragen stehen meistens nicht in der Bibel. Und die Antworten kann ich selten 1:1 auf mein Leben übertragen.
Will Gott, dass wir in der Bibel wie in einem Kochbuch blättern: „Man nehme…“?! Das kann und will ich mir nicht vorstellen, dass Gott uns so klein hält: Als dumme Menschen, die stur nach Vorschrift handeln, ohne selber zu denken. Wie sollte das denn praktisch gehen? Auch in der Bibel schlagen Menschen die unterschiedlichsten Strategien und Wege ein, ganz oft sind's eindeutig Irrwege. Kann ich da ernsthaft davon ausgehen, dass ich auf alle meine Fragen eine Antwort finde?
Die Bibel ist kein Kochbuch. Sie ist aber Wort Gottes im Menschenwort. Sie ist eine Ermutigung, das Leben zu probieren, die Herausforderungen meines Lebens anzunehmen und als hörender Mensch meinen Weg zu suchen. Das heißt als Mensch der aufmerksam bleibt für das, was in seinem Leben passiert und was Menschen ihm sagen oder zumuten (!); als Mensch der aufmerkt, weil er weiß, dass Gott schon zu ihm spricht.
Die Bibel lädt ein, die eigenen Erfahrungen mit den Erfahrungen der Menschen vor uns abzugleichen. In der Heiligen Schrift haben sie ihren Niederschlag gefunden. Dieser Abgleich ermutigt, den eigenen, ganz individuellen Weg zu suchen. Der steht nirgendwo (vorge-)schrieben. Es ist der Weg, der entsteht, indem ich ihn selber gehe.
Ist das zu schwammig? Zu unklar? – Mir nicht! Ich bin froh über diesen Gott, der nicht klein hält und bevormundet. Gott hält vielmehr zu mir in all den Lebenslagen, in die ich gerate. Gott traut mir zu, dass ich seine Stimme höre. „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir“ (Joh 10,27). Für so dumm hält Christus seine Schafe gar nicht!
Im heutigen Evangelium erklärt Christus den ersten Jüngern nicht sein „Regierungsprogramm“. Er verhandelt nicht mit ihnen, ob sie da mitkönnten. Er lädt sie ein, Erfahrungen mit ihm zu machen und zu teilen: „Kommt und seht!“ (Joh 1,39) Das ist wichtiger, als die richtige Lehre – oder die angebliche Antwort auf alle Fragen. Die wesentlichen Dinge sind nicht in Worte zu fassen. Das Wort muss Fleisch werden. Es muss auch in Fleisch und Blut erfahren werden. Und tatsächlich: Gott lässt sich in Jesus erfahren. Diese Erfahrungen mit Gott zu deuten, ist der Lernprozess und die Befähigung, das eigene Leben im Sinne Gottes gut zu gestalten – so kompliziert es auch verlaufen mag.
Da brauchen wir auch einander, damit wir auf die tiefen Erfahrungen erst gestoßen werden. Wir brauchen einander, um gut hinhören zu können und aufmerksam zu werden. So wie Simon Petrus seinen Bruder Andreas braucht, weil er sonst dem HERRN vielleicht nie begegnet wäre. Menschen schlagen für uns Brücken zum Glauben: Ihre Begeisterung steckt an, ihre Überzeugung lädt ein! Ich brauche immer wieder Menschen, die mir helfen, meine Erfahrungen im Licht Gottes zu deuten und die mir so Gotteserfahrungen erschließen.
Und dann muss ich selber losgehen! Selber mich auf den Weg machen, meine Erfahrungen machen – und selber die Antworten finden aus dem Geist des HERRN heraus, die noch nirgendwo geschrieben stehen. Das traut Gottuns zu! In unserem Alltag, im Kleinen wie im Großen, in unserem privaten Leben und auch im großen Leben der Kirche.
Auch in unseren ökumenischen Bemühungen dürfen wir uns nicht zu sehr von den Formalien bestimmen lassen oder von Aussagen wie: Das war schon immer so! Gott lässt uns nicht aus der Verantwortung, heute dieAntworten zu suchen, die wir heute auch brauchen. Im Hören auf den gemeinsamen HERRN wagen wir die Wege zueinander. Von den Rückschlägen sollten wir uns dabei nicht allzu sehr lähmen lassen.
Ein Trost bleibt: Leben ist nicht nur Anstrengung. Auch ein Leben aus dem Geist Gottes ist mehr als Anstrengung. Der Schlaf gehört ebenso in die Erfahrungen mit Gott. Dreimal sagt Eli zu Samuel: „Geh wieder schlafen!“ Glauben gelingt nicht in übertriebener Betriebsamkeit und großem Aktionismus oder dauernder Anspannung. Es braucht dringend diese Zeit des Leerwerdens, des Freiseins vom Zwang: „Der HERR gibt es den Seinen im Schlaf“ (Ps127,2). Es gibt das Recht und sogar die Pflicht, passiv zu sein! Es braucht die Zeit der Ruhe und Stille, damit das Wort Gottes wie ein Samenkorn in uns reifen kann. Es braucht die Haltung, die aufGott immer noch mehr vertraut als auf die eigenen, begrenzten Fähigkeiten. – „Kommt und seht!“ – Amen.
Predigt von Br. Jeremias M. Kiesl OSA
„Drei Wunder heiligen diesen Tag:
Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe.
Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit (zu Kana).
Heute wurde Christus im Jordan getauft, uns zum Heil.“
Erst seit der Liturgiereform in den 60ern wurden die drei Festinhalte getrennt. Dennoch macht es Sinn, sich dieser Verbindungen bewusst zu werden und dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus nachzuspüren, bevor wir Weihnachten beenden.
„Epiphanie“. Was bedeutet das? So bezeichnet man in der Entstehungszeit des NT den Besuch des Kaisers in einer Stadt. – Wenn heute etwa der Bundespräsident zu Besuch kommt, dann inszeniert sich unser Staat. Es wird genau überlegt, wen das Staatsoberhaupt treffen soll, welche Einrichtungen er besucht, wo er eine Rede hält. Damit soll deutlich werden, wofür unser Staat steht.
Aber das ist weit entfernt vom Anspruch eines Herrscher des römischen Weltreiches. Rom ist ein Staat, in dem viele Völker miteinander auskommen müssen, die kulturell oft wenig verbindet. Rom selbst ist der Kitt, der alles zusammenhält. Der Mythos der „ewigen Stadt Rom“, wie wir noch heute sagen, ist der Identifikationspunkt für alle Völker eines Riesenreiches, das das gesamte Mittelmeer umschließt, das von Nordengland bis ans Schwarze Meer reicht.
Den überhöhenden Anspruch des unbesiegbaren, ewigen Roms übertragen die Cäsaren mehr und mehr auf ihre eigene Person, zumal sie bald gar nicht mehr in der „ewigen Stadt“ residieren. Sie verkörpern in personam den Ewigkeitsanspruch Roms, werden quasi selbst zu Göttern mit einem ungeheuren und – wie sie glauben machen wollen – unbesiegbaren Machtanspruch. Die Epiphanie des Kaisers ist also mehr als der Besuch einer Stadt. Es soll die Offenbarung des ewigen Machtanspruchs Roms sein!
In schärfstem Kontrast dazu feiert die Kirche die „Epiphanie des HERRN“ in mehrfacher Weise. Der unterschiedliche Blickwinkel der Evangelisten schafft bereits eine große Bandbreite. In der Heiligen Nacht haben wir das göttliche Kind in der Futterkrippe der Tiere gefeiert. Es sind zuerst die Hirten, die vor ihm niederfallen. Der Herrscher der Welt ist der Gute Hirte seines Volkes Israel. Diesen Guten Hirten, der seine Lämmer weidet, dem verlorenen nachgeht und mit Zöllnern und Sündern zu Tisch sitzen wird, wie das Lukas ausführlich erzählt, erkennen als erste diejenigen, die selber die harte Arbeit des Hirten kennen, weil sie Hirten sind.
Bei Tageslicht, am Weihnachtstag, kam Johannes zu Wort. Das schöpferische Wort Gottes ist das Licht der Welt, offenbart in Jesus Christus: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“(Joh 1,9). Der Herrscher der Welt offenbart sich als lebenspendende Liebe, als Fülle der Gnade, vor der die Dunkelheit weichen muss, allerdings nur bei denen, die IHN aufnehmen. Die aber bekommen Anteil an dieser Macht der Liebe, indem sie selbst zu „Kindern Gottes“ werden. Indem Johannes so mit den Worten spielt, wird schon im hymnischen Vorwort seines Evangeliums deutlich, dass die Macht Gottes einen völlig anderen Charakter hat als die Macht, die Menschen von den Herrschern erfahren.
Matthäus bringt eine dritte Perspektive ein. Seine judenchristlich geprägte Gemeinde leidet unter der Erfahrung, wie sie auch bei Johannes anklingt: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen den HERRN nicht auf“ (Joh 1,11). Im auserwählten Volk derJuden, aus dem der Großteil dieser Gemeinde stammt, teilen nur wenige den Glauben an Jesus Christus. Die Mt-Gemeinde ist selbst ins Abseits geraten, hinausgedrängt aus dem Heiligen Volk.
Doch bereits bei der Geburt des Gottessohnes Jesus wird das große Wunder, das diese Gemeinde erfährt, vorweg genommen: Aus den Heidenvölkern drängen Menschen zum Glauben und erbitten die Taufe. Sie erkennen (anders als die eigenen Leute) in Jesus den König der Juden - wie die Magoi vor Herodes formulieren.
Die Reaktion König Herodes' und der ganzen Stadt Jerusalem ist „Erschrecken“ (ἕταράχθη). Aber es ist kein heilsames Erschrecken, wie etwa bei Zacharias, bei dem sich dieses Wort auch findet. Hier wie dort lähmt es, aber bei Matthäus bleiben Herodes, die Schriftgelehrten, ja „ganz Jerusalem“ darin stecken. Allein die fremden Sterndeuter sind die Sehenden, während die Leute in der Heiligen Stadt zwar alles wissen, aber dennoch nicht zum Schauen kommen: Sie erstarren. Weder gehen sie los, noch suchen sie.
Oder Herodes: Der „heimlich“ die Sterndeuter zu sich ruft, um Erkundigungen einzuziehen. Was wird er mit den Informationen treiben? Dabei ist jetzt die Zeit des offenbar Werdens: Gott zeigt sich – aller Welt! – Das ist Vorwegnahme dessen, was Mt im Ev erzählt.
Epiphanie und das Fest der Taufe des HERRN im Jordan fallen an diesem Wochenende quasi zusammen. Über die verborgene Zeit des Lebens Jesu in Nazareth wissen wir nichts. Doch in der Begegnung mit dem Täufer Johannes spürt und erfährt Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden!“(Mk 1,11) Der Evangelist Markus lässt eine Erzählung von der Geburt sogar ganz weg und steigt mit diesem Evangelium ein. JETZT ist die Zeit erfüllt: JETZT beginnt das Wirken des Gottessohnes, JETZT sind Heil und Herrschaft Gottes angebrochen!
Diese Heilszeit beginnt mit der Liebe des Vaters. Sie wird dem Sohn zugesprochen – und durch den Sohn jedem Menschen, der auf ihn hört. Mit dieser großen Zusage entlässt uns die Liturgie in den Alltag des Kirchenjahres. Darin zeigt sich die Herrschaft Gottes: In der Liebe. SIE ist Gottes Epiphanie! So kommt Gott zur Welt, obwohl der Sohn stärker ist als der eindrucksvolle Prophet Johannes der Täufer, der von ihm sagt: „Ich bin es nicht wert, mich zu bücken, und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.“ (Mk 1,7c). Also doch mehr als ein Kaiser. Seine Epiphanie aber ist die Liebe.
Diese Liebe zieht sich wie als roter Faden durch die vier Evangelien. Der Alltag des Wirkens Jesu beginnt im Joh-Ev sogar beim Fest der Liebe. Er wirkt sein erstes „Zeichen“ und „offenbart [dadurch] seine Herrlichkeit“ (vgl. Joh 2,11), durch das seine Jünger zum Glauben kommen (ebd.), bei der Hochzeit von Kana.
Etwas von diesem wunderbaren Zeichen der Hochzeit von Kana feiern wir in jeder Eucharistie. Wir legen schier lächerlich wenig Brot und Wein auf den Altar. Doch erfahren wir im Glauben die Fülle des Lebensbrotes und des Bundeskelches. Es ist die Zeit des Festes, in der unser Mangel durch Gottes Fülle aufgehoben wird. Es ist erfüllte Zeit, die uns geschenkt ist.
Noch mehr feiern wir natürlich in jeder Eucharistie Tod und Auferstehung Jesu. Sein Tod hat uns auch an Weihnachten in jeder Messe begleitet. Durch die weihnachtlichen Märtyrerfeste etwa des hl. Stephanus oder der Unschuldigen Kinder musste uns bewusst werden, dass Nachfolge Jesu Schmerz und Leiden nicht ausschließen. Krippe und Kreuz gehören zusammen.
Aber in der Auferstehung Jesu geschieht wiederum Epiphanie. Der Auferstandene „zeigt sich“. Er „offenbart“ sich den Jüngern. Seine Epiphanie macht den Sieg der Liebe deutlich: Gott lässt seinen Sohn nicht im Stich und erweckt ihn. Der Tod hat keine Allmacht! Christus hat durch seine Hingabe für alle ewiges Leben errungen.
Epiphanie. Gott besucht diese Welt. ER besucht unsere Stadt. ER besucht uns hier in diesem Gottesdienst. ER offenbart uns, wer ER für uns ist. Damit entlässt ER uns in den Alltag des Kirchenjahres. Längst sind nicht alle Fragen beantwortet. Aber mit diesem Schlüssel können wir den Sinn unseres Lebens erschließen.
Epiphanie: Gott ist Liebe. – ER möge uns damit anstecken! Amen.
Neujahrgottesdienst 2024 in der Brunnenkirche
Predigt: Br. Jeremis M. Kiesl OSA; Musik: Sabine Lindner (Klara vom Querenberg), Monika Rohs-Dressel.
Fotos: Augustiner in Erfurt, Steffi Krause und www.unsplash.com.
+ Jesus Christus, der HERRder Zeit,
Alpha und Omega unseres Lebens, er sei heute
und alle Tage des neuen Jahres mit euch!
„Dem Vergangenen DANK, dem Kommenden JA!“ Mit diesem Wort von Dag Hamerskjöld lässt sich ein zu Ende gehendes Jahr gut beschließen und neues Jahr gut beginnen. Dank blickt auf das Gewesene im Wissen, dass ich bei allem, was das Jahr an Zumutung hatte, doch auch ein beschenkter Mensch bin. Solcher Dank ist die Hoffnungsquelle für das neue Jahr: Gott, der mich durch das vergangene Jahr begleitet, ja getragen hat, wird auch im neuen Jahr an meiner Seite sein; und „von guten Mächten wunderbar geleitet erwarten wir getrost, was kommen mag: Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (Dietrich Bonhoeffer).
Am Beginn des Neuen Jahres, am Weltfriedenstag, am 8. Tag nach Weihnachten, blicken wir noch einmal auf die Gottesmutter. Sie zeigt uns das Kind, das sie geboren hat. Am 8. Tag gab sie ihm den Namen, den der Engel genannt hatte: Jeshua (Jesus) – Gott (Jahwe) rettet. Er ist unser Friede, geboren von Maria, unserer Schwester im Glauben. Sein Name ist Programm und Vorzeichen für dieses neue Jahr des Herrn, das wir heute in seinem Namen beginnen.
1 Nachdem Mose, der Knecht desHERRN, gestorben war, sagte der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Diener des Mose:
2 Mein Knecht Mose ist gestorben. Mach dich also auf den Weg und zieh über den Jordan hier mit diesem ganzen Volk in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, geben werde! 3 Jeden Ort, den euer Fuß betreten wird, gebe ich euch, wie ich es Mose versprochen habe. 4 Euer Gebiet soll von der Steppe und vom Libanon an bis zum großen Strom, zum Eufrat, reichen - das ist das ganze Land der Hetiter - und bis hin zum großen Meer, wo die Sonne untergeht.
5 Niemand wird dir Widerstand leisten können, solange du lebst. Wie ich mit Mose war, will ich auch mit dir sein. Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.
6 Sei mutig und stark! Denn du sollst diesem Volk das Land zum Besitz geben, von dem du weißt: Ich habe ihren Vätern geschworen, es ihnen zu geben. 7 Sei ganz mutig und stark und achte genau darauf, dass du ganz nach der Weisung handelst, die mein Knecht Mose dir gegeben hat! Weich nicht nach rechts und nicht nach links davon ab, damit du Erfolg hast überall, wo du unterwegs bist!
8 Über dieses Buch der Weisung sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genauso zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben. 9 Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und stark? Fürchte dich also nicht und hab keine Angst; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist.
Das macht uns die Liturgie augenfällig vor: Gott stieg herab. Er wohnt mitten unter uns – in Augenhöhe eines Kindes, und deshalb ist es auch für uns gut, die Krippe im knien oder in der Hocke zu betrachten. – Nach wenigen Wochen wird die Krippe zwar weg sein, aber alles, was wir wie Maria im Herzen bewahren, wird uns im neuen Jahr begleiten: Jesu Name („der HERR rettet“), seine Menschwerdung, sein Kommen in Armut.... Was ist dir in diesem Jahr besonders aufgegangen? –
Maria zeigt uns das Kind auf ihrem Arm. Es ist so selbstverständlich, dass wir es nicht mehr wahr-nehmen...
Im Gegenlicht unseres Alltags ist es vielleicht oft nur schwer zu erkennen, meist eher zu erahnen. Aber der HERR, der als Kind kam, bleibt. Er ist (immer für uns) da!
Wechselnde Pfade
wirst du mit uns gehen, ewiger Gott.
Schatten und Licht
werden wir in diesem neuen Jahr erleben,
barmherziger Gott.
Alles ist Gnade,
und du hörst uns und liebst deine Schöpfung,
treuer Gott.
Fürchte dich nicht,
rufen uns deine Engel auch für dieses Jahr zu,
lebendiger Gott.
Geh mit uns
auf den wechselnden Pfaden des neuen Jahres.
Geh mit denen, die zu uns gehören.
Geh mit allen, die dir vertrauen.
Lass dein Lichthell strahlen in diesem neuen Jahr.
Erleuchte und tröste alle, die von den Schatten des Todes bedrängt werden.
Erleuchte und inspiriere alle,
die deiner Schöpfung Gutes tun.
Deine Gnade heile in diesem Jahr die Kranken.
Deine Gnade schütze in diesem Jahr unsere Kinder.
Deine Gnade verwandele in diesem Jahr
die Trauer in Freude.
Deine Engel schicke in diesem Jahr aus,
dass sie Frieden bringen,
dass sie die Furcht vertreiben,
dass sie mit uns singen.
In diesem neuen Jahr:
Segne die wechselnden Pfade – ewiger Gott.
Segne Schatten und Licht – barmherziger Gott.
Sei mit deiner Gnade da – treuer Gott.
Sprich zu uns: Fürchte dich nicht! Amen.
Gott, Du Herr der Zeit und Du Herr unseres Lebens, wir brechen auf zu einer neuen Jahresreise.
Trotz aller Vorüberlegungen und Planungen kennen wir nicht jeden Weg und jede Station.
Unsere Lebensreise ist ein Abenteuer.
Nur eines ist gewiss: Du bist da.
In unserer Angst vor der Zukunft - Du bist da.
In unserer Sorge um den Alltag - Du bist da.
In der Einsamkeit zerbrochener Beziehungen - Du bist da.
In unseren Zweifeln bei Entscheidungen - Du bist da.
In unseren Begegnungen - Du bist da.
In unseren Erfolgen - Du bist da.
In Augenblicken des Glücks - Du bist da.
In der Stunde des Abschieds - Du bist da.
Der Geist GOTTES, des Herrn, ruht auf mir.
Denn der HERR hat mich gesalbt;
er hat mich gesandt,
um den Armen frohe Botschaft zu bringen,
um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind,
um den Gefangenen Freilassung auszurufen
und den Gefesselten Befreiung,
um ein Gnadenjahr des HERRN auszurufen,
einen Tag der Vergeltung für unseren Gott,
um alle Trauernden zu trösten,
den Trauernden Zions Schmuck zu geben
anstelle von Asche, Freudenöl statt Trauer,
ein Gewand des Ruhms
statt eines verzagten Geistes.
Man wird sie Eichen der Gerechtigkeit nennen,
Pflanzung des HERRN zum herrlichen Glanz.
Dann bauen sie die uralten Trümmerstätten wieder auf
und richten die Ruinen der Vorfahren wieder her.
Die verödeten Städte erbauen sie neu,
die Ruinen vergangener Generationen.
Fremde stehen bereit und weiden eure Herden,
Ausländer sind eure Bauern und Winzer.
Ihr aber werdet Priester des HERRN genannt,
Diener unseres Gottes sagt man zu euch.
Den Reichtum der Nationen werdet ihr genießen
und euch mit ihrer Herrlichkeit brüsten.
Anstelle ihrer doppelten Schande und des Frohlockens
über die ihnen zuteil gewordene Schmach
werden sie in ihrem Land das Doppelte besitzen,
ewige Freude wird ihnen zuteil.
Denn ich, der HERR, liebe das Recht,
ich hasse Raub und Unrecht.
Ich zahle ihnen den Lohn in Treue aus
und schließe einen ewigen Bund mit ihnen.
Ihre Nachkommen werden
unter den Nationen bekannt sein
und ihre Sprösslinge inmitten der Völker.
Jeder, der sie sieht, wird sie erkennen:
Das sind die Nachkommen, die der HERR gesegnet hat.
Von Herzen freue ich mich am HERRN.
Meine Seele jubelt über meinen Gott.
Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils,
erhüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit,
wie ein Bräutigam sich festlich schmückt
und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.
Dennwie die Erde ihr Gewächs hervorbringt
und der Garten seine Saat sprießen lässt,
so lässt GOTT, der Herr, Gerechtigkeit sprießen
und Ruhm vor allen Nationen.
Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt;
sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge,
um Zeugnis abzulegen für das Licht,
damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
Er war nicht selbst das Licht,
er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Und dies ist das Zeugnis des Johannes,
als die Juden
von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten
mit der Frage: Wer bist du?
Er bekannte und leugnete nicht;
er bekannte: Ich bin nicht der Christus.
Sie fragten ihn: Was dann?
Bist du Elíja?
Und er sagte: Ich bin es nicht.
Bist du der Prophet?
Er antwortete: Nein.
Da sagten sie zu ihm: Wer bist du?
Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Antwort geben.
Was sagst du über dich selbst?
Er sagte:
Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste:
Ebnet den Weg für den Herrn!,
wie der Prophet Jesája gesagt hat.
Die Abgesandten gehörten zu den Pharisäern.
Sie fragten Johannes und sagten zu ihm:
Warum taufst du dann, wenn du nicht der Christus bist,
nicht Elíja und nicht der Prophet?
Johannes antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser.
Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt,
der nach mir kommt;
ich bin nicht würdig,
ihm die Riemen der Sandalen zulösen.
Dies geschah in Betánien,
jenseits des Jordan,
wo Johannes taufte.
Musik in der Vorabendmesse: Hubert Nekola (Orgel)
Musik am Sonntag (13.00 Uhr): Chorgemeinschaft aus der Reglergemeinde unter der Leitung von Kantor i.R. Johannes Häußler