Unser auferstandener HERR Jesus Christus, der wahre Weinstock, an dem wir wie Reben festen Halt haben, sei mit euch!
Christus ist der Weinstock, wir sind die Reben! Aufgaben und Belastungen der vergangenen Tage haben uns vielleicht viel Kraft gekostet. In der Verbindung zu Jesus bestehen wir die Herausforderungen. Wir sind eingeladen, seine Kräfte in uns wirken und strömen zu lassen. Er bietet uns nichts weniger an, als mit IHM in Lebenseinheit zu sein und weiter wachsen zu lassen.
Christus schenkt uns Beziehung, seine Freundschaft. Lassen wir uns von IHM beschenken. Pflegen wir die Beziehung mit IHM, unserem Heiland: Gerade auch jetzt in dieser Hl. Messe. Sein Erbarmen komme über uns. IHN wollen wir loben und preisen!
Predigt von Br. Jeremias M. Kiesl OSA
am 4. Ostersonntag B (21.04.2024) in der Brunnenkirche zu Erfurt
Texte: 1 Joh 3,1-2 und Joh 10,11-18 | Lektor:in: Monika Rohs, Norbert Baumgart
Musik: Steffi Krause (Flöte), NiklasWagner (Orgel, Kantor); Fotos: www.unsplash.com
Fotos: Matthias Kiesl, Steffi Krause
Manchmal bedarf es mehrerer Ansätze zu begreifen, zu verstehen, was wirklich geschehen, eingetreten ist. Das ist so bei positiven, schönen, frohen Ereignissen. Das ist so bei sehr negativen, traurigen und leidvollen Ereignissen.
Manchmal braucht es lange, bis einem das eine wie das andere sozusagen vertraut wird und ist – glaubhaft. Dass man es glauben kann, wenn man es hört, erfährt und ja nicht dabei war, sein konnte.
Fängt man an zu fragen, zu hinterfragen, weil man verstehen will, kommt das nicht immer gut an. Da kann es schon passieren, dass man schnell ein Etikett angeheftet bekommt:
der glaubt das nicht
der will das nicht wahrhaben
der zweifelt
wie kann er nur...
Ja, manchmal möchte es einer eben be-greifen und das wissen wir, das „begreifen“ ist schon in vielen Jahren Schule und Ausbildung und Leben nicht immer so einfach und leicht.
Ostern begreifen. Auferstehung eines Toten. Weiterleben nach dem Tod. Anteil daran haben an diesem anderen Leben...
Manch eine, manch einer, will das genauer wissen, als nur vom Hörensagen anderer.
Da gibt es diese Ostergeschichte von dem, der das macht, der konfrontiert, der will, was andere glauben, sehen und verstehen – den Auferstehungsglauben der Jüngerinnen und Jünger – damals.
Glaube ist aber nun mal keine Wissenschaft, es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, keine beweisbaren Tatsachen für die Auferstehung, Auferweckung. Es braucht dazu Vertrauen, ein Gespür, ein spüren des nicht zu Fassenden. Dem Unfassbaren, an dem man Anteil haben will und haben soll. An diesem Leben, dem neuen Leben.
Die Ostererzählungen berichten davon immer und in Gemeinschaft:
auf dem Weg nach Emmaus (haben Sie am Ostermontag sehr gut dargelegt bekommen)
im Treffen der Jüngerinnen und Jünger im Abendmahlssaal
am See und auf dem See bei den Fischern
beim Mahl
lebendiges Wort
lebendiges Brot
Wegbegleiter
Fremder, der neugierig macht
Darum feiern Christen gemeinsam Mahl, setzen fort, was damals geholfen hat zu begreifen, zu erleben, zu spüren, zu glauben, zu leben.
Ist es nicht auch wirklich immer wieder so: An ein Festmahl in toller Gemeinschaft erinnert man sich und beim Erzählen, spürt man auf einmal noch etwas von damals, als würde es ein wenig wirklich. Da braucht es nicht viel, viel „Mehr“ würde das Ursprüngliche, das Eigentliche, schmälern, ja es nicht mehr zur Geltung kommen lassen.
Doch das ist nur der Ursprung, der Anfang, das bliebe bei sich selbst, man bliebe bei sich selbst. Wir.
Das ist und war nicht allein der Sinn des Wirkens, Predigens, Lehrens, Leidens, Sterbens des aufgestandenen Jesus. „Für euch“ und „für alle“, „für die Vielen“ – das sind die Worte, der Auftrag, das ist unsere Sendung:
„Tut!“
Groß ist die Sehnsucht nach Aufbruch, nach Befreiung zu unbeschwertem und unbedrohtem Leben und neuer Hoffnung. Ostern schließt solcher Sehnsucht den Raum auf, damit es zu konkretem Handeln kommt. Würdevolles und Würdiges.
Sich auferwecken zu lassen angesichts der Bedrohungen, sich aufwecken lassen für ein Ende von Krieg und Gewalt, für Gerechtes, Würdevolles und Würdiges.
Weiterhin an Versöhnung und Frieden zwischen Menschen glauben, darauf hoffen, dafür etwas tun.
„Tut“!
Da muss auch mal der Finger in die entsprechende Wunde gelegt werden. Thomas war nicht zurückhaltend, er war konfrontativ – er hat es sich nicht nehmen lassen. Einer gegen ... wie viele?
Wenn Wunden nicht mehr benannt, gezeigt werden, dürfen, weil.... dann bleibt's, wie es ist. Den Lebenden - uns – soll Elend, Zerstörung ans Herz gehen. Die Vorstellung, dass am Ende Gewalt und Tod das letzte Wort haben, soll uns unerträglich sein.
Die Ostergeschichte ist eine Schlüsselgeschichte in vielen Facetten, sie öffnet den Raum zum Handeln, zu Verantwortung. Sie ist nicht Vertröstungsgeschichte; Gott hat ihn auferweckt, also wird er es schon richten und wir legen unsere Hände in den Schoß. Nein. Sie ist eine machtvolle Geschichte, die herausführt aus Resignation, Kraftlosigkeit, Überforderung, die uns lähmen angesichts von so viel menschlichem Leid, Not allgegenwärtig.
Und nein, weg vom eigenen, es sei denn, es ist Not und Notfall. Es ist wirklich etwas, was uns den Boden unter den Füßen wegzieht.
Vor mir liegen noch zwei Nächte Notfallbegleitung in unserer Stadt. Da ist dann immer Not, Tod, Trauriges, Schreckliches, bis dahin Unvorstellbares. Situationen, in denen Menschen in ihren Verlusten Begleitung, Intervention, Dasein brauchen.
Dass sie sich wenden wird, das wird dauern und furchtbar wehtun und ganz viel Trost brauchen. Und hoffentlich auch Menschen und Kraftquellen. Dass Leid nicht verharmlost, sich herantastet, ganz bescheiden, an die Sehnsucht nach etwas Heil, das weiterreicht ins künftige nun andere Leben. Ganz konkret und alltäglich.
In solchen Situationen merke ich immer wieder, dass sich die Sehnsuchtsbilder unseres Glaubens an den Uneindeutigkeiten, den Cut-Punkten des Lebens messen müssen. Darin liegt das Kostbare, das entscheidend Bedeutende. Und das ist immer wieder auch fragil, zerbrechlich. Wie ein Gefäß aus Ton.
Auch unser Osterwasser hier in der Brunnenkirche lagert in einem zerbrechlichen Ton-Gefäß.
Damals wie heute brauchen Menschen, brauchen wir, braucht die Welt einen Neuanfang: Anders sollte es werden, anders muss es werden: menschlicher, lebensnaher, glaubhafter. Wenn es nur endlich begriffen würde, von ganz oben nach ganz unten. Aus den Scherbenhaufen weltweit muss Anderes und Neues werden und es muss tragen und bergen.
Das ist Ostern.
Das ist Aufstehen und Anfangen, Tun.
Manchmal wieder von vorn und ganz klein – aber immerhin, mit der Glaubenskraft des neuen österlichen Lebens.
„Die Sehnsucht des Durstigen beweist noch lange nicht die Existenz einer Quelle. Aber sie lässt ihn weitersuchen.“ Eine zerbrechliche Gewissheit, damit feiern wir Ostern. Und nehmen sie mit in den Alltag in unser Tun. Am Montag. Morgen. In jeden Tag. Nicht nur für uns selbst, für die vielen, in seinem Gedächtnis.
So kann es werden, so wird es.
Glaubst Du das?
„Der Herr ist vom Tod auferstanden, wie er gesagt hat.“ Wie schwer fiel es den Jüngern, diese Worte am Grab Jesu zu glauben. Erst nach und nach begriffen sie, was das hieß: dass mit dem Tod Jesu nicht alles zu Ende war, dass er nach wie vor bei ihnen war, ja dass für sie die große Zeit ihrer Sendung erst anfing. Aber als sie es begriffen hatten, konnten keine Mühen und Gefahren sie mehr daran hindern, die frohe Botschaft in ihre Umgebung, in die ganze Welt hinauszutragen. Wir feiern jedes Jahr Ostern, damit auch unser Herz mehr und mehr begreife, da im tiefsten alles ganz anders ist, als der Augenschein uns oft meinen lässt. Sonntag für Sonntag feiern wir ein „kleines Ostern“, hören wir Worte aus der Heiligen Schrift, beten miteinander und füreinander und begegnen unserem Herrn im heiligen Mahl, damit auch wir mehr und mehr erfüllt werden von der Gewissheit, dass ER bei uns ist.
Impuls von Nicole Jahn am Ostermontag
Nein, wir feiern nicht die Auferstehung des Osterhasen… und er ist auch nicht wegen einer Kreuzung gestorben. "Was Ostern bedeutet" - welchen Aufsatz würdet Ihr (Sie) heute darüber schreiben… Mein Aufsatz als Kind wäre kurz gefasst um Osterferien, Schokolade und Ostereiersuche im Schrebergarten der Großeltern gehandelt. Undheute, heute würde ich schreiben: Grünes Gras. Blühende Sträucher. Bunte Blumen. Nach den dunkeln Wintertagen und den kalten Nächten tun die Sonne und der Frühling richtig gut!
Und doch erinnert uns Ostern an einen ganz besonderen Tod und an ein Ereignis, das alles verändert. Jesus wurde gekreuzigt und ist gestorben. Doch nach drei Tagen ist er wieder auferstanden. Das Grab ist leer. Das ist das Besondere daran. Jesus wurde begraben, aber als einige Frauen den Leichnam salben wollten, war er nicht mehr da. „Der Herr ist auferstanden“, das war die Botschaft der Engel am Grab. "Der Herr ist auferstanden" - wie ein Lauffeuer geht diese Nachricht um die ganze Welt. Von Israel nach Syrien. Nach Europa, Afrika, Asien und Amerika. In die Ukraine und auch nach Rußland.
Wir feiern Ostern gemeinsam! Gemeinsam mit vielen Christen auf der ganzen Welt. Egal ob evangelisch, katholisch, orthodox oder freikirchlich. An Ostern rufen wir uns zu: „Der Herr ist auferstanden“ - „Er ist wahrhaftig auferstanden!“
Wie wäre es, wenn wir uns gegenseitig schreiben oder erzählen, wie und warum wir Ostern feiern. Warum das wichtig für uns ist. Ich feiere sehr gern Ostern. Dass Jesus nicht im Grab geblieben, sondern auferstanden ist, gibt mir Hoffnung. Hoffnung, wenn ich an einem Grab stehe und traurig bin, weil ein lieber Mensch gestorben ist. Jesus ist auferstanden, deshalb glaube ich: Der Tod hat nicht das letzte Wort! Das Leben siegt.
So wäre ein Teil von meinem Aufsatz und ich würde dann über Ostermontag weiterschreiben. Noch einmal feiern wir ja an diesen Ostermontag das hohe Osterfest und begehen die festliche Osterzeit, 50 Tage hindurch bis Pfingsten. Es ist Ostermontag, eine der schönsten Antworten, besser als jeder Aufsatz von mir, gibt das heutige Evangelium mit der Erzählung von den EMMAUSJÜNGERN.
Die beiden waren am Boden zerstört. Alle ihre Hoffnungen, Pläne für ihr eignes Leben, für eine bessere Zukunft ihres Volkes waren am Kreuz vernichtet worden. Der verheißene Messias war nach grausamer Folter tot und begraben. Das ganze Leben der Beiden war nun ein Scherbenhaufen. Sie wollten nur noch weg aus Jerusalem. Voller Wut und Trauer, voller Zweifel einen Fuß vor den andern, in der Hoffnung in ihr früheres Leben zurück zu kehren und die erlebten Ereignisse zu verarbeiten. Nun kam ein Dritter bei ihnen, der sich als Weggefährte anbot. Eigentlich möchte man in seiner Trauer alleine sein. Aber dieser Fremde ist ein guter Trauerbegleiter. Er quatscht die Beiden nicht voll, versucht nicht billigen Trost zu spenden.
Der Fremde schweigt, hört zu. So können sie ihre Gefühle und Eindrücke ein Stück weit von der Seele reden. Als der Fremde nach langer Zeit des Zuhörens anfängt mitzureden, nicht besserwisserisch oder altklug kommt er ihnen daher, sondern sehr behutsam. Er kann Worte sprechen, die den verletzten Seelen der Beiden gut tun. Es ist eine heilsame Weggemeinschaft. Die beiden Emmausjünger haben den Fremden eingeladen: "Bleib doch bei uns!" Nach der langen Weggemeinschaft des Zuhörens und des vorsichtigen Mutmachens, dann erst, als sie miteinander vertraut waren, spüren die Beiden, dass der Fremde es gut und ehrlich mit ihnen meint. Dann erst bricht er das Brot - und sie erkennen IHN...
Diese biblische Erzählung ist unendlich kostbar. Sie zeigt mir, dass ich auf allen Wegen, die ich gehen muss, nicht alleine bin. Es geht einer mit, wenn auch oft schweigend, aber immer wohlwollend, liebevoll - und so heilsam. Ostern zeigt mir hier einen andern Weg, einen menschlicheren, einen barmherzigen. Gerade heute sehnen sich viele Menschen nach jemandem, der sie nicht einfach nur volltextet, sondern der sie ernst nimmt, so wie sie sind.
Vielleicht ist heute das Schweigen, das Einfach-nur-da sein, das Zuhören und Mitgehen mit den Menschen da draußen das Allererste, zu dem wir alle gerufen sind, mitten unter den Menschen sollen wir Christen leben mit offenen Ohren, ohne erhobene Zeigefinger oder altklugen Ratschlägen. Wir sollten im Leben der Menschen zuhören, daran Anteil nehmen, MITGEHEN.