Moonlightmass mit Jazz mit Bernadett, David, Steffi, Monika, Nic A. Elß
Thomas
Ich habe es gehört
Doch ich kann es nicht glauben
Sie haben es mir erzählt
Aber will ich es glauben?
Ich lehne es ab, verstocke
mache alle Schotten dicht.
Es kann nicht so gewesen sein
ohne mich?!
Und wenn, es doch stimmt
und ich mich irre?
Vielleicht haben die anderen ja Recht?
möglicherweise irre ich?
Nein, ich glaube nur was ich sehe
mit meinen Augen
was ich mit meinen Händen berühren kann
Oh mein Herr und mein Gott, welche Herausforderung stellst du mir?
was mutest du mir zu?
Wie soll ich in dieser Zeit an die Auferstehung glauben,
an die Hoffnung, dass alles gut wird am Ende,
dass die Liebe und die Wahrheit siegen werden
Mein Herr und mein Gott,
vernimm meine Zweifel und löse sie auf wie graue Nebel in der Morgensonne
schenke mir Mut und Vertrauen
lass mich wachsen in meinem Glauben
sei mir nah auch wenn ich dich nicht sehe
salbe meine Seele mit deiner tiefen Liebe.
Amen
09.04.2021 Nic A. Elß
Die Erzählung von den Emmaus-Jüngern. Musik: Sonate in d-moll für Violoncello und Klavier von Dimitri Schostakowitsch
Bruder Jeremias
Liene Henkel (Klavier)
Eugen Mantu (Violoncello)
Kamera & Schnitt: Friedemann Seifert-Henkel
Liebe Gemeinde,
vor einigen Tagen erreichte mich auf meinem Handy ein Foto mit der geöffneten Grabkammer aus Jerusalem und dem beiseite gerollten Stein. Die Unterschrift: „Das mit der Ausgangssperre zu Ostern hat noch nie funktioniert.“
Das bringt die Osterbotschaft auf den Punkt.
Sie finden auf Ihrem Platz ein Fresko aus einer kleinen uralten Kapelle an der Südküste Kretas. Es setzt die Auferstehungsgeschichte nach Matthäus ins Bild.
Matthäus erzählt: „Im Aufleuchten des ersten Wochentags gingen Maria von Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus und Josef, nach dem Grab zu sehen.“ Die beiden gehörten zu Jesu Weggefährtinnen. Sie hatten ihn mit vielen anderen Frauen von Galiläa aus begleitet. Sie begleiteten Jesus auf seiner Passion, verließen ihn auch nicht, als er gekreuzigt wurde und starb. Anders als die Jünger: die waren seit der Gefangennahme verschwunden und hatten sich versteckt. Nach Jesu Begräbnis kamen die beiden Marien wieder und hielten an seinem Grab die Totenwache. Sie ließen sich nicht von den Söldnern des Pilatus abschrecken, die das Grab bewachten. Und jetzt, im Morgengrauen des ersten Tages der Woche, sind die Zwei wieder da. Ihre Liebe ist größer als die Angst. Matthäus erzählt: In diesem Moment erbebt die Erde, wie am Karfreitag, als Jesus am Kreuz starb. Doch diesmal ging nicht etwas zu Ende, sondern es geschah unbegreiflich Neues: Ein Engel steigt vom Himmel, wälzt den Stein vom Grab und setzt sich drauf. Wie ein Blitz erscheint er, sein Gewand ist schneeweiß. Die Söldner erbeben vor Furcht und liegen wie tot. Alles geschieht im Nu: Der Engel, das Beben, der Stein vom Grab, die Wächter wie tot. Der Engel spricht zu den Frauen: „Fürchtet Euch nicht! Ich weiß, Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier. Er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht den Ort, wo er gelegen hat.“ Und jetzt: Geht eilends zu den Jüngern und sagt: Er ist auferstanden von den Toten!
Auf Ihrem Bild sehen Sie alles: Der Engel weiß wie Schnee. Die Frauen am Grab, angeleuchtet vom göttlichen Licht des Engels. Zu dessen Füßen im Finstern die halbtoten Wächter.
Schwarz ist auch noch die Welt; außerhalb dieser Szene sehen Sie nur die Dunkelheit über dem Engel.
Die Frauen zögern nicht. Wie der Blitz war der Engel gekommen – wie ein Blitz ergreift die Frauen die Erkenntnis, dass dem Engel unbedingt zu glauben ist. Mit Furcht und Freude eilen sie, ihren Auftrag zu erfüllen. Da begegnet ihnen Jesus. „Seid Gegrüßt“, sagt er, „Chairete“, heißt wörtlich: „Freut euch!“ Sie fallen vor ihm nieder, umfassen seine Füße. „Fürchtet Euch nicht“, spricht Jesus wie der Engel. Doch würden sie seine Füße umfassen, wenn sie sich fürchteten? Mir scheint, ihr Vertrauen und ihre Hingabe sind unerschütterlich.
Jesus trägt ihnen auf: Eilt zu meinen Brüdern, schickt sie nach Galiläa, dort werden sie mich treffen.
Die Frauen eilten. Ohne diese Frauen würden wir hier heute nicht sein. Sie sind die Kronzeuginnen unseres Glaubens. Das ist äußerst verwunderlich, denn damals galten Frauen als unglaubwürdig. Ihre Zeugenschaft wurde vor den Gerichten in den Wind geschlagen, ihr Wort galt nichts.
Anders bei Jesus: Frauen und Männer gehörten gleichermaßen zu seinerJüngerschaft. Frauen sind die ersten, die die Wahrheit der Auferstehungsbotschaft verkünden. Das Wunder ist: Ihre Botschaft wurde geglaubt.
Sie ist nicht irgendeine Wahrheit. Die Wahrheit ist Christus selbst. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus im Johannesevangelium (Joh 14, 6.17). Der Geist dieser Wahrheit wird alle erfüllen, die zu ihm gehören. Die Wahrheit ist ein Subjekt, keine Sache, um deren Besitz man sich streitet, die man entstellen, verbiegen, beschneiden, färben, zurechtstutzen kann.
Der Geist dieser Wahrheit berührt die Frauen am leeren Grab. Sie zweifeln offensichtlich keinen Augenblick, dass sie ihr vertrauen können.
Auf dem Bild vor sich sehen Sie den Engel im schneeweißen Gewand. Er verkörpert die österliche Wahrheit. Wahrheit und Licht werden in der Sprache des Neuen Testaments zusammen gedacht. Das griechische Wort Aleitheia bedeutet wörtlich: „Das Un-Verborgene“. Die Wahrheit macht sichtbar, was im Dunkel lag.
Das ahnen auch die Feinde der Wahrheit, die alles daransetzen, sie aus der Welt zu schaffen. Die Auferstehung darf nicht sein, Christus soll im Grab bleiben, unter dem schweren Stein. Wir hörten vorhin, was der Evangelist Matthäus darüber berichtet. Während die Frauen weg vom Grab zu den Jüngern eilen, eilten die Wächter, die eben noch wie tot lagen, in die Stadt und zeigten den Mördern Jesu das Geschehene an. Die taten, was den eigenen Machtinteressen dient: Sie setzten eine Lüge in die Welt. Sie bestachen die Wächter mit viel Geld und sprachen: „Sagt,seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Und wenn es dem Statthalter zu Ohren kommt, wollen wir ihn beschwichtigen und dafür sorgen, dass ihr nichts zu fürchten habt. Sie nahmen das Geld und taten, wie sie angewiesen waren.“
Um Wahrheit nicht zur Geltung kommen zu lassen, ist jedes Mittel recht. Also werden die Jünger Jesu der Lüge und des Diebstahls verdächtigt.
Der Gegensatz von Wahrheit und Lüge ist etwas ganz Anderes als der zwischen richtig und falsch. Er beschreibt ein Verhältnis zur Wirklichkeit. Die Lüge stiftet Verwirrung. Sie kennen das Wort Diabolus: Es leitet sich ab von dem griechischen Verb für „durcheinanderwerfen“. Diabolus ist einer, der alles verwirrt, durcheinanderbringt. Wo die Lüge regiert, verlieren Menschen den gemeinsamen Bezug zur Welt, sie können sich nicht mehr einigen. Die Lüge vergiftet die Gemeinschaft. Deshalb setzen zu allen Zeiten Diktatoren auf die Lüge. Sie macht Menschen handlungsunfähig und zum Spielball der Herrschenden.
So tun es auch die Machthaber in Jerusalem: Sie versuchen, die einen in Angst und Schrecken zu versetzen und die anderen durch Privilegien und Bestechung von sich abhängig zu machen.
Doch es hat ihnen nichts genützt. Denn die Wahrheit, um die es an Ostern geht, ist unverfügbar. Sie kann nicht zerstört oder in Dienst genommen werden. Sie ist nicht von dieser Welt wie die Lügengeflechte der Mächtigen. Diese Wahrheit erfüllt Menschen. In dieser Wahrheit lebt, wer sich ihr anvertraut.
Die Ausgangssperre zu Ostern funktioniert nicht, weil sich am Grab Christi Himmel und Erde berühren: Wo der Himmel einbricht, ist die Macht von Lüge und Tod gebrochen. Plötzlich ist das Grab nicht mehr das Ende einer Sackgasse, sondern der Beginn eines neuen Weges. Er führt hinaus ins Weite. Menschen, die von der Wahrheit der Auferstehung erfüllt sind, haben eine Zukunft, weil Christus die Mächte besiegte, die dem Tod dienen. Christus sagt nach dem Evangelisten Johannes: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jüngerinnen und Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Joh 8,32). Deshalb können wir mutig und zuversichtlich sein und auch in unserer Welt tun, was in unseren Kräften steht, um der Lüge Einhalt zu gebieten.
In den orthodoxen Ländern begrüßen sich an Ostern die Menschen, auch Wildfremde auf der Straße, mit „Christos Anesti“ – Christus ist auferstanden.
Sie tun, was den Frauen am Grab aufgetragen wurde: Geht eilends und sagt es den Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten! Wer die Botschaft weiter trägt, ist erfüllt vom Geist der Wahrheit und wird zur Zeugin, zum Zeugen.
Bitten wir Jesus Christus, dass er uns die Furcht nimmt und mit dem Geist seiner Wahrheit erfüllt. Christus ist auferstanden. Amen.
Emmaus und das eigene Unterwegssein. Ein Osterimpuls von Evamaria und Martin Göbel.
In Stein gehauen Christus
als Jakobuspilger mit dem Muschelzeichen.
Brüderlicher Weggefährte der Emmausjünger,
geduldig, verstehend.
Begleiter auf dem Weg durch Trauer und Hoffnungslosigkeit.
Und die Jünger erkennen ihn nicht.
Aber Christus bleibt nahe an ihrer Seite,
deutet die Schriften,
hält das Mahl mit ihnen.
Freund, liebender Weggefährte.
Und ihr Weg bleibt nicht dunkel.
Ihr Herz wird aufgetan.
Neues kann beginnen
brennenden Herzens,
zusammen mit den anderen Jüngern in Jerusalem.
Brüderliche lebendige Gemeinschaft
mit Gott und anderen Menschen -
vielleicht wird es auch uns zuteil.
Barbara Cratzius