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October

2020

Moonlightmass mit Jazz - Falk Zenker (Gitarre)

Bruder Jeremias OSA

„Nun kann ich ruhig sein vor dir“ – Herzlich willkommen in der Ruhe des Abend hier in Regler. Wir sind eingeladen, vor dem HERRN zur Ruhe zu kommen, unser Leben zu betrachten und Kraft zu schöpfen für den Weg durch die Woche, die vor uns liegt.

Fabian:

Ich möchte ganz herzlich den Musiker Falk Zenker begrüßen. Ich durfte Ihrer Musik bei einem Konzert im Garten der Dorfkirche Isseroda lauschen. Es war ein besonderer spätsommerlicher Abend. Und während die Schwalben ihren Tanz in der Sonne vollführten, haben mich die Melodien ebenso sanft bewegt und lebendig getragen. Und ich bin ganz in die Atmosphäre eingetaucht.

So wünsche ich mir auch für den heutigen Abend: Möge Ihre Musik uns ganz in diesen Gottesdienst mit hineinnehmen und unserem Sein, unseren Gedanken und Gefühlen Raum geben, so dass wir ganz bei uns, miteinander und bei Gott ankommen können.

Wie geht „richtiges Leben“? Was ist da zu tun? Welche Haltung braucht es? Was braucht es stehend vor Gott dafür? – Diese Grundfrage wird heute im Evangelium Jesus gestellt (Mt 18, 15-20). Er wird eine einfache Antwort geben – die es dennoch in sich hat, wie wir sehen werden.

In der katholischen Kirche ist heute der Tag der Welt­mission. Wir wollen uns solidarisch mit allen Menschen dieser Erde zeigen, besonders mit denen, die unsere materielle Unterstützung brauchen. Daher wird heute die Kollekte für Projekte des Hilfswerkes Missio sein.

Impuls I: „Du sollst deinen Nächsten lieben“

Vielleicht kennen Sie das auch:
Wenn ich auf den Straßen unterwegs bin, von A nach B,
wenn ich in der Stadt meine Geschäfte erledige
wenn ich beim Einkaufen im Supermarkt bin,
wenn ich bei der Arbeit meinen Aufgaben erledige,
manchmal frage ich mich später,
wem bin ich überhaupt begegnet?

Ich erkenne dann:
wie schnell passiert es mir, dass ich gar nicht wirklich gesehen habe, wer da war?
Vielleicht ist das sogar ein Stück gesunde Abgrenzung.
Dennoch, wenn ich in einer Gruppe meinem Hobby nachgehe
oder ebenso wenn ich mich mit Freunden oder Familie treffe.
Wie ist es da?

Das ist der erste von drei Impulsen, mit denen ich zum Nachdenken über den Nächsten anregen möchte: Sehe ich hin?

Der zweite Punkt ist: Wen sehe ich?

Dafür möchte ich Sie zu einem kleinen Experiment einladen:
Schauen Sie sich vielleicht einmal hier um. Wen sehen Sie?
Es wäre nicht unwahrscheinlich, dass Sie auch zu allererst sich selbst sehen,
Ihre Gedanken und Gefühlen im Spiegel des Anderen, der Anderen.

Das bringt mich zum dritten Punkt: Was sehe ich?

Wenn Sie mögen, schauen Sie jetzt genauer hin!
Was sehen Sie dort?
Vielleicht ein bestimmtes Kleidungsstück?
Vielleicht eine Geste oder eine Bewegung?
Und was taucht dann in Ihnen auf?

Was hat für mich dieses Experiment mit Nächstenliebe zu tun?

Mit dieser Verortung von DU und ICH kann ich meinen Nächsten, meine Nächste vielleicht überhaupt erst richtig als solchen wahrnehmen.
Es bewahrt mich davor, dass mein Helfenwollen eine Demütigung wird.
Es bewahrt mich davor, den anderen nur als Abbild wahrzunehmen. Als Abbild meiner eigenen Vorstellungen, meiner eigenen abgelehnten oder begrüßten Persönlichkeitsteile.

Aus diesem Anschauen, wer du bist, wer ich bin und das Aufrechterhalten des aufeinander Bezogenseins, mit dem jetzt Möglichen und ebenso dem Unmöglichen,
entsteht aus meiner Sicht
von selbst das NOT-Wendige
miteinander Sein,
mit-Fühlen und

Handeln in Nächstenliebe.

Impuls II: „... wie dich selbst“ – Liebe zu mir selbst

Mir ist dieser Halbsatz: „lieben wie dich selbst“ einmal persönlich sehr wichtig geworden.

Als ich in einer schwierigen Lebenssituation war, habe ich ge­dacht: Naja, ich bin Christ, ich muss jetzt erdulden und aushar­ren, nur noch ganz für andere dasein, das ist Gottes Wille. Mir hat dann jemand  in einer Beratung gesagt: Es steht auch in der Bibel: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Und er hat mich gefragt: „Was bedeutet denn Selbstliebe für Sie?“

Ich habe darauf erst keine richtige Antwort gewusst. Nach viel Nachdenken ist mir dann etwas deutlich geworden: Immer durchhalten und mich ständig zusammenreißen; zulassen, wie ich selber immer wieder verletzt werde – das passt mit Selbst­liebe irgendwie nicht zusammen. Wenn ich mich vollständig aufopfere und zulasse, dass ich immer kleiner werde, dann bin ich mir selber ein Feind. Dann fehlt mir die Achtung vor mir selber, die Liebe zu mir.

Mir ist auch deutlich geworden, dass das mit Gott dann nicht mehr zusammenpasst. Er hat mich ja geschaffen und möchte, dass ich lebe. Dass ich wieder atmen kann und einen Raum für mich und meine Seele finde.

Die Antwort auf die Frage, „Was bedeutet Selbstliebe für dich, kann ein Hinweis sein, ob ich in meinem Leben in eine gute Richtung, in Gottes Richtung, gehe. Und es kann die Erlaubnis werden, den Weg zu korrigieren.

Impuls III: „Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben“

Ach, wie sollte das gehen: Den HERRN und Gott mit allen Fasern des Seins zu lieben? Wie könnte das denn gelingen, wo viele in unserem Land – manchmal auch ich selber – alles andere als sicher sind, ob dieses Gegenüber – GOTT – überhaupt existiert...

Das Hebräische geht tiefer als das Deutsche „Du sollst!“. Als könnte man Liebe befeh­len! Man müsste vielleicht übersetzen: „Du wirst den HERRN, deinen Gott lieben.“ Im Gebot steckt nicht nur der Auftrag, sondern auch die Verhei­ßung: Wer die Liebe Gottes an sich wahrnimmt, dem ist versprochen, dass er selbst ergriffen und seinerseits mit Liebe antworten wird: „Gott und auch deinen Nächsten wirst du dann lieben wie dich selbst!“

Es wäre fatal, nun unsererseits quasi "phari­sä­isch" zu überlegen: Liebe ich wirklich mit ganzem Her­zen und ganzer Seele und ganzer Kraft? Wäre da nicht noch viel zu tun? Gibt's nicht Berei­che meines Wesens, die noch kaum lie­ben? Bitte: keinen "pharisä­i­schen" Maßstab nehmen!

Lie­ben heißt, so zu leben, dass man voreinander die Angst ver­liert.“ Maßstab ist Je­sus selbst. Im Vertrauen geht er seinen Weg. Selbst noch in Geth­se­mani kann er Ja sagen zum Willen des Vaters. Das lässt ihn die Verantwortung tragen, die ihm das Kreuz beschert. – Aber dieses unbedingte Vertrauen führt durch den Tod hindurch zur Auferstehung.

Conclusio

Das Maß gibt Jesus. Was ist nun das wichtigste Gebot? Die Gottesliebe? Oder doch die Nächstenliebe? Oder beginnt alles mit der Selbstliebe?

Unteilbar ist die Liebe“, hat Augustinus gesagt. Es gibt nur die eine Liebe. Wenn sie Raum bekommt, durchdringt sie all unser Denken, Handeln und Sinnen. – Ganz biblisch, unser Augustinus!

Dennoch gibt Augustinus in der Alltagspraxis der Nächsten­liebe den Vor­rang, weil man an ihr ablesen könne, wie es um die Gottes­liebe wirklich bestellt und wie sehr die Sehnsucht nach Gott wirklich in einem lebendig sei.

Ich liebe Gott, wenn ich vor ihm keine Angst habe und ich der Sehnsucht nach IHM Raum gebe; wenn diese Sehnsucht mein Nachden­ken, aber auch Herz und Hand füllen (dürfen). Das kann man nicht „machen“. Es wird geschenkt. Gratis! Angst erstickt die Sehnsucht. Der Zweifel, ob Gott existiere, tötet die Sehn­sucht. Das Misstrauen, dass Gott mir etwas oder gar die Freiheit nehmen könn­te, erstickt die Liebe zu IHM. Davor möchte ich mich hüten und daran festhalten: Gott will meine Freiheit!

Gott will deine Freiheit – und die Freiheit aller Menschen. Das ist mir lieb und teuer. Es ist wahr, dass ich nicht alle Menschen mag. Aber Gott liebt sie offenbar. Dem will ich nicht im Wege stehen. Sein Maßstab zählt, nicht der meine. Deswegen will ich den Nächsten lieben – und auch mich selbst. Das soll mehr sein, als meine wankelmütigen Emotionen. Das soll sich an Gott festma­chen, der mich unendlich liebt und der meine Sehnsucht ist.

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September

2020

Lobpreisgottesdienst in Regler mit Judith Stotz und Didier Felix

Bruder Jeremias OSA

10

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September

2020

Nikolaus von Tolentino 2020

Bruder Jeremias OSA

Gottesdienst am Fest des Augustinerheiligen Nikolaus von Tolentino OSA

1256 wurde aus verschiedenen Eremitenverbänden in der „Gro­ßen Union“ der Augustinerorden gegründet. Bei diesem Zusam­menschluss vordem asketisch lebender Einsiedler zu einem seel­sorglich aktiven Ordens kam auch der Heilige des heutigen Tages in den Augustinerorden. Nikolaus von Tolentino ist der erste Au­gustiner, der heiliggesprochen wurde, und zwar im Jahr 1326 (in Avignon).  

Vom 16.-18. Jahrhundert war er sogar einer der populärsten Hei­ligen ganz Europas. Die bayerischen Wittelsbacher etwa verehrten ihn als be­son­de­ren Schutzpatron ihrer Familie. In der Barockzeit wurde er als Pa­tron der Sterbenden und der Armen Seelen ver­ehrt.

Nikolaus  wurde 1245 geboren. Seine Eltern hatten ihn am Grab des hl. Nikolaus von Myra in Bari erbeten und ihn deshalb so ge­nannt. Ganz jung wurde er schon Mönch und Einsiedler.

Als dann aber der Augustinerorden mit der Seelsorge in den Städten beauftragt wurde, da war der junge Nikolaus Feuer und Flamme. 30 Jahre lang lebt er in der italienischen Stadt Tolentino in den Marchen und verkündet den „Guten Jesus“ in der Begeg­nung mit den Armen und Kranken und gerade auch mit Men­schen, die sich von der Kirche entfernt hatten.

Das 13./14. Jahrhundert war ja vielleicht eines der schlimmsten, die Europa je erlebt hat: Pest-Epedemien, Geißler, die Gott be­sänftigen wollen, indem sie sich selber verwunden, die große Kir­chenspaltung wird am Ende des 14. Jahrhunderts dem Ganzen dann noch die Krone aufsetzen. In dieser unruhigen und schlim­men Zeit gehört Nikolaus zu der sog. „Gute-Jesus-Bewegung“. Christus wird nicht als Rächer und Strafer verkündet. Wer das tut, der wird selber eng. Christus ist der Gute, der auch uns gut will. Das macht weit, denn in seiner Nachfolge suchen auch wir nicht nur immer nach den Schuldigen, sondern werden das Gute gegen die Not der Welt setzen.

Nikolaus findet Achtung und Ansehen in Tolentino. Sein Ruf ver­breitet sich über die Stadtgrenzen hinaus. Man bringt ihn mit un­zähligen Wundern in Verbindung. 1305 stirbt er in Tolentino wo sein Grab bis heute hoch verehrt wird.

Bitten wir den HERRN um sein Erbarmen, damit seine Liebe auch in uns so uns stark und lebendig werde, wie im Leben unseres hl. Mitbruders Nikolaus.  

Segensgebet über die Brötchen

Die Segnung von Brötchen am Festtag des hl. Nikolaus geht auf eine Begebenheit im Leben des Heiligen zurück. In schwerer Krankheit war ihm die Jungfrau Maria erschienen die ihn dazu aufforderte, um Brot zu bitten, es in Wasser zu tauchen und zu essen. Nikolaus tat wie ihm geheißen und wurde gesund. Seit diesem Tag versorgte er alle Bedürftigen mit dem gesegneten Brot und vertraute sie dem Schutz der Jungfrau Maria an.


Allmächtiger und barmherziger Gott, vertrauensvoll wenden wir uns im Gebet an dich mit der Fürsprache des heiligen Nikolaus, deines seligen Dieners und unseres besonderen Fürsprechers.

Komme uns eilends mit deiner Liebe zu Hilfe, stärke uns in Prüfungen und heile allen Schmerz.

Heiliger Nikolaus, während deines Lebens hast du dich um die Kranken gekümmert und sie geheilt. Du hast die Trauernden getröstet, den Notleidenden geholfen und allen den Beistand Gottes erfahrbar gemacht. Stelle auch uns vor den himmlischen Vater, den allgütigen, dessen Vorsehung uns leitet. Er mache uns heil an Leib und Seele und stärke uns zu allem Guten.

Segne, gütiger Gott, diese Brötchen, die wir zu Ehren des heiligen Nikolaus essen. Lasse sie uns Zeichen dei­ner Liebe und Gegen­wart mitten unter uns Menschen sein. Darum bitten wir durch Jesus Christus. Amen.

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September

2020

"Zu Recht weisen?!" - Moonlightmass mit Jazz am 6. September 2020 in Regler

Bruder Jeremias OSA

Moonlightmass mit Jazz in Regler
Einführung

Zurechtweisen. Weisen – den Weg, wie's gehen kann, die Richtung? Wer weiß das denn so genau? Wissen wir's? Zurecht weisen. Darf man das?

Darf man das unterlassen? – Das sind die (schwierigen) Fragen, die uns heute das Evangelium stellt.

Lasst uns heute Abend über die schmale Brücke gehen, wie denn „zurecht-weisen“ im Sinne Jesu geht: „Bridge over troubled water“, singen „Simon and Garfunkel“ ...

Über allem aber die Liebe. Eindeutig.

Und wie wird in einer Gemeinde – unter uns – der liebevolle Umgang eindeutig, unmissverständlich?

Stellen wir uns unter Gottes Erbarmen. Und lassen wir uns von Gottes Erbarmen anstecken, damit auch wir barmherzig miteinander seien.

Kyrie

Und hier ein kleiner Happen Jazz: Bridge over troubled water...

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (Mt 18, 15-20):

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn dein Bruder gegen dich sündigt,
dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht!

Hört er auf dich,so hast du deinen Bruder zurückgewonnen.

Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir,
damit die ganze Sache durch die Aussage vonzwei oder drei Zeugen entschieden werde.

Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde!

Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.

Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein,
und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.

Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten,
werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.

Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Team (inhalt): Steffi, Monika und Jeremias.

Impuls I

Was wir eben gehört haben, heißt im Jargon der Exegeten die „Gemeinderegel des Matthäus“: Wie soll man umgehen mit Konflikten in der Gemeinde? Vorsicht: Mit Konflikten, die den Zusammenhalt und die Gemeinschaft überhaupt gefährden!

Oder positiv formuliert: „Tut alles, was über Gräben hinweg eure Gemeinschaft fördert!

Wer darf also zurecht-weisen? – Wer bereit ist zu hören. Wer bereit ist, der Gemeinschaft zu dienen. Wer bereit ist zur Umkehr.

So werden beide der Gemeinschaft dienen: Wer in Sorge um die Gemeinschaft Fehler anspricht. Und wer sich ansprechen lässt und hört – um eben dieser Gemeinschaft willen!

Alles beginnt mit dem Hören: bei dem, der zu Recht auf einen Missstand verweist; und bei dem, der angesprochen wird, zurechtgewiesen wird. Kann er oder sie das hören?

Und wenn er (sie) nicht hört? Es gibt sie, die harte Grenze: Wenn das versöhnliche Gespräch auf Augenhöhe nicht geht, dann braucht es – allerdings nach etlichen Zwischenschritten! – eine scharfe Ab-, ja Ausgrenzung. Es soll nicht die ganze Gemeinschaft Schaden nehmen!

Hört er (…) nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner“, heißt es im Evangelium (Mt 18,17b), das Matthäus geschrieben hat: Matthäus, der Zöllner (!), der umkehrte, weil Jesus ihn gerufen hatte. Die Ausgrenzung ist immer nur eine Verbannung auf Zeit; ist ein provisorisches Recht, das der aufheben kann, der in die Verbannung geschickt wurde: Wenn er denn umkehrt.

Den Jazz besorgten David und Bernadett.

Impuls II

„… so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen“, so heißt es im Text.

Wir sollen in Sorge um die Gemeinde den Bruder zurechtweisen. In unserer Gesellschaft und oft auch in unseren Gemeinden ist von solcher Ehrlichkeit nicht mehr viel zu spüren. Fehler und Verfehlungen werden eher vertuscht oder schön geredet. Oder es wird übereinander gesprochen, der andere so schlecht gemacht.

Hier hingegen wird ein anderer Weg beschritten. Christus selbst stellt die Regel auf, nach der in der Gemeinde Streitigkeiten ausgeräumt werden sollen, und zwar nicht zuerst wegen der Glaubwürdigkeit der Christen nach außen, sondern wegen der Verletzung der Gemeinschaft der Gemeinde.

Jesus ist daran gelegen, den Bruder, die Schwester, die sich versündigt haben, für die Gemeinde wiederzugewinnen, und zwar auf eine großartige Weise. Wer gefehlt hat, wird nicht moralisch verurteilt und nicht in die Ecke oder an den Pranger gestellt. Denn das würde alles Vertrauen zerstören. Es gäbe keine zweite Chance, Fehler einzusehen und zu korrigieren. Es würde den sozialen Tod bedeuten.

Wir sollen nicht übereinander reden, sondern miteinander. Wir sollen den Bruder, die Schwester zurechtweisen, aber mit ganz großem Vertrauen soll das geschehen, im geschützte Raum des Zweiergesprächs. Jenem Zweiergespräch, dem Christus seine Gegenwart verheißen hat.

Das ist der erste Schritt. Das persönliche Gespräch suchen. Das ist schwierig, und da gehört viel Mut dazu. Aber wenn man wirklich will, dass der andere sich ändert, dann muss man so vorgehen. Das ist der erste Schritt, so sagt Jesus. Hilft diese Ermahnung unter vier Augen nichts, soll man andere Personen hinzuziehen, auch als Zeugen, aber nicht gleich alle, erst einmal zwei oder drei… Erst, wenn das nichts hilft, dann ist die Gemeinde in Kenntnis zu setzen und gegebenfalls der Ausschluss zu vollziehen – mit der Möglichkeit der Rückkehr.

Impuls III

Diese Gemeinschaft, die sich um ein gedeihliches Zusammensein bemüht, sie steht vor Gott und betet gemeinsam. Unter der Verheißung: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.

Zusammen beten. Die Anliegen des einzelnen gemeinsam vor Gott tragen. Es scheint eine Kraft zu liegen, in diesem gemeinsam etwas vor Gott bringen. Eine Tiefe, die wir nicht benennen können. Eine große Ermutigung und Stärkung.

Das kann im Gottesdienst sein, wenn wir bei den Fürbitten immer wieder gemeinsam sprechen: Herr, erhöre uns.

Das kann sein, wenn wir beim Stundengebet Psalmen singen und das gemeinsame Sprechen, Singen, Atmen trägt.

Das kann im freien gemeinsamen Beten für bestimmte Anliegen sein. – Oder noch ganz anders.

Einmütig bitten mehrere Menschen, und hier steht dann diese Zusage: Gott wird diese Bitten erhören.

Mir kommt dann schon eine Frage, denn meine Erfahrung ist auch: Gott hat Bitten nicht immer erfüllt.

Vielleicht frage ich mich dann zuerst: Liegt es vielleicht daran, dass diese Einmütigkeit doch gefehlt hat? Geht das mit den Fürbitten im Gottesdienst viel zu schnell, bin ich mit meinen Gedanken noch ganz woanders. Das wird wohl alles immer mal so sein.

Aber vielleicht haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass wir im kleinen Kreis uns ausgetauscht haben und dann wirklich einmütig für ein bestimmtes Anliegen gebetet haben – und trotzdem ist es nicht eingetreten. Ja, diese Erfahrung gibt es. Darauf gibt es keine schnelle einfache Antwort. Trotzdem steht hier diese Zusage.

Und auch diese weitere Verheißung: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Versammelt in Seinem Namen: vielleicht im Gottesdienst, in einem Bibelkreis, in einem Gebetskreis.

Plötzlich spüre ich: Hier ist mehr als nur wir. Hier passiert mehr, als nur, dass mehrere Menschen zusammen sind und mit­einander sprechen. Es ist noch etwas anderes mit im Raum, ein anderer mit in der Runde, nicht klar zu fassen, aber so deutlich zu spüren. Gott ist plötzlich gegenwärtig. Ein heiliger Moment. Gott  mitten unter uns. Er ist zugegen in der Gemeinschaft.

In all dem, was in dem Evangelium schwierig klingt, wo ich mich frage, ja, wie geht das denn jetzt mit Gemeinschaft, mit Konflikten in der Gemeinschaft, ist das nicht alles viel zu kompliziert? – in all dem bleibt dieses Versprechen: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom (Röm 13, 8-10):

Schwestern und Brüder!

Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe!
Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt.

Denn die Gebote:
Du sollst nicht die Ehe brechen,
dusollst nicht töten,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht begehren!
und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst:
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.

4

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September

2020

Maria Trost & Fahrradkino

Bruder Jeremias OSA

Im Augustinerorden wird die Gottesmutter Maria unter dem Titel „Mutter des Trostes“ verehrt. Sie hat uns Christus, den Trost der Welt, geboren. – Den Gottesdienst bereiteten Schwestern und Brüder der Augustinus-Bruderschaft aus Erfurt, Weimar und Grafenwöhr vor.

Der greise Simeon wartete auf denMessias als den „Trost Israels“. So erzählt es der Evangelist Lukas. Maria bringt zu ihm und zu uns den „Tröster“. Sie ist die „Mutter des Trostes“ und die „Trösterin der Betrübten“. Denn durch sie sandte Gott den Tröster Jesus Christus in diese Welt.

Auch Maria wurde selber getröstet. Zwar drang das von Simeon geweissagte „Schwert durch ihre Seele“, als sie unter dem Kreuz stand. Doch erfüllte sie Trost und Freude über die Auferstehung Christi an Ostern. Diese Osterfreude ist die Quelle des Trostes, aus der die Mutter Kirche bis heute schöpfen darf.

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden“ (2 Kor 1,3-4).

Fahrradkino: ab 20.00 Uhr vor der Reglerkirche

Nach der Abendmesse gab's das Fahrradkino vor der Kirche. Jeweils 7 Radler trieben mit ihren Pedalen Projektor, Laptop und Lautsprecher an. Zunächst wurde der Kurzfilm "Nachts das Leben" angeschaut und anschließend auch besprochen.

In einem zweiten Durchgang kam der Kurzfilm "Sünde - Was ist das eigentlich?" zum Einsatz.