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April

2021

Musikalische Andacht aus der Michaeliskirche

Bruder Jeremias OSA

Die Erzählung von den Emmaus-Jüngern. Musik: Sonate in d-moll für Violoncello und Klavier von Dimitri Schostakowitsch

Mitwirkende:

Bruder Jeremias
Liene Henkel (Klavier)
Eugen Mantu (Violoncello)

Kamera & Schnitt: Friedemann Seifert-Henkel

5

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April

2021

Brannte nicht unser Herz in uns?

Evamaria & Martin Göbel

Emmaus und das eigene Unterwegssein. Ein Osterimpuls von Evamaria und Martin Göbel.

Der brüderliche Weggefährte

In Stein gehauen Christus
als Jakobuspilger mit dem Muschelzeichen.

Brüderlicher Weggefährte der Emmausjünger,
geduldig, verstehend.

Begleiter auf dem Weg durch Trauer und Hoffnungslosigkeit.
Und die Jünger erkennen ihn nicht.

Aber Christus bleibt nahe an ihrer Seite,
deutet die Schriften,
hält das Mahl mit ihnen.

Freund, liebender Weggefährte.

Und ihr Weg bleibt nicht dunkel.
Ihr Herz wird aufgetan.

Neues kann beginnen
brennenden Herzens,
zusammen mit den anderen Jüngern in Jerusalem.

Brüderliche lebendige Gemeinschaft
mit Gott und anderen Menschen -

vielleicht wird es auch uns zuteil.



Barbara Cratzius

Weiterführende Gedanken:
  • Wie erlebe ich mich in dieser langen, beschwerlichen Zeit der Corona-Pandemie auf meinem Lebensweg?
    Bin ich offen für Begegnungen?
  • Worauf sollte ich achten, wenn ich auf dem Weg durch meinen Alltag gehe?
  • Habe ich Erfahrungen machen dürfen, die mein Herz zum Brennen brachten?
  • Mache ich mir bewusst, dass der unerkannte/ unsichtbare Fremde sich öfter zu mir gesellt, als ich im Augenblick wahrnehme?

5

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April

2021

Ostermontag 2021 | Predigt

Dorothea Höck

Liebe Gemeinde,

vor einigen Tagen erreichte mich auf meinem Handy ein Foto mit der geöffneten Grabkammer aus Jerusalem und dem beiseite gerollten Stein. Die Unter­schrift: „Das mit der Ausgangssperre zu Ostern hat noch nie funktioniert.“

Ein Foto ging Ostern 2021 "viral".

Das bringt die Osterbotschaft auf den Punkt.

Sie finden auf Ihrem Platz ein Fresko aus einer kleinen uralten Kapelle an der Südküste Kretas. Es setzt die Auferstehungsgeschichte nach Matthäus ins Bild.

Matthäus erzählt: „Im Aufleuchten des ersten Wochentags gingen Maria von Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus und Josef, nach dem Grab zu sehen.“ Die beiden gehörten zu Jesu Weggefährtinnen. Sie hatten ihn mit vielen anderen Frauen von Galiläa aus begleitet. Sie begleiteten Jesus auf seiner Passion, verließen ihn auch nicht, als er gekreuzigt wurde und starb. Anders als die Jünger: die waren seit der Gefangennahme verschwunden und hatten sich versteckt. Nach Jesu Begräbnis kamen die beiden Marien wieder und hielten an seinem Grab die Totenwache. Sie ließen sich nicht von den Söldnern des Pilatus abschrecken, die das Grab bewachten. Und jetzt, im Morgengrauen des ersten Tages der Woche, sind die Zwei wieder da. Ihre Liebe ist größer als die Angst. Matthäus erzählt: In diesem Moment erbebt die Erde, wie am Karfreitag, als Jesus am Kreuz starb. Doch diesmal ging nicht etwas zu Ende, sondern es ge­schah unbegreiflich Neues: Ein Engel steigt vom Himmel, wälzt den Stein vom Grab und setzt sich drauf. Wie ein Blitz erscheint er, sein Gewand ist schneeweiß. Die Söldner erbeben vor Furcht und liegen wie tot. Alles geschieht im Nu: Der Engel, das Beben, der Stein vom Grab, die Wächter wie tot. Der Engel spricht zu den Frauen: „Fürchtet Euch nicht! Ich weiß, Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier. Er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht den Ort, wo er gelegen hat.“ Und jetzt: Geht eilends zu den Jüngern und sagt: Er ist auferstanden von den Toten!

Auf Ihrem Bild sehen Sie alles: Der Engel weiß wie Schnee. Die Frauen am Grab, angeleuchtet vom göttlichen Licht des Engels. Zu dessen Füßen im Finstern die halbtoten Wächter.

Schwarz ist auch noch die Welt; außerhalb dieser Szene sehen Sie nur die Dunkelheit über dem Engel.

Auferstehungs-Fresco in Panagia Loutro (Süd-Kreta)

Die Frauen zögern nicht. Wie der Blitz war der Engel gekommen – wie ein Blitz ergreift die Frauen die Erkenntnis, dass dem Engel unbedingt zu glauben ist. Mit Furcht und Freude eilen sie, ihren Auftrag zu erfüllen. Da begegnet ihnen Jesus. „Seid Gegrüßt“, sagt er, „Chairete“, heißt wörtlich: „Freut euch!“ Sie fallen vor ihm nieder, umfassen seine Füße. „Fürchtet Euch nicht“, spricht Jesus wie der Engel. Doch würden sie seine Füße umfassen, wenn sie sich fürchteten? Mir scheint, ihr Vertrauen und ihre Hingabe sind unerschütterlich.

Jesus trägt ihnen auf: Eilt zu meinen Brüdern, schickt sie nach Galiläa, dort werden sie mich treffen.

Die Frauen eilten. Ohne diese Frauen würden wir hier heute nicht sein. Sie sind die Kronzeuginnen unseres Glaubens. Das ist äußerst verwunderlich, denn damals galten Frauen als unglaubwürdig. Ihre Zeugenschaft wurde vor den Gerichten in den Wind geschlagen, ihr Wort galt nichts.

Anders bei Jesus: Frauen und Männer gehörten gleichermaßen zu seinerJüngerschaft. Frauen sind die ersten, die die Wahrheit der Auferstehungsbotschaft verkünden. Das Wunder ist: Ihre Botschaft wurde geglaubt.

Sie ist nicht irgendeine Wahrheit. Die Wahrheit ist Christus selbst. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus im Johannesevangelium (Joh 14, 6.17). Der Geist dieser Wahrheit wird alle erfüllen, die zu ihm gehören. Die Wahrheit ist ein Subjekt, keine Sache, um deren Besitz man sich streitet, die man entstellen, verbiegen, beschneiden, färben, zurechtstutzen kann.

Der Geist dieser Wahrheit berührt die Frauen am leeren Grab. Sie zweifeln offensichtlich keinen Augenblick, dass sie ihr vertrauen können.

Auf dem Bild vor sich sehen Sie den Engel im schneeweißen Gewand. Er verkörpert die österliche Wahrheit. Wahrheit und Licht werden in der Sprache des Neuen Testaments zusammen gedacht. Das griechische Wort Aleitheia bedeutet wörtlich: „Das Un-Verborgene“. Die Wahrheit macht sichtbar, was im Dunkel lag.

Das ahnen auch die Feinde der Wahrheit, die alles daransetzen, sie aus der Welt zu schaffen. Die Auferstehung darf nicht sein, Christus soll im Grab bleiben, unter dem schweren Stein. Wir hörten vorhin, was der Evangelist Matthäus darüber berichtet. Während die Frauen weg vom Grab zu den Jüngern eilen, eilten die Wächter, die eben noch wie tot lagen, in die Stadt und zeigten den Mördern Jesu das Geschehene an. Die taten, was den eigenen Machtinteressen dient: Sie setzten eine Lüge in die Welt. Sie bestachen die Wächter mit viel Geld und sprachen: „Sagt,seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Und wenn es dem Statthalter zu Ohren kommt, wollen wir ihn beschwichtigen und dafür sorgen, dass ihr nichts zu fürchten habt. Sie nahmen das Geld und taten, wie sie angewiesen waren.“

Um Wahrheit nicht zur Geltung kommen zu lassen, ist jedes Mittel recht. Also werden die Jünger Jesu der Lüge und des Diebstahls verdächtigt.

Der Gegensatz von Wahrheit und Lüge ist etwas ganz Anderes als der zwischen richtig und falsch. Er beschreibt ein Verhältnis zur Wirklichkeit. Die Lüge stiftet Verwirrung. Sie kennen das Wort Diabolus: Es leitet sich ab von dem griechischen Verb für „durcheinanderwerfen“. Diabolus ist einer, der alles verwirrt, durcheinanderbringt. Wo die Lüge regiert, verlieren Menschen den gemeinsamen Bezug zur Welt, sie können sich nicht mehr einigen. Die Lüge vergiftet die Gemeinschaft. Deshalb setzen zu allen Zeiten Diktatoren auf die Lüge. Sie macht Menschen handlungsunfähig und zum Spielball der Herrschenden.

So tun es auch die Machthaber in Jerusalem: Sie versuchen, die einen in Angst und Schrecken zu versetzen und die anderen durch Privilegien und Bestechung von sich abhängig zu machen.

Doch es hat ihnen nichts genützt. Denn die Wahrheit, um die es an Ostern geht, ist unverfügbar. Sie kann nicht zerstört oder in Dienst genommen werden. Sie ist nicht von dieser Welt wie die Lügengeflechte der Mächtigen. Diese Wahrheit erfüllt Menschen. In dieser Wahrheit lebt, wer sich ihr anvertraut.

Die Ausgangssperre zu Ostern funktioniert nicht, weil sich am Grab Christi Himmel und Erde berühren: Wo der Himmel einbricht, ist die Macht von Lüge und Tod gebrochen. Plötzlich ist das Grab nicht mehr das Ende einer Sackgasse, sondern der Beginn eines neuen Weges. Er führt hinaus ins Weite. Menschen, die von der Wahrheit der Auferstehung erfüllt sind, haben eine Zukunft, weil Christus die Mächte besiegte, die dem Tod dienen. Christus sagt nach dem Evangelisten Johannes: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jüngerinnen und Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Joh 8,32). Deshalb können wir mutig und zuversichtlich sein und auch in unserer Welt tun, was in unseren Kräften steht, um der Lüge Einhalt zu gebieten.

In den orthodoxen Ländern begrüßen sich an Ostern die Menschen, auch Wildfremde auf der Straße, mit „Christos Anesti“ – Christus ist auferstanden.

Sie tun, was den Frauen am Grab aufgetragen wurde: Geht eilends und sagt es den Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten! Wer die Botschaft weiter trägt, ist erfüllt vom Geist der Wahrheit und wird zur Zeugin, zum Zeugen.

Bitten wir Jesus Christus, dass er uns die Furcht nimmt und mit dem Geist seiner Wahrheit erfüllt. Christus ist auferstanden. Amen.







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April

2021

Osternacht 2021 | Predigt

Bruder Jeremias OSA

Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwäl­zen?“ Die bange Frage der Frauen, die da noch in der Nacht un­ter­wegs sind zum Grab, berührt mich. Sie erinnert mich an die Schwere, die Menschen in schlimmen Situationen spüren, die man eigentlich nicht auflösen kann und in denen jedes Wort ir­gend­wie falsch erscheint...

Welche Worte des Trostes könnte man finden, wenn uns ganz in unserer Nähe der Tod begegnet? Ob er nun durch Corona oder durch Krebs oder andere Krankheiten verursacht wird – der Tod ist oft furchtbar ungerecht. Wie könnte man Trost geben?

Weil wir gerade sehr mit den Pandemie-Einschränkungen abge­lenkt sind, könnte man bisweilen die Gewalt vergessen, die auf un­se­rem blauen Planeten täglich geschieht, zu oft im Namen Got­tes. Ja, so oft wird Gottes Name missbraucht, muss sein Name herhalten, um Unrecht zu bemänteln.

Wie ein schwerer Stein liegt das Thema des Missbrauchs auf un­se­rer Kirche – und die, wie es scheint, zu zögerliche Aufarbei­tung. Wie groß muss erst der Stein auf denen lasten, die Miss­brauch erfahren haben: durch Priester, durch Menschen der Kirche, durch ehrenwerte Leute...

Wie ein schwerer Stein belasten uns Augustiner die Anschuldigungen, die in Umlauf gebracht wurde. Offenbar haben manche keine Scheu, ihre Ziele mit allen Mitteln durchzusetzen. Muss man das dulden? Vielleicht...

„Wer könnte uns den Stein vom Grab wegwäl­zen?“ – Wie der bleischwere Stein auf dem Grab Jesu liegt manches Schwere auf uns, die wir Ostern feiern: Auferstehung, obwohl uns noch so viele Fragen bedrängen, auf die wir keine rechte Antwort finden.

Die Liturgie dieser heiligen Osternacht kennt unsere Ambivalenz. Sie beginnt ja nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit dem verhalten-leisen Prasseln eines Feuers. In seinem Licht konnten wir zwar nicht die Antwort auf alle unsere Fragen finden. Aber im milden Licht des Feuers werden unsere Gesichter irgendwie besonders schön. Weniger verbissen. Im Licht des Feuers kom­men die großen Fragen. Aber da halten wir sie besser aus.

Dieses Licht hat sich durch die Osterkerze verbreitet, das Symbol des auferstandenen Christus, der uns vorangeht – wie damals die Feuersäule beim Auszug aus Ägypten. Diese besondere Kerze, dieses Symbol wurde besungen im Exultet. Dieses Licht hat sich in der dunklen Kirche verbreitet. Im Kerzenschein haben wir die gesamte Menschheitsgeschichte bedacht, die trotz al­lem durch Gottes Wirken immer wieder zur Heilsgeschichte wird.

Dann hat uns die Liturgie von den Plätzen hochgescheucht, damit wir im Jubel des Gloria auf die großen Taten des HERRN antwor­ten. Aber wir konnten nicht stehen bleiben. Noch einmal sitzen und lauschen: dem Abschnitt aus dem Römerbrief. Wir sind in der Taufe mit Christus gestorben. Wir sind dem Tod schon von der Schippe gesprungen. Wir gehören nicht mehr ihm; er hat keine endgültige Macht mehr über uns. Wir sind vielmehr Gottes geliebte Kinder. Wir haben die Freiheit, für IHN zu leben!

Noch einmal wurden wir hochgerissen: Durch das große, österliche  Halleluja. Sei nicht ungläubig, sondern glaube: Jesus Christus ist vom Tod erstanden! Er ist wahrhaft auferstanden! Halleluja!

Die Frage der Frauen, die unterwegs sind zum Grab, löst sich ganz anders, als sie erwarten können. Der Stein ist ja schon weggewälzt! Die Frage, die so schwer auf ihnen liegt, weicht dem Schrecken, dass da etwas ganz Neues und noch nie Erfahrenes hereinbricht in ihr Leben. „Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden!“ (Mk 16,6)

Gott hat ganz andere Lösungen als wir erhoffen. Gerechtigkeit, so glauben wir, lie­ge im exakten Ausgleich. Gott aber verzichtet auf's Aufrechnen. Er löst die Schuld der Menschen auf Seine Wei­se. Er schenkte uns den Erlöser: Jesus, den Sohn Gottes.

Die schwere Frage, warum unsere Erlösung durch diesen grau­samen Kreuzestod geschehen musste, können wir nicht wirk­lich beantworten. Jeder Versuch einer Antwort gebiert neue Fragen. Das Problem ist, dass Leiden, das anderen zugemu­tet wird, nie Sinn macht. Sinn entsteht aber, wenn jemand sein Leiden annimmt und es dadurch zum Erweis der Hoffnung wird, die weit über das hinausgeht, was wir hier auf Erden erwarten können.

Der Evangelist Markus fügt den Worten des Engels der Auferste­hung einen Halbsatz hinzu, den wir nur an dieser Stelle finden. Dieser Engel sagt nicht nur: „Er ist auferstanden!“, sondern fügt hinzu: „Er ist nicht hier“ (Mk 16,6).

Für mich ist damit der schwere Stein am Grab noch einmal ins Wort gehoben. „HERR, wenn du hier gewesen wärest, dann wäre mein Bruder nicht gestorben“, sagt Marta beim Tod ihres Bruders Lazarus. Im Leid schmerzt uns die Ferne Gottes am meisten. –  Es schmerzt auch, dass wir unseren ungetauften oder nicht mehr glaubenden Zeitgenossen nichts beweisen können, wenn sie sagen: Gott ist doch Schnee von gestern; er ist nicht hier...

Bei Markus wird diese Erfahrung der Ferne Gottes nicht aufge­ho­ben. Weder am Kreuz, als Jesus durch einen verzwei­fel­ten Schrei stirbt. Noch bei der Auferstehung... Es gibt es keine ausführliche Erklärung, die diese Frage auflösen würde.

Aber es gibt eine Verheißung: „Er geht euch voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen.“ – Die Jünger sollen zurückgehen, wo sie den HERRN erfahren haben. Auferstehung darf und muss man begreifen mit dem konkreten Leben, in dem der HERR bei uns ist.

Das ist das einzige, was auch wir den Zweiflern heute antworten können: Schau dein Leben an! Darin kannst du Gottes Spuren erkennen. Auch dein Leben ist Heilsgeschichte mit Gott!!

Es ist ein langer Weg zurück nach Galiläa. Auch wir haben solche Wege vielleicht schon gehen müssen. Hast du die Spuren des lebendigen Gottes im eigenen Leben schon entdeckt? Hoffentlich gelingt es auch uns mehr und mehr voll Überzeugung zu sagen: Ja, der HERR ist wirklich auferstanden! Amen.

4

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April

2021

Frau, warum weinst du? - Osterimpuls

Uta Altmann

„Frau, warum weinst du?“ (Joh 20, 11-18 )

Maria, die Frau aus Magdala, geht mit der unumstößlichen Botschaft: "Ich habe den Herrn gesehen!“ - und ER hat mich gesehen.


Es gibt in den biblischen Texten viele Erzählungen über die Begegnung Jesu mit Weinenden, besonders im Lukas-Evangelium:

- die weinende Mutter des toten Jünglings von Nain;

- die Sünderin, die weinend Jesu Füße benetzte;

- Maria, die Schwester des Lazarus, die seinen Tod beweinte;

- die weinenden Frauen auf dem Kreuzweg;

- bei Markus haben wir die Klageweiber beim Tod der Tochter des Jairus.

All diese Genannten machen letztlich Auferstehungserfahrungen und gehen in eine getröstete Zukunft, weil Einer gefragt hat : "Warum weinst du?"


HÖR AUF ZU BEBEN, BEREITE DICH, ZU LEBEN!“, heißt es im Schlusschor der Auferstehungssinfonie von Gustav Mahler (2. Sinfonie).


Textorientierung: Eugen Drewermann: „Die Botschaft der Frauen“/ 1992/Walter-Verlag.


Zusatzmaterial zum Fastenimpuls:

Hohelied 5, 5-8


Ich stand auf, meinem Geliebten zu öffnen.
Da tropften meine Hände von Myrrhe,
meine Finger von ausfließendem Balsam an den Griffen des Riegels.

Ich öffnete meinem Geliebten;
doch mein Geliebter war war weg, verschwunden.

Meine Seele war außer sich ...
Ich suchte ihn und fand ihn nicht.
Ich rief ihn und er antwortete nicht.

Da fanden mich die Wächter bei ihrer Runde um die Stadt;
sie schlugen, sie verletzten mich,
meinen Mantel entrissen sie mir, die Wächter der Mauern.

Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems:
Wenn ihr meinen Geliebten findet,
was sollt ihr ihm sagen?

Dass ich krank bin vor Liebe.


Jesaja 43, 1-7


Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst!
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen,
du gehörst zu mir!

Wenn du durchs Wasser schreitest,
bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort.

Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt,
keine Flamme wird dich verbrennen.

Denn ich, der Herr, bin dein Gott,
ich, der Heilige Israels, bin dein Retter ....

Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist
und weil ich dich liebe .......

Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist,
habe ich zu meiner Ehre erschaffen, geformt und gemacht.


Joh 11, 17-36

Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa 15 Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Hause sitzen. Marta sagte zu Jesus: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich, alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.“

Jesus sagte zu ihr: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Marta sagtezu ihm: „Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.“ Jesus sagt zu ihr: „Ich bin die Auferstehung unddas Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“

Marta sagte zu ihm: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“

Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: „Der Meister ist da und lässt dich rufen." Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm. Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo Marta ihn getroffen hatte. Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen.

Als Maria dort hin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: „Wo habt ihr ihn bestattet?“ Sie sagten: „Komm und sieh!"

Da weinte Jesus. Die Juden sagten: „Seht, wie lieb er ihn hatte...."



Andreas Knapp: Osterspaziergang

in aussichtsloser nacht
ein totenlicht ans grab bringen


aufbruchstimmung am wegrand
es knospen die ersten kreuzblütler


wer aber wälzt
den stein vom herzen


der neue morgen öffnet mir
engelgleich die augen


bei licht besehen
ist das grab kein endlager mehr


überwältigt betrete ich
den aufwachraum ins unbegrenzte



Segen

Christus, segne uns mit einer Sehnsucht, die über das Grab hinwegschauen kann.
Segne uns mit einer Liebe, die Dich in allen Wandlungen unseres Daseins als den Lebendigen wahrnimmt.
Segne uns mit einer Zukunft, die uns durch alle Tränen hindurch das österliche Licht sehen lässt.